Streit um Ausstellungsort

Private Kunsthalle Berlin erhält massiv Steuergeld

Anders als bisher bekannt wird die umstrittene Kunsthalle Berlin der privaten Stiftung für Kunst und Kultur e.V. Bonn in großem Umfang mit Geldern des Berliner Senats unterstützt

Das berichtete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Die Stiftung des Kulturmanagers Walter Smerling hat für zunächst zwei Jahre zwei Hangars des Flughafen Tempelhofs gemietet. Als erstes wurde eine Ausstellung des französischen Bildhauers Bernar Venet eröffnet. Aus der Berliner Kunstszene wurde die Kunsthalle Berlin stark angegriffen. Zahlreiche Künstlerinnen und Kulturschaffende teilten auf Social Media einen Boykottaufruf gegen die Institution, die dort als "zynisches, neoliberales Vehikel" bezeichnet wird.

Verteidiger der Kunsthalle hatten zunächst argumentiert, dass Smerlings Verein die leer stehenden Räume zwar mietfrei, aber immerhin ohne zusätzliche finanzielle Mittel der öffentlichen Hand bespiele, die Alternative sei Leerstand. Doch wie die "F.A.Z." am Samstag schreibt, bestätigte nun die Senatsverwaltung, dass die Betriebskosten nicht vollständig vom Verein Stiftung für Kunst und Kultur übernommen würden, sondern dass das Land einen fünfzigprozentigen Kostenanteil daran trage. Da man von Betriebskosten in Höhe von hunderttausend Euro im Monat ausgehen kann, dürfte sich die Fördersumme des Senats für zwei Jahre also auf rund 1,2 Millionen Euro summieren – ein Betrag, der beispielsweise den jährlichen Ankaufsetat der Berliner Nationalgalerie deutlich übersteigt. Die Mittel stammen aus dem Haushalt der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen.

Öffentliches Geld für private Interessen

Die Künstlerin Candice Breitz, die auch den Boykott-Aufruf geteilt hatte, hat den Vorgang in einem offenen Brief auf ihrer Facebook-Seite scharf kritisiert – und dabei auch den Galeristen Johann König angegriffen, der parallel zur Ausstellung Werke von Bernar Venet verkauft. Warum solle der Steuerzahler "eine Operation bezahlen, deren primäres Ziel die Steigerung des Wertes von Venets Werken sei, zum finanziellen Nutzen von drei Männern, die höchstwahrscheinlich reich genug sind, um ihre Stromrechnungen selbst zu bezahlen: Walter Smerling, Johann König und Bernar Venet?"

Direkte Konsequenzen hat die Affaire mittlerweile auf die Vorgängerausstellung "Diversity United", die Smerling im vergangenen Jahr im Flughafen Tempelhof organisiert hatte und die derzeit in Moskau zu sehen ist. Mona Hatoum,  Agnieszka Polska, Martina Vacheva und Aleksandra Domanović haben angekündigt, ihre Werke aus dieser Schau abzuziehen, Ahmet Öğüt hatte bereits im Herbst seine Werke abgezogen.