Dercon-Nachfolge

René Pollesch übernimmt Berliner Volksbühne

 Rene Pollesch, Theaterregisseur und Autor, am Rande einer Pressekonferenz zur "Zukunft der Volksbühne"
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Rene Pollesch, Theaterregisseur und Autor, am Rande einer Pressekonferenz zur "Zukunft der Volksbühne"

Nach monatelanger Suche ist ein neuer Intendant für die Berliner Volksbühne gefunden. Ab 2021 soll René Pollesch das Theater übernehmen. Und er will eine besondere Arbeitsweise mitbringen

Regisseur René Pollesch will mit Beginn seiner Intendanz eine Reihe bekannter Schauspieler an die Berliner Volksbühne zurückholen. Er soll das Theater zur Saison 2021/2022 übernehmen. Zum Ensemble sollen dann zum Beispiel Martin Wuttke, Kathi Angerer und Fabian Hinrichs gehören, wie Pollesch am Mittwoch sagte. Ein Jahr später werde auch Sophie Rois dazukommen.

Pollesch hatte bereits unter dem langjährigen Intendanten Frank Castorf an der Volksbühne gearbeitet und eine Nebenbühne geleitet, den Prater im Stadtteil Prenzlauer Berg. Nun kehrt er als Intendant an den Rosa-Luxemburg-Platz zurück. Pollesch schreibt seine Stücke selbst und arbeitete etwa in Stuttgart, Hamburg, Wien und Frankfurt.

In Berlin inszenierte er zuletzt am Deutschen Theater "Cry Baby" und "Black Maria". Pollesch galt seit Längerem als Kandidat für die Leitung der Volksbühne. Die Volksbühne hat turbulente Zeiten hinter sich. Ein Vierteljahrhundert hatte Castorf die Bühne geführt. Dann übernahm der Belgier Chris Dercon das Haus.

Dem Museumsexperten schlug aber Protest aus der Kulturszene entgegen. Dercon gab den Posten im Frühjahr 2018 wieder auf, nach weniger als einem Jahr. Bis zum Sommer 2021 leitet nun der eigentlich als Geschäftsführer vorgesehene Klaus Dörr das Theater. Danach soll Pollesch übernehmen, Dörr wird die Volksbühne verlassen.

Pollesch hat Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen studiert. In der Vergangenheit hat er mit Schauspielern wie Wuttke und Rois zusammengearbeitet, aber auch mit TV-Entertainer Harald Schmidt. 2002 wurde er vom Magazin "Theater heute" zum besten deutschsprachigen Dramatiker gewählt. 2007 erhielt er den Nestroy-Preis, den wichtigsten Theaterpreis Österreichs.

Die Volksbühne mit ihrer Räuberrad-Skulptur vor dem Haus gilt als eines des wichtigsten Theater Deutschlands. Unter Castorf hatte es bei Fans Kultstatus, andere wünschten sich dagegen eine Erneuerung. Pollesch sagte, er wolle die Volksbühne für verschiedenste Künstler öffnen.

Er werde sich gemeinsam mit den Schauspielern auf die Suche machen, um das Sprechtheater in ihrem Sinne zu bespielen. Nach seinen Plänen könnten zum Beispiel Schauspieler, Autoren und Bühnenbildner gemeinsam ein Stück entwickeln. Pollesch gilt als experimentierfreudiger Autor und Regisseur. An der Volksbühne will er zweimal pro Saison selbst inszenieren. Einmal pro Spielzeit werde er noch außerhalb inszenieren, sagte Pollesch.