Wer sind die vier? Die Kandidatenschau für den Berliner Preis der Nationalgalerie

Deutschland sucht den Superkünstler: So banal hat der Preis der National- galerie für junge Kunst in den vergangenen Jahren zum Glück nie funktioniert. Hier werden keine Stars produziert und auch keine Karrieren bestimmt, was man allein daran sieht, dass die Liste der Verlierer – Angela Bulloch, Tacita Dean, Christian Jankowski, Olafur Eliasson, Damián Ortega, Tino Sehgal oder Daniel Richter – sich nicht weniger interessant liest als die der Gewinner – Dirk Skreber (2000), Elmgreen & Dragset (2002), Monica Bonvicini (2005) und Ceal Floyer (2007).


In diesem Jahr sind Keren Cytter, Omer Fast, Annette Kelm und Danh Vo dabei, und die Vorauswahl leuchtet ein: Alle vier dieser Wahlberliner haben erste Museumsausstellungen schon hinter sich, den Sprung in die erste Liga aber noch nicht geschafft.


Danh Vos Installationen beschäftigen sich mit seiner Geschichte als vietnam- esischer Flüchtling und unserer Ignoranz gegenüber dem südostasiatischen Land, aus dem er stammt. Fasts Videos gehen die grassierende Fiktion- alisierung von Geschichte an, wobei ihm auch schon mal das Kulissen-KZ aus Stephen Spielbergs „Schindlers Liste“ als Forschungsobjekt dienen kann, das von Touristen inzwischen viel öfter besucht wird als die Überreste des realen Auschwitz. Die Israelin Cytter stellt sich in ihren filmischen Arbeiten den Falltüren unserer durchdesignten Medienwelt und zeigt, dass sich unser Leben heute oft so anfühlt wie ein Film, weil wir die narrativen Klischees aus Soaps und Kino mit der Muttermilch aufsaugen. Und Kelms fotografischer Diane-Arbus-Blick kann jeden hawaiianischen Tiki-Korbtisch so aussehen lassen, als sei er ein verkannter Mies-van-der-Rohe-Sessel, und uns so unlösbare Rätsel über unsere kulturelle Programmierung aufgeben.


Alle vier Kandidaten legen also mehr Wert auf herausfordernde Konzepte als auf künstlerische Trends. Die Vorauswahl ist gelungen. Ab 22. September steht fest, wer von ihnen das Preisgeld von 50.000 Euro nach Hause trägt.