Im Fernsehen: "Kunst im Tresor"

Wenn Sicherheit zur Obsession wird

Ein halbe Kompanie ist gefordert, wenn es darum geht, ein Kunstwerk von einer Ausstellung zu der nächsten zu bringen. Erst wird ein Zustandsprotokoll geschrieben, dann muss eine maßgefertigte Kiste her. Das Kunstwerk muss verpackt, transportiert, begleitet, bewacht und montiert werden. Alles verläuft wie in einem Krimi: Nur bestimmte Wege dürfen zu einer bestimmten Tageszeit genutzt werden. Oft sind es sogar bewaffnete Eskorten, die das Werk während des Transports vor Räubern schützen. Der Kostenaufwand ist enorm – viele Museen können sich die neuen Sicherheitsbestimmungen nicht leisten und präsentieren nur noch eine kleine Auswahl an Kunstobjekten. Einige Arbeiten werden gar nicht mehr verliehen – der Verlust bei Beschädigung wäre zu hoch, es lohnt sich nicht.

In der Dokumentation „Kunst im Tresor“ von Marianne Lamour geht Stanislas de Livonnière dem Kunstbetrieb auf den Grund: Was bedeutet es für die Kunst, wenn sie zum Luxusgegenstand wird? Der junge Journalist ermittelt in den Freihäfen von Genf und Singapur, in Paris, Montpellier, Hongkong und in der Privatsammlung Boros in Berlin.

Bei der Retrospektive „Picasso et les Maiters“ im Pariser Grand Palais 2009 betrugen die Versicherungsprämien 780.000 Euro. Ein Grund für den hohen Preis ist der stetig ansteigende Wert von Kunst. Seitdem es bei den Währungen auf und ab geht, investieren Menschen mit Geld zunehmend in Objekte. Kein Geldtransporter ist mit so wertvollem Inhalt unterwegs, wie die schlichten, unauffälligen Lieferwagen, die die Gemälde von Monet oder van Gogh befördern. Und selbst bei Schäden, die vollständig restauriert werden, kommt es zu einer Wertminderung des Objekts von zehn bis 20 Prozent. Der Leihnehmer muss das komplette Risiko übernehmen, es sei denn der Staat gibt Rückendeckung.

Die Kosten für eine Ausstellung liegen gut und gerne im zehnstelligen Bereich. Wie werden Museen diese Summen für geliehene Kunst – für Transport, Verwahrung und Versicherung – in Zukunft aufbringen?

„Kunst im Tresor“, am 6. Mai um 16.25 Uhr auf Arte