Pussy Riot führen Olympia-Stadt Sotschi vor

Peitschen und Knüppel

Der Clip «Putin bringt dir bei, die Heimat zu lieben» ging am Donnerstagmorgen im Internet online. In dem rund zweieinhalb Minuten langen Film ist unter anderem zu sehen, wie ein uniformierter Kosake in Sotschi mit einer Peitsche brutal auf die mit Strickmasken getarnten Frauen losgeht. Die Kosaken sehen sich selbst als Hilfspolizisten.

   Die Aktivistinnen Nadeschda Tolokonnikowa und Maria Aljochina hatten für Donnerstagmorgen in Sotschi eine Pressekonferenz angekündigt. Zahlreiche Sicherheitskräfte blockierten den Zugang zum Ort der Veranstaltung. Das Hotel habe den Termin unter Hinweis auf ein angeblich geplatztes Rohr abgesagt, teilte Tolokonnikowa mit. Im ganzen Olympiaort habe Pussy Riot auf der Suche nach Räumen Absagen kassiert. Die Pressekonferenz fand daher vor dem Gebäude statt. Am 23. Dezember waren Tolokonnikowa und Aljochina im Zuge einer Amnestie nach fast zwei Jahren vorzeitig aus dem Straflager entlassen worden.

   In dem Clip tanzt die Gruppe vor den olympischen Ringen. In dem russischsprachigen Lied prangern die Aktivistinnen das beispiellose Polizeiaufgebot in Sotschi sowie die Rekordausgaben von rund 37,5 Milliarden Euro für die Olympischen Winterspiele an, die als Prestigeprojekt von Kremlchef Wladimir Putin gelten. «Putin bringt dir bei, die Heimat zu lieben» («Putin nautschit tebja ljubit rodinu») heißt es immer ironisch wieder im Refrain.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat die Verwendung olympischer Symbole im Clip kritisiert. «Die Spiele sollten nicht politisch missbraucht werden», sagte IOC-Sprecher Mark Adams am Donnerstag in Sotschi. Er ging auch auf den Angriff der Kosaken ein: «Wir fanden diese Bilder sehr beunruhigend», sagte Adams. Soweit er wisse, habe sich der Gouverneur der Olympia-Region für die Attacke entschuldigt. «Ich glaube nicht, dass Pussy Riot gegen die Spiele protestiert hat», betonte hingegen Adams. Ein «Recht auf Kundgebungen» besitze natürlich jeder. «Aber die Spiele sind eine große Show, und im olympischen Dorf herrscht große Harmonie», erzählte Adams.

Die Aktivistinnen waren in Sotschi vor einigen Tagen in einem angeblichen Diebstahlsfall von der Polizei abgeführt und nach eigener Darstellung misshandelt worden. Sie wurden später freigelassen.