Film über Reise nach Babylon überzeugte

Cyprien Gaillard gewinnt den Preis der Nationalgalerie 2011

Es war ein hochkarätiger Wettbewerb, der in diesem Jahr im Museum Hamburger Bahnhof zu sehen war. Die viel gelobte Schwedin Klara Lidén zeigte mit einem etwas ratlosen Hüpfer in den Abfalleimer und einem Busch in Containerform zwar keine von ihren stärksten Arbeiten. Aber für Freunde surrealistischer Rätselhaftigkeit waren Andro Wekuas Film und Installation extrem verführerisch. Und Kitty Kraus vermied es mit hampelmannhaft hüpfenden Skulpturen aus Einzelteilen von Einkaufswagen und einer zum Zersplittern gespannten Glasscheibe souverän, ihren Minimalismus zur Masche zu reduzieren. Doch als am Mittwoch abend im Hamburger Bahnhof endlich die Wahl der Jury verkündet wurde, hieß der Gewinner Cyprien Gaillard mit seinem Film "Artefacts".

Der 1980 geborene Franzose hatte an den archäologischen Stätten des antiken Babylon gedreht, wo amerikanische Soldaten über antike Ruinen stolpern und Jeeps auf frühe Menschheitsgeschichte stoßen. Das ursprünglich auf dem IPhone aufgenommene Material kopierte Gaillard auf Film, der sich in seiner Endlosschlaufe langsam abnutzen soll: So setzt Gaillard auch medial die Vergänglichkeit ins Bild. Auch der Soundtrack dazu läuft endlos: Es ist der Refrain des alten Songs "Babylon" von David Gray.

Die Jury, bestehend aus Bice Curiger (Biennale, Venedig), Ann Goldstein (Stedelijk Museum, Amsterdam), Udo Kittelmann (Nationalgalerie, Berlin) und Bartomeu Marí i Ribas (MACBA, Barcelona) begründete ihre Wahl folgendermaßen:„Eine eindrückliche Reflexion über den Mythos Babylon, der durch den Bezug zum Krieg im Irak eine besondere Aktualisierung erfährt. Die kraftvollen betörenden Bilder sind bewusst so ineinander geschnitten, dass eine hypernervöse, fast hypnotische Wirkung entsteht, die unsere Aufmerksamkeit auf unsere eigene kulturelle Befindlichkeit lenkt.“

Gleichzeitig wurde erstmals auch der Preis für junge Filmkunst vergeben: Er ging an Theo Solnik für seinen Film "Anna Pavlova lebt in Berlin".