Felwine Sarr

Restitutionsexperte: deutsche Haltung fortschrittlich in Europa

Felwine Sarr
Foto: Rama, Wikimedia Commons

Felwine Sarr

Der Restitutionsexperte Felwine Sarr hat Position und Entwicklung deutscher Kulturverantwortlicher in der Diskussion um Rückgaben von Kunstobjekten gelobt

"Die deutsche Haltung ist eine der fortschrittlichsten in Europa", sagte der senegalesische Schriftsteller und Wirtschaftswissenschaftler im Interview der Wochenzeitung "Die Zeit". , das auch im WDR 3 ausgestrahlt wurde. "Das Land ist immer fortschrittlicher geworden", sagte der 46-Jährige unter Verweis auf die Debatten um das Berliner Humboldt Forum, wo auch Objekte aus der deutschen Kolonialzeit gezeigt werden sollen.

Sarr hatte zusammen mit der französische Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy Ende vergangenen Jahres in einem Bericht für den französischen Präsidenten Emmanuel Macron empfohlen, aus der Kolonialzeit stammende Kunstwerke an die Herkunftsländer in Afrika zurückzugeben.

In Frankreich sei "seit unserem Bericht praktisch nichts passiert", kritisierte Sarr. In Deutschland ist das aus seiner Sicht anders: "Es gibt viele Museen, die sich zur Restitution entschlossen haben." Zudem habe sich Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) entschieden für die Restitution ausgesprochen. "Wir sind also längst nicht mehr am Anfang, als es gebetsmühlenartig hieß: Wir machen erst mal Provenienzforschung", sagte Sarr.

Der Experte warnte zugleich davor, das Wort Restitution durch Zirkulation zu ersetzen. "Damit will man die Frage nach dem Eigentum vermeiden, indem man sagt: Die Objekte sind universell." Restitution bedeute, dass anderen etwas weggenommen wurde, das jetzt zurückgegeben werden müsse. Sarr: "Zirkulation ja, aber erst wenn die Objekte restituiert worden sind."

Die Rückgabe der Gegenstände sei aber der geringste Teil. "Es geht darum, das Verhältnis von Afrika und Europa neu zu bestimmen», sagte Sarr. «Europa muss lernen, eine gemeinsame Welt ohne europäische Führung zu akzeptieren und nicht immer nur vorangehen zu wollen. Die Europäer müssen auf die Erfahrungen anderer hören."