Rotterdamer Kunstdiebstahl

Täter verurteilt, Beute verschwunden



Bukarest/Amsterdam (dpa) - Nur zwei Minuten und 48 Sekunden hatten zwei Einbrecher gebraucht, um in der Rotterdamer Kunsthalle sieben Gemälde von Picasso, Matisse, Monet und anderen Meistern von den Wänden zu nehmen und damit zu verschwinden. Am Dienstag fiel in erster Instanz im rumänischen Bukarest das erste Urteil zu dem spektakulären Diebstahl vom Oktober 2012: Zwei von insgesamt sechs Angeklagten müssen für je sechs Jahre und acht Monate ins Gefängnis.

Es handelt sich um einen der beiden Einbrecher und den Fahrer des Fluchtautos. Der zweite Dieb war indes weiter flüchtig. Gegen drei weitere Komplizen laufen zudem gesonderte Gerichtsverfahren. Und von den gestohlenen Bildern fehlte weiter jede Spur.

Nach dem Diebstahl in der niederländischen Kunsthalle gingen die Täter zunächst geradezu stümperhaft vor: Sie brachten die Bilder nach Rumänien und boten zwei davon dort zum Kauf an. Diese konnte die Expertin Mariana Dragu vom Nationalen Kunstmuseum in Bukarest sehen, weil ein potenzieller Käufer sie schätzen lassen wollte. Dragu wandte sich umgehend an die Staatsanwaltschaft.

Aber nicht nur bei den Kriminellen lief einiges schief, sondern auch auf Seiten der Fahnder. Die Ermittler versuchten, die Bilder über ein fingiertes Kaufangebot sicherzustellen. Doch das scheiterte, weil die Diebe von einem der mitangeklagten Hehler gewarnt wurden.

Darüber ist die zuständige Staatsanwältin Raluca Botea «heute noch wütend», wie sie der rumänischen Tageszeitung «Adevarul» und dem niederländischen «Handelsblad» vor Wochen sagte. Ein verdeckter Polizist hätte die Bilder «kaufen» sollen. Er sei vorher tagelang trainiert worden, um glaubhaft wie ein Kunstexperte aus Russland zu wirken, weil die Diebe mit russischen Interessenten gerechnet hätten.

An Rumänien als ein Land, in dem jemand versuchen würde, gestohlene Kunst teuer abzusetzen, hatte die niederländische Polizei zunächst wohl nicht gedacht. Vielmehr war sie offenbar davon ausgegangen, dass die Gangster finanzkräftige Käufer im Westen an der Hand und womöglich gar in deren Auftrag gehandelt hatten.

Die Räuber sind offensichtlich Kunstbanausen: Einer von ihnen habe Matisse gar in Verbindung mit dem ähnlich klingenden Automodell «Matiz» gebracht, heißt es in einem Vernehmungsprotokoll der Staatsanwaltschaft. Dafür aber verstanden die Gangster etwas von Türschlössern. Allerdings wirft die Tatsache, dass die Räuber derart schnell zu Werke gehen konnten, ein schlechtes Licht auf die Sicherheitsvorkehrungen in dem bestohlenen Museum.

So war der Notausgang der Kunsthalle ungesichert. Dies habe die Feuerwehr so vorgeschrieben, erklärten Museumsverantwortliche. Dennoch wirkte es grotesk, dass der Anwalt der zwei Angeklagten, Catalin Dancu, der Kunsthalle vorwarf, den Raub begünstigt zu haben und mit dieser Begründung mildernde Umstände forderte.

Angeblich hat die Mutter eines der jetzt verurteilten Räuber die Bilder verbrannt, nachdem sie im Januar 2013 aufflogen und festgenommen wurden. Wissenschaftliche Untersuchungen der Asche schienen die Verbrennungsthese zu untermauern. Später widerrief die Frau ihre entsprechenden Angaben.

Inzwischen führt eine Spur wieder zurück von Rumänien nach Holland und von dort nach England: Einer der Angeklagten nannte im Prozess den Namen eines ukrainischen Profi-Boxsportlers, dem er fünf der sieben Gemälde habe übergeben lassen. Dieser Mann habe bisher in Amsterdam und London gelebt. Dieser Kunstkrimi geht also weiter.