Rashid Johnson in New York

Schwarz gegen Schwarz-Weiß-Denken

Wer sagt, was Weiße tun und Schwarze lassen, seit Tiger Woods Weltklassegolf spielt und Condoleezza Rice im Weißen Haus saß, und zwar als Republikanerin? Denn nicht erst seit Barack Obama haben sich die USA weitgehend von blackness verabschiedet. Für die Autorin Debra Dickerson diente dieses Konzept von Identität dazu, „das Verhalten von Afroamerikanern vorherzusagen und zu beeinflussen“. Auch in der Kunst hat es Umwälzungen gegeben. Der Begriff post-black art hat sich mit Thelma Goldens „Freestyle“-Gruppenschau im Harlemer Studio Museum durchgesetzt. Für Rashid Johnson brachte die Ausstellung 2001 den Durchbruch. Johnson, geboren 1977 in Chicago, wurde aber schon vor „Freestyle“ mit altmeisterlichen Schwarz-Weiß-Fotografien bekannt.

Zwischen der Teilnahme an der Venedig-Biennale und seiner großen Präsentation am Museum of Contemporary Art (ab April) in seiner Heimatstadt macht der für den Hugo Boss Prize nominierte Künstler Station bei Hauser & Wirth in New York: ein bedeutsamer Ort für seine neuen Arbeiten, darunter Gemälde, Skulpturen, Installationen und Filme. Denn das Galeriehaus gehörte einst Don King, dem sagenhaften Boxpromoter und Organisator des „Rumble in the Jungle“-Kampfs zwischen Muhammad Ali und George Foreman 1974 in Kinshasa. Einmal mehr dürfte Johnson in der Soloschau mit dem Titel „Rumble“ unterkomplexe Vorstellungen afroamerikanischer Identität ad absurdum führen.

Neben dem schillernden Don King – der sich 2004 ausgerechnet für die Wiederwahl von George W. Bush einsetzte – zitiert Johnson mittels Brandzeichen auf einer hölzernen Wandinstallation einen dubiosen Geheimbund namens Boulé herbei, dem gerüchtehalber auch Obama angehören soll. Stolz sei er schon gewesen auf dessen Wahl zum Präsidenten, hat Johnson gesagt. „But I wasn’t proud for black people – I was kind of proud for white people.“ - "Ich war nicht stolz auf die Schwarzen - ich war irgendwie stolz auf die Weißen."

Auf einer Bodenfläche aus geflammtem Eichenholz und auf spiegelnden Mosaiken gießt der Künstler schwarze Farbe aus. Aber ist „Schwarz“ heute mehr als eine Farbe? Rashid Johnson stellt herkömmliche Zuschreibungen infrage. Alles fließt.

Hauser & Wirth, New York, 11. Januar bis 25. Februar 2012