Tod mit 88 Jahren

Spanischer Maler Antoni Tàpies gestorben

Der spanische Maler Antoni Tàpies, einer der bedeutendsten abstrakten Künstler der Gegenwart, ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Das teilte die Stadtverwaltung von Barcelona in der Nacht zum Dienstag mit. Der aus der katalanischen Metropole stammende Künstler hatte bis kurz vor seinem Tod an seinen Werken gearbeitet, obwohl er gesundheitlich seit Jahren angeschlagen war. Im Januar konnte er nicht zu einer Ausstellung seiner Werke nach Madrid reisen.

Tàpies starb am Montag in seiner Wohnung in Barcelona. In ihm verlor Spanien den letzten herausragenden Vertreter seiner künstlerischen Avantgarde der Nachkriegszeit. Die Werke des Katalanen wurden in namhaften Museen in aller Welt ausgestellt. Tàpies war ein Autodidakt. Mit der Malerei begann er 1945, nachdem er in seiner Geburtsstadt sein Jurastudium abgebrochen hatte.

In der Anfangszeit ließ er sich von den Werken zeitgenössischer Künstler wie Paul Klee, Joan Miró, Pablo Picasso oder Jean Dubuffet anregen, von denen er viele auch persönlich kannte. Dagegen hielt er zu seinem katalanischen Landsmann Salvador Dalí und anderen Surrealisten Distanz. «Künstler wie er malen doch wie Schüler», sagte er einmal. Auf seine eigene surrealistische und dadaistische Phase blickte Tàpies mit gemischten Gefühlen zurück. «Dieser Einfluss war nicht so vorteilhaft, weil er mich meiner Spontaneität beraubte.»

Tàpies nutzte seine Kunst auch als ein Mittel des politischen Protests gegen die Franco-Diktatur (1939-1975) und wurde 1966 zeitweise verhaftet. Der Künstler erhielt später zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Prinz-von-Asturien-Preis, der als die spanische Version des Nobelpreises gilt. Vor knapp zwei Jahren verlieh der spanische König Juan Carlos ihm den Adelstitel eines Markgrafen für seine «Beiträge zu den plastischen Künsten in Spanien und in aller Welt».

Einen Blick auf das Lebenswerk des Malers wirft eine Ausstellung in Siegen. Das Museum für Gegenwartskunst zeigt noch bis zum 19. Februar 50 großformatige Bilder des Künstlers von den 40er-Jahren bis heute. Die Schau «Bild, Körper, Pathos» umfasst frühe Selbstporträts ebenso wie Materialbilder aus Sand, Zement, Marmorstaub und Leim. Auch Fundstücke wie Kleider oder Haushaltsgegenstände bezieht er in seine Arbeiten ein.

 (dpa)