Venedig-Biennale-Ausfälle

Von wegen alle zwei Jahre

Markusplatz in Venedig
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Markusplatz in Venedig

Eigentlich hätte die 59. Kunstbiennale von Venedig 2021 eröffnen sollen, aber pandemiebedingt findet sie jetzt erst statt. Es ist nicht das erste Mal, dass die turnusgemäß alle zwei Jahre geplante Großausstellung ausgefallen ist. Ein Rückblick

Die Kunstbiennale von Venedig, die Mutter aller Biennalen, findet seit 1895 statt, normalerweise - wie der die Bezeichnung Biennale schon sagt - im Abstand von zwei Jahren. Die Zwischenjahre, in denen keine Kunst in den Giardini und im Arsenale zu sehen ist, füllt die Architekturbiennale. Eigentlich würde nun im Mai die Kunst-Biennale eröffnen, stattdessen soll die im letzten Jahre wegen Corona ausgefallene Architekturbiennale nachgeholt werden. Ein Blick in die Geschichte der Großausstellung zeigt, dass diese nicht erste Unregelmäßigkeit war.

Erster Weltkrieg

Der Erste Weltkrieg traf nicht nur die Stadt Venedig hart, sondern legte zwischen 1916 und 1918 auch die Biennale lahm. In den 1920er-Jahren, einer Zeit, in der die Welt nach im Umbruch lag, brachte der neue Biennale-Generalsekretär Vittorio Pica frischen Wind in die Lagunenstadt mit der erste Präsenz der Avantgarde-Kunst, vor allem der Impressionisten und Postimpressionisten.

Zweiter Weltkrieg

Der Zweiten Weltkrieg unterbrach den Ablauf der Biennale erneut: 1942 fand die letzte Ausgabe statt. Das Filmfestival wurde 1946 wieder aufgenommen, die Kunstbiennale 1948. Generalsekretär Rodolfo Pallucchini gestaltete den Neustart mit den Impressionisten und vielen Protagonisten der zeitgenössischen Kunst, darunter Chagall, Klee, Braque, Delvaux, Ensor und Magritte sowie mit einer Retrospektive des Werks von Picasso. Peggy Guggenheim stellte ihre Sammlung aus, die später dauerhaft im Ca' Venier dei Leoni untergebracht werden sollte. Es begann 1949 eine erneute Beschäftigung mit den Avantgarde-Bewegungen in der europäischen und schliesslich weltweiten Kunst der Gegenwart.

Zweijährige Pause durch die Präsidentschaft von Carlo Ripa di Meana

Mit der Präsidentschaft des Sozialisten Carlo Ripa di Meana 1974 begann eine zweijährige Pause der internationalen Kunstausstellung. Er trat sein Amt mit dem Ziel an, die Biennale zu reformieren. 1976 wurde diese wiederaufgenommen. Im Oktober 1974 und 1975 fanden Theater- und Kinoveranstaltungen unter dem Titel "Libertà per il Cile" (Freiheit für Chile) statt: ein großer kultureller Protest gegen die Diktatur von Augusto Pinochet.

100-jähriges Jubiläum

Aus geschichtlicher Perspektive mysteriös ist zunächst die Lücke von 1992: Die Organisatoren legten eine dreijährige Pause zwischen 1990 und 1993 ein, um sicherzustellen, dass die Ausgabe 1995 mit dem 100-jährigen Jubiläum der Biennale zusammenfällt. Zur Hundertjahrfeier 1995 dann alles auf einmal: das 34. Theaterfestival, die 46. Kunstausstellung, das 46. Musikfestival, die 52. Filmfestspiele.

Corona-Pandemie

Die 59. Biennale Arte in Venedig wurde wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr auf 2022 verschoben. Die Architektur-Biennale, die im August 2020 beginnen sollte, fand ab dem 22. Mai 2021 statt. In Zukunft gehören die geraden Jahre also der Kunst.