Kunstmesse: Unpainted in München

"Wir zeigen auch Kunst für die Wand"

Frau Doms, die Zahl der Kunstmessen ist groß und nimmt jedes Jahr zu. Mit der Unpainted bringen Sie eine weitere an den Start. Braucht die Kunstwelt gerade jetzt eine weitere Messe?
Da gebe ich Ihnen recht, der Kunstmarkt braucht wahrscheinlich keine weiteren allgemeinen Kunstmessen mehr. Ich denke, dass es Sinn ergibt, sich zu spezialisieren – wie etwa die Paris Photo dies tut, die Loop in Barcelona oder die Drawing Now in Paris. Alle Messen, die ich in letzter Zeit besucht habe, waren gefüllt mit Menschen auf Entdeckungsreise, Menschen, die neugierig sind. Der Zeitpunkt für eine Messe, die der Öffentlichkeit die Medienkunst näherbringt, könnte nicht besser sein.

Wie kamen Sie überhaupt auf die Idee, eine Messe für Medienkunst ins Leben zu rufen? Wer unterstützt Sie dabei?
Ich bin Kunsthistorikerin und beschäftige mich in erster Linie mit der Zeit, in der Kunst entsteht. Unser gegenwärtiges Zeitalter ist das der Digitalisierung. Wir sind von Daten, Signalen und Sensoren umgeben, die unser Leben aufzeichnen, speichern und verändern. Das alles führt zu neuen Wegen in der Kunst. Meine Beschäftigung mit Medienkunst begann vor zehn Jahren. Wenn ich Festivals und Biennalen zu diesem Thema besuchte, fragte ich mich jedes Mal: Wovon leben diese Künstler? Hinter Unpainted steht eine Messegesellschaft, die im Januar 2013 auf mich zukam. Sie zeigte sich von Anfang an dem Thema gegenüber aufgeschlossen. Das ist mutig. Aber Mut wird belohnt: Das Vertrauen in die Messe ist groß, sodass wir Unterstützung von Sammlern, Galeristen, Kuratoren, Kritikern und innovativen Unternehmen bekommen.

Warum haben Sie sich gerade für München als Standort entschieden?

„Historic cities are more receptive for innovation“, erwiderte Zaha Hadid auf die Frage, ob sie nicht auch in München ein Denkmal setzen möchte. Tatsächlich ist München mehr als seine Historie. Stadt und Umland sind geprägt von einer Vielfalt von Medienunternehmen und innovativen Kunstsammlungen, wie etwa der Sammlung Goetz. Zudem veranstaltet die Hubert Burda Media seit einigen Jahren die Digital-Life-Design, eine Digitalkonferenz, zu der jährlich die Global Player der Technologie- und Internetbranche nach München reisen.

Videoarbeiten und Soundinstallationen leben auch von einer guten Präsentation. Kann man das in einer Messeumgebung überhaupt leisten?
Das Format der Messe wird nicht nur das bewegte Bild widerspiegeln. Wir beginnen mit den Anfängen, mit Kunst, die seit Inbetriebnahme der ersten Computer entstand. Gezeigt werden algorithmische Plotterzeichnungen, Computeranimationen, Collagen, Netzkunst, Softwarekunst, interaktive Kunst, Skulpturen, et cetera. Die Architektur der Messe wird dennoch eine andere sein als die gewohnte. Auch hier diskutieren wir bereits über neue Lösungen. Lassen Sie sich überraschen.

Wer sammelt überhaupt Medienkunst? An die Wohnzimmerwand hängen kann man sie ja meist nicht. Ist das eine spezielle Klientel?
Es gibt immer mehr Sammler, die sich für dieses Medium interessieren. Medienkunst ist die Kunst von heute, an die man sich später erinnern wird. Das ist die eine Motivation zum Sammeln. Eine andere ist, für den Erhalt dieser Arbeiten zu sorgen, sodass auch die Zukunft etwas davon hat. Es wird auf dieser Messe Objekte geben, die man sich wie gewohnt an die Wand hängen oder in den Raum stellen kann, andere Arbeiten werden auf die Wand projiziert oder auf einem Bildschirm abgespielt, der hängt auch an der Wand. Die Klientel ist nicht unbedingt speziell, aber sie stellt sich den Herausforderungen der Medienkunst. Die Herangehensweise ist natürlich eine andere. Vielleicht sogar eine Revolution. Wir befinden uns im Wandel.

Unpainted, München, 17. bis 20. Januar