Rembrandt Bugatti in Berlin

Tiere sehen dich an

Seine Leidenschaft kostete Rembrandt Bugatti das Leben. Als der Zoo Antwerpen 1916 im Zuge des ersten Weltkrieges einen Großteil seiner Tiere töten lassen musste, verfiel der Künstler in eine tiefe Depression. Mit einem Blumenstrauß an seiner Seite legte sich Bugatti auf sein Bett und vergaste sich. So jedenfalls will es die Legende.

Fakt ist, dass sich Bugatti, 1884 in eine Mailänder Künstlerfamilie hineingeboren, mit gerade einmal 31 Jahren das Leben nahm. Und dass Tiere die Musen des Bildhauers waren. Zunächst Kühe und Pferde, bald aber schon exotischere Gattungen wie Ameisenbären, Elefanten, Marabus oder Yaks, die ihm bei seinen täglichen Zoobesuchen Modell standen. Fotos aus der Zeit künden von einer fast unheimlichen Vertrautheit zwischen Künstler und Tier. 1904 schuf Bugatti die Plastik eines sich aufbäumenden Elefanten, die sein älterer Bruder, der Automobilkonstrukteur Ettore Bugatti, Jahrzehnte später als Kühlerfigur des Bugatti „Royale“ verwendete.

Vor allem unter Designkennern hat Rembrandt Bugatti einen Namen (seine Bronzen erzielen auf Auktionen Millionenwerte), in der Kunstwelt aber ist er wenig bekannt. Das könnte eine Ausstellung mit über 80 Skulpturen in der Alten Nationalgalerie jetzt ändern. Sie reicht von den frühen naturalistischen bis zu den abstrakteren Darstellungen des Spätwerks. Gerade aus den in den Jahren vor seinem Tod entstandenen, vermeintlich weniger realistischen Arbeiten tritt Bugattis tiefes Verständnis für den Ausdruck des Tiers hervor.

Rembrandt Bugatti, Alte Nationalgalerie, Berlin, 28. März bis 27. Juli