Van-Gogh-Streetwear-Kollektion

Wenn Hypebeasts auf Kartoffelesser treffen

Vincent van Gogh war nicht gerade als Modeliebhaber bekannt. Zusammen mit dem Label Daily Paper bringt das Amsterdamer Van Gogh Museum die Werke des Meisters jetzt trotzdem auf eine Streetwear-Kollektion

Auf den ersten Blick gibt es zwischen dem gehypten Streetwear-Label Daily Paper und dem Van Gogh Museum eher wenige Überschneidungen, abgesehen davon, dass beide in Amsterdam beheimatet sind. Nun werden in einer gemeinsamen Kollektion jedoch die sauberen Schnitte und der Utility-Charme des Labels mit der Farbenpracht von van Goghs Werken gepaart, die die Stücke teilweise komplett bedecken. Das Ergebnis sind 21 Teile, darunter Jacken, Hosen und Shirts, auf denen nicht unbedingt die ikonischsten Werke des Malers, sondern auch Skizzen und Zitate zu sehen sind. Die Kollektion ist im Van Gogh Museum selbst und in dessen Online-Shop erhältlich.

Die Mission des Van Gogh Museums war in erster Linie, das Vermächtnis des Niederländers auch für ein jüngeres Publikum interessant und zugänglich zu machen - so kam es zu der Kollaboration mit Daily Paper. Das 2012 gegründete Label wiederum sieht in der Authentizität des Künstlers und dem unbeirrten Beschreiten seines eigenen Weges Parallelen zur eigenen kreativen Arbeit - die Köpfe hinter dem Label, Abderrahmane, Hussein und Jefferson, wollen mit ihrer Mode auf die fehlende Präsenz von afrikanischen Jugendkulturen und der Diaspora im westlichen Diskurs aufmerksam machen, ungeachtet der Hindernisse, die ihnen dabei begegnen.


Im Falle der Capsule Collection soll allerdings auch ihre niederländische Identität aufgegriffen werden, bewusst verwenden sie dazu vor allem weniger bekannte Arbeiten des Künstlers, darunter viele bunte Blumen-Stillleben und Landschaften. Van Gogh, der selbst nie im Reichtum lebte, sei bodenständig und zugänglich, und mit diesen Attributen identifiziere man sich auch bei Daily Paper - die Preise für die Kleidungsstücke liegen allerdings zwischen 70 und 280 Euro.

Die Werbekampagne der Kollaboration selbst orientiert sich an Werken von Van Gogh, so ist zum Beispiel eine Referenz zu seinem Gemälde "Die Kartoffelesser" von 1885 erkennbar: Statt Bauern beim Abendessen in einer dunklen Küche sind hier Jugendliche im Fastfood-Restaurant zu sehen. Rund um die Entstehung der Kollektion ist außerdem ein Dokumentarfilm entstanden, der auf Youtube zu sehen ist.


Kollaborationen zwischen Kunst und Mode sind in den letzten Jahren zu einer beliebte Marketing-Strategie avanciert: Erst im Januar brachten das Auktionshaus Sotheby’s und der Streetwear-Blog Highsnobiety eine gemeinsame Kollektion heraus, durch die ein jüngeres Publikum von Hypebeasts für die Werke der alten Meister begeistert werden sollte – viele der Teile waren jedenfalls schnell ausverkauft. Wenn ein Label wie Daily Paper, das eigentlich als Blog startete und innerhalb von kurzer Zeit zu einem der beliebtesten Streetwear-Labels wurde, auf die populären post-impressionistischen Werke Van Goghs trifft, ist vermutlich ein ähnlicher Ausgang zu erwarten.