Wohin im April?

Um diese Zeit, wie jedes Jahr

„Kompass: Zeichnungen aus dem MoMA, New York“
Als compass bezeichnet man im Englischen sowohl die Navigationshilfe als auch den Zirkel. Als Titel einer Ausstellung mit Arbeiten aus der Sammlung Judith Rothschilds, die sich heute in MoMA-Beständen befinden, spielt er auf die weltweite Herkunft und die Materialvielfalt der Zeichnungen an. Zu sehen sind Skizzen und Studien, spontanes Gekritzel, akribische Konstruktionen, Collagen, Frottagen, Assemblagen, abstrakte, narrative bis figurative Arbeiten. Große Namen sind vertreten: Robert Rauschenberg, Ed Ruscha, Martin Kippenberger oder Paul McCarthy.
Martin-Gropius-Bau, Berlin, bis 29. Mai

„So machen wir es: Techniken und Ästhetik der Aneignung. Von Ei Arakawa bis Andy Warhol“
So machen’s alle – könnte man zur Verteidigung eines Ex-Ministers vorbringen, der seine Doktorarbeit nach dem Copy-und-paste-Prinzip geschrieben hat. In der Kunst ist die mehr oder weniger unverfrorene Aneignung von Fremdmaterial als Appropriation-Art salonfähig geworden. Die Ausstellung „So machen wir es“ zeigt, auf welch unterschiedliche Weise sich Künstler Inhalte, Materialien und Haltungen einverleiben. Zeitlich geht die Schau zurück bis zu Andy Warhol, präsentiert Werke von Richard Prince und Jean-Luc Godards filmgeschichtlichen Meilenstein „Histoire(s) du Cinéma“, subversive Montagen von Martha Rosler sind ebenfalls zu sehen, dazu jüngere Arbeiten von Natascha Sadr Haghighian, Nora Schultz oder Danh Vo.
Kunsthaus Bregenz, 16. April bis 3. Juli

„Zwischen Film und Kunst – Storyboards von Hitchcock bis Spielberg“
Filmszenen, die später gedreht werden sollen, sind schwer zu beschreiben. Deshalb wird nach dem Drehbuch meist ein Storyboard gezeichnet. Solche „optischen Drehbücher“ ließ bereits Friedrich Wilhelm Murnau anfertigen, „Vom Winde verweht“ existierte als Vorstufe auf dem Papier, und auch Alfred Hitchcock war berühmt für minutiöse Vorplanung anhand von Storyboards. Stanley Kubrick ebenso. Die Zeichnung, die dem Film vorausgeht: ideal fürs Museum, doch die Ausstellung der Kunsthalle Emden in Zusammenarbeit mit der in Berlin ansässigen Deutschen Kinemathek ist Pionierarbeit. Den Storyboards für Filme von Coppola bis Wenders werden die endgültigen Filmszenen gegenübergestellt. Dazu sind „filmische“ Zeichnungen internationaler Künstler zu sehen, von Henri Michaux, Alex Katz oder Marcel van Eeden.
Kunsthalle Emden, 16. April bis 17. Juli

Evelyne Axell: „La Terre est Ronde“
Eva Herman könnte neidisch werden. Evelyne Axell (1935–1972), vormals Nachrichtensprecherin und Schauspielerin, reüssierte ab 1964 als Malerin und wurde zur Zentralfigur der belgischen Pop-Art. Ihr Werk ist heute wieder aktuell – wie auch andere weibliche Pop-Künstlerinnen neu entdeckt werden. Arbeiten von Axell wurden bereits in der „Power Up“-Schau der Kunsthalle Wien gezeigt. Ihre Frauenfiguren reißen sich von konventionellen Rollenzuschreibungen los und kosten eine neue, von erotischer Selbstbestimmung geprägte Freiheit aus. In der Materialästhetik sind Axells Bilder ebenso ungewöhnlich: Plexiglas, Emaille, synthetisches Fell und Folien kamen zur Anwendung.
Kunstverein Hamburg, 9. April bis 13. Juni


Nina Canell: „Ode to Outer Ends“

Wie klingt eine Melone? Wie kriegt man Neonröhren weich? Die Kunst von Nina Canell ist eine Wissenschaft für sich. Ausgediente Alltagsgegenstände und natürliche Materialien arrangiert die Schwedin zu Versuchsanordnungen, die an Alchemie erinnern und weniger hochmodernen Experimenten ähneln. Die Installationen sind nicht nur visuell erfahrbar: Canell, die der experimentellen Musik nahesteht, kalkuliert stets einen hohen Geräuschfaktor ein.
Kunsthalle Fridericianum, Kassel, bis 5. Juni

Panamarenko
Als Startrampe zur Art Cologne dienen in diesem Jahr die Objekte des Künstlers Panamarenko. Denn gleich im Entree gibt es einen Überblick über das Schaffen des visionären Belgiers, der fantastische Flugobjekte, Roboterhühner, ein fliegendes Auto und Flugrucksäcke konstruiert hat. Obwohl grundsätzlich flugunfähig, sind Panamarenkos Maschinenskulpturen doch Objekte, dank denen der Geist abheben kann. Mit der Ausstellung kehren großformatige Werke des Künstlers nach Nordrhein-Westfalen zurück; hier begann seine internationale Karriere, weil nicht zuletzt Joseph Beuys sich für Panamarenko starkmachte.
Art Cologne, 13. bis 17. April

Aernout Mik: „Communitas“
Der lateinische Begriff communitas bezeichnet eine Gruppe, die sich durch Hierarchieverzicht und freien Geist auszeichnet. In seinen Raum- und Videoinstallationen simuliert der Niederländer Aernout Mik solche unstrukturierten Gemeinschaften. Darüber hinaus spiegeln seine Arbeiten aktuelle Themen wie Kriege, Wirtschaftskrisen oder Rassismus wider, ohne sie oberflächlich abzubilden. Zu den Höhepunkten der Retrospektive, die ab Oktober auch am Essener Museum Folkwang zu sehen sein wird, gehört die Arbeit „Shifting Sitting“, die Machtmechanismen aufdeckt, indem sie spontane oder organisierte Zusammenkünfte zeigt.
Jeu de Paume, Paris, bis 8. Mai