Pionier der Light-and-Space-Bewegung

US-Künstler Robert Irwin stirbt mit 95 Jahren

Robert Irwin (links) und Pace-Galerist Arne Glimcher, 2022
Courtesy Pace Gallery

Robert Irwin (links) und Pace-Galerist Arne Glimcher, 2022

"Weniger ist mehr": Der US-Künstler Robert Irwin untersuchte in seinen Werken das Verhältnis von Licht, Wahrnehmung und Raum. Nun ist er gestorben

Das teilte die Pace Gallery mit. Irwin war ein Pionier der kalifornischen Light-and-Space-Bewegung, die Persönlichkeiten wie James Turrell, DeWain Valentine und andere hervorgebracht hat, und arbeitete als solcher seit den 1970er-Jahren mit radikal ortsspezifischem Ansatz: Seine Installationen sind temporär und auf den Ausstellungsort zugeschnitten. So beeinflussten besonders seine Installationen das Zusammenspiel von Raum und Kunst und verändert die Wahrnehmung seines Publikums.

Der 1928 im kalifornischen Long Beach geborene Irwin begann seine Karriere als Maler in der "Cool School"-Szene von Los Angeles. 1957 präsentierte er seine erste Einzelausstellung in der Felix Landau Gallery in seiner Heimatstadt. In den frühen 1960er-Jahren nahm sein Werk zunehmend illusionistische Dimensionen an. In dieser Zeit entstanden seine zurückhaltenderen Linienbilder, die vor allem von Fragen der Struktur, der Farbe und der Wahrnehmung geleitet werden, sowie seine "Dot Paintings", Arbeiten auf sanft gewölbten Trägern, die aus kleinen, unscheinbaren Punkten bestehen, die in nahezu komplementären Farben gehalten sind.

Einige Jahre später, im Jahr 1966, begann Irwin mit der Produktion seiner Serie von gebogenen Aluminium- und Acrylscheiben. Diese Werke ragen aus der Wand heraus und werfen als Teil ihrer Darstellung Schatten mit eleganten Geometrien. Indem er dieses Werk von den Zwängen der Zweidimensionalität befreite, verwischte Irwin die Grenzen zwischen dem Körperlichen und dem Sinnlichen in seiner Kunst weiter.

Beziehungen zwischen Licht, Raum und Wahrnehmung 

1969 gab der Künstler sein Atelier auf und wandte sich ganz von den traditionellen Herstellungsmethoden ab, um sich auf eine jahrzehntelange Untersuchung der Beziehungen zwischen Licht, Raum und Wahrnehmung einzulassen. In diesem Bestreben entwickelte er eine "conditional art" (bedingte Kunst), wie er es nannte, und weitete seine Praxis der installativen Arbeiten auf den Bereich der Architektur aus. Er wurde dafür bekannt, dass er verschiedene Medien - darunter Leuchtstoffröhren, Stoffgitter, farbige und getönte Gele, Farbe, Draht, Acryl und Glas - verwendete, um ortsabhängige Werke zu schaffen, die auf die Umgebung reagieren.

Im vergangenen Jahr war im Kraftwerk Berlin sein großformatiges Werk "Light and Space" zu sehen, eine 16 mal 16 Meter große Lichtinstallation mit jeweils 240 Leuchtstoffröhren auf Vorder- und Rückseite. An einer freistehenden Wand entstand so ein geometrisches Muster in blauer und weißer Farbe. Irwin begann 2007 an der Werkserie "Light And Space" zu arbeiten und beschäftigte sich seither mit fluoreszierendem Licht als künstlerischem Material. 

"Es ist wohl eines der bewegendsten Kunstwerke, die ich je erlebt habe", sagte der inzwischen verstorbene Künstler John Baldessari 2013 in einem Monopol-Interview über Irwins "Scrim veil – Black rectangle – Natural light" von 1977. "Ein perfektes Beispiel für 'Weniger ist mehr'." 

Werke in bedeutenden Museumssammlungen

Irwins Werke befinden sich in bedeutenden Museumssammlungen weltweit, darunter in der Chinati Foundation in Marfa, der Dia Art Foundation in New York, im Getty und LACMA in Los Angeles, im Guggenheim Metropolitan Museum und dem MoMA in New York, sowie im Louisiana Museum im dänischen Humlebaek. In Deutschland wird der Künstler von der Galerie Sprüth Magers vertreten.

Das Filmporträt "Robert Irwin: A Desert of Pure Feeling" von 2022 läuft seit kurzem auf den Streamingplattformen Amazon and Apple TV und wird am 26. Oktober am Institute of Contemporary Arts in London seine Europaprämiere feiern.