Das Bauhaus-Reisebuch

Was ist übrig geblieben?

Streng genommen existierte das Bauhaus nicht mehr als vierzehn Jahre und zählte lediglich 1250 Schüler – trotzdem ist die Kunstschule mit ihrer Geschichte und ihren Ideen immer noch präsent. Das „Bauhaus Reisebuch. Weimar. Dessau. Berlin“ von Susanne Knorr, Ingolf Kern und Christian Welzbacher nimmt den Leser mit in die Welt der Bauhauses, an seine drei Standorte, aber auch an unbekanntere Plätze. Das Buch handelt von den Werten, Kämpfen und Irrtümern der Kunstschule, es beweist die Vielseitigkeit der „Idee Bauhaus“ und klärt die Frage: Was ist übrig geblieben?

„Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau!“ – dieser Satz leitet das Gründungsmanifest ein, mit dem Walter Gropius das Bauhaus 1919 in Weimar eröffnete. Der Traum des Architekten war es, Architektur, Malerei und Bildhauerei zu vereinen. Drei Jahre später beschränkte er sein Vorhaben auf ein etwas sachlicheres Ziel: die Herstellung von Prototypen für die industrielle Produktion von Alltagsgegenständen. So fing alles an und so beginnt auch das Buch, das nach den drei Standorten gegliedert ist. Zu jeder Stadt existiert ein Serviceteil mit Karte, Tipps zur Anfahrt und Beschreibungen und Adressen der Museen oder Bauwerke.

Von Weimar aus geht es weiter nach Dessau: Ab 1925 in der sächsischen Stadt zuhause, erhielt die Schule endlich eine Unterkunft nach ihrer architektonischen Gesinnung.  Während das Bauhaus unter Walter Gropius eher einem Laboratorium glich, kam Hannes Meyer, Direktor ab 1928, zudem der „Idee Bauhaus“ auch praktisch etwas näher: stärkere Zusammenarbeit mit der Industrie, einfache und preiswerte Möbel. Im Buch begleiten Kommentare zur Kunstschule, Zitate der Künstler und Kurzessays den Haupttext. Historische, sowie neuere Fotografien veranschaulichen die Entwicklung.

Ab 1930 leitete Mies van der Rohe die Kunstschule. Als letzter Direktor machte er das Bauhaus zur Eliteschule. Das Gründungsmanifest, die Werte von Gropius, standen bei ihm nicht mehr im Vordergrund. Der dritte Standort war Berlin: 1932 wurde der Druck der Nationalsozialisten zu groß – das Bauhaus zog in eine alte Telefonfabrik in der Hauptstadt. Ein Jahr später musste die Schule schließen. Viele „Bauhäusler“ gingen ins Ausland, die Ziele der Kunstschule  wurden auch durch ihre Flucht verbreitet. „Bauhaus Reisebuch. Weimar. Dessau. Berlin“ ist ein großartiges Bilderbuch. Gleichzeitig bietet es außergewöhnlich viele Hintergrundinformationen – zu einzelnen Werken, politischen Gegebenheiten, sogar zu Wohnverhältnissen der Lehrer.

Bauhaus-Archiv Berlin, Stiftung Bauhaus Dessau, Klassik Stiftung Weimar (Hrsg.): „Bauhaus Reisebuch. Weimar. Dessau. Berlin“. Dumont Buchverlag, 304 Seiten, 19,95 Euro

Aktuelle Ausstellung: "Bauhaus: Art as Life",
Barbican Art Gallery, London, bis 12. August

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