Hochschulreport 2006

Städelschule Frankfurt

Die Internationale: Improvisationserprobt, charmant, glamourös, weltgewandt

Eigentlich ist die Geschichte der Städelschule der letzten zwanzig Jahre geprägt dadurch, daß Ideen hier schon immer in die Tat umgesetzt werden konnten. Die wohl spektakulärste geht auf Kasper König zurück: Er ließ in den Achtzigern einen Frachtcontainer an ein altes Säulenportal anhängen und machte den sogenannten Portikus zu einer kleinen, aber gut arbeitenden Ausstellungshalle für ganz aktuelle Kunst – mit Weltruf. Ob On Kawara oder Thomas Ruff oder Tobias Rehberger, mittlerweile Prodekan am Städel: Viele Große hatten ihre erste prominente Einzelausstellung hier. Statt Malerfürstenprofessoren gab es am Städel regelmäßig lustige Speis- und vor allem Trank-Wochenenden mit Hermann Nitsch, der Filmkünstler Peter Kubelka führte das Kochen als Kunstdisziplin ein und bestand auf die bis heute ausgewiesenermaßen beste Studentenverpflegung, Dan Graham baute die herrlich helle und kommunikative Mensa dazu, in der bis heute Anekdoten weitererzählt werden, etwa wie der Malereiprofessor Kippenberger einmal mit Thomas Bayrle in Tokio war und der japanische Wirt aussah wie Bill Clinton.

Nach dem Generationswechsel, eingeleitet durch den jetzigen Direktor Daniel Birnbaum, hat die Städelschule sowohl ihren improvisationserprobten, leicht polterigen Charme behalten, als auch den glamourösen Schimmer der Kunstwelt gewonnen. Viele Vorlesungen finden auf Englisch statt, was sowohl den internationalen Studenten zugute kommt als auch der Creme der Geisteswissenschaften. Willhelm de Rooj hat Wolfgang Tillmans’ Professur übernommen, Simon Starling und Mark Leckey unterrichten seit einiger Zeit, Tobias Rehberger reist mit seinen Studenten umher. Immer wieder befruchten sich der Städelsche Studien- und der Ausstellungsbetrieb des Portikus gegenseitig. Bei den Rundgängen in der Schule und den im Industriegebiet Ost ausgelagerten Ateliers ist der Standard der Präsentationen hoch – Preislisten, wie sie an Akademien mit hohem Malereiaufkommen in unangemessen professionalisierter Manier ausliegen, sind dabei zu recht verpönt. Dabei können Studenten wie die Dänin Pernille Kapper Williams durchaus schon internationale Ausstellungsbeteiligungen aufweisen. Der konzeptuell arbeitende Flo Maak baut Wahrnehmungstheorie, Fotografie und Baustoffe zu Installationen zusammen. Und Sarah Ortmeyers Fotografien, die ein Zwischenstadium zu beschreiben scheinen, haben formale Qualitäten, als sei sie nicht erst Ende zwanzig und ganz am Anfang. Früher oder später werden sie wohl im Portikus ausstellen.

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