Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Eröffnungen der Woche: Tipps für Berlin, Frankfurt, Göttingen, Hannover, Humlebæk, London, Mannheim-Ludwigshafen-Heidelberg, Sofia und Wolfsburg

Berlin Art Week
Die vierte Ausgabe der Berlin Art Week lädt auch am Wochenende zu mehr als 50 Ausstellungen. Im Mittelpunkt des stadtweiten Kunst-Events stehen erneut die beiden Kunstmessen ABC (Art Berlin Contemporary) und Positions. Daneben beteiligen sich zahlreiche renommierte Institutionen, bekannte Sammler und freie Kunsträume. Mehr zur Kunstwolle finden Sie in unserem Dossier.

Ade Darmawan in Frankfurt
Der 1974 in Indonesien geborene Ade Darmawan ist Kurator, Künstler und Gründer des sechsköpfigen Künstlerkollektivs ruangrupa. Am Frankfurter Portikus ist seine erste institutionelle Ausstellung in Deutschland zu sehen. Der Titel "Magic Centre" bezieht sich auf einen indonesischen Verlag, der seine Hochzeit in den 60ern, während des nationalistischen Sukarno-Regimes hatte. Es handelte sich vor allem um Ratgeber, die eine Steigerung intellektueller Fähigkeiten versprachen und dabei vielfach okkulte Praktiken behandelten. Für den Portikus hat Darmawan eine Installation entwickelt, die mit Originalmaterialien und auf ironische Weise für ein Revival des "Magic Centre"-Verlags wirbt.
"Ade Darmawan: Magic Centre", Portikus, Frankfurt, 19. September bis 25. November, Eröffnung: Freitag, 18. September, um 20 Uhr

Jim Dine in Göttingen
Das Göttinger Günter Grass Archiv verwandelt sich vorübergehend in eine Ausstellungshalle für Pop Art. Von Donnerstag an präsentiert der Steidl-Verlag dort nach Angaben einer Sprecherin die neueste Arbeit von Jim Dine. Der 80 Jahre alte US-Künstler gilt als einer der Hauptvertreter der Pop Art. Er wurde bekannt mit Gemälden, Druckgrafiken und Fotografien. Zudem hat er Zeit seines Lebens Gedichte geschrieben und diese auch öffentlich vorgetragen. Seine in Göttingen gezeigte Arbeit "House of Words" ist eine Collage aus Grafik und Lyrik. Als Grundlage hierfür hat der Künstler die Buchstaben des Alphabets als Linolschnitte gestaltet und angefertigt. Mit diesem Rohmaterial komponierte er Textepisoden, die durch Zeichnungen und Malerei verfremdet wurden. (dpa)
"Jim Dine: House of Words", Günter Grass Archiv, Göttingen, bis 30. Oktober, immer Samstags und Sonntags, 11 nis 18 Uhr

Sprengel Museum eröffnet Anbau
Das Sprengel Museum Hannover eröffnet in dieser Woche seinen knapp 36 Millionen teuren Anbau. Damit vergrößert sich die Ausstellungsfläche um knapp ein Drittel auf mehr als 17.000 Quadratmeter. Das Haus am Maschsee beherbergt eine der bundesweit wichtigsten Sammlungen von Kunst der Klassischen Moderne. Zunächst können die eigenen Meisterwerke aber aus klimatischen Gründen noch nicht im Neubau gezeigt werden. Deshalb wurden Künstler eingeladen, jeweils einen Raum zu gestalten und dabei den Dialog mit der Architektur zu suchen. Zur Eröffnung dieser Schau mit dem Titel "Zehn Räume, drei Loggien und ein Saal" wird am Freitagabend auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) erwartet. In der Vergangenheit war das ambitionierte Bauprojekt unter anderem wegen Kostensteigerungen in die Kritik geraten. Am Eröffnungswochenende sind bei freiem Eintritt Führungen, Podiumsgespräche, Musik und ein Kunstfest geplant. Von Samstag an präsentiert das Sprengel Museum zudem im Altbau die Ausstellung "Unsere Sammler, unsere Stifter". Zu sehen sind unter anderem Werke von Pablo Picasso, Kurt Schwitters und Max Ernst bis hin zu Gemälden von Gerhard Richter und Ilya Kabakov. (dpa)
"Zehn Räume, drei Loggien und ein Saal", 19. September bis 10. Januar 2016, "Unsere Sammler, unsere Stifter", 19. September bis 31. Januar 2016, Sprengel Museum, Hannover

Yayoi Kusama in Humlebæk
Das renommierte dänische Kunstmuseum Louisiana ehrt die Japanerin Yayoi Kusama seit Donnerstag mit einer Retrospektive. Unter dem Titel "In Infinity" zeigt das Haus nördlich von Kopenhagen Installationen, Skulpturen und Bilder der 1929 geborenen Künstlerin. Im Laufe des kommenden Jahres wandert die Ausstellung weiter nach Oslo, Stockholm und Helsinki. Unter anderem sind Werke aus der Gemälde-Serie "Infinity Nets" zu sehen, mit der Kusama ihren Durchbruch feierte. Ein anderer Teil der Schau beschäftigt sich mit ihren "Accumulations", weichen Möbel-Skulpturen, die mit penisförmigen Stoffwürsten übersät sind. In vielen ihrer Werke tritt die Star-Künstlerin selbst in Erscheinung - etwa als Fotografie -, und in denselben Mustern gekleidet, in denen ihr Kunstwerk gestaltet ist. Durch die Camouflage verschmelze sie visuell mit ihrer Kunst, erklärte das Museum. In den letzten Jahrzehnten sei Kusama mit ihrem "künstlerischen Universum strahlend farbiger, sich wild ausbreitender Muster" weltberühmt geworden. (dpa)
"Yayoi Kusama: In Infinity", Louisiana Museum of Modern Art, bis 24. Januar 2016

Ai Weiwei in London
Die chinesischen Behörden haben dem Künstler und Dissidenten Ai Weiwei seinen Reisepass zurückgegeben, ab Oktober soll seine Gastprofessur in Berlin beginnen. Kurz vorher eröffnet Ais Soloschau in der Londoner Royal Academy of Arts. In England erlangte er große Popularität mit seiner Sonnenblumensamen-Installation in der Tate Modern, die Ausstellung der Academy ist nun als Retrospektive angelegt. Zu sehen sind seine wichtigsten Werke ab 1993, dem Jahr von Ais Rückkehr aus den USA nach China. Außerdem entstehen neue Werke, die der Künstler eigens für die historischen Räume des Hauses schafft.
"Ai Weiwei", Royal Academy of Arts, 19. September bis 13. Dezember

Fotofestival Mannheim-Ludwigshafen-Heidelberg
Misshandelte Körper, zerstörte Häuser, Bombenopfer: Mit Aufnahmen rund um die Themen Unsicherheit und Bedrohung in der modernen Welt wartet von Freitag an das 6. Fotofestival Mannheim-Ludwigshafen-Heidelberg auf. Die Schau gehört nach eigenen Angaben zu den weltweit wichtigsten Fotofestivals mit einem kuratorischen Gesamtkonzept. Die Bilder, die unter anderem von dem chinesischen Künstler Ai Weiwei stammen, wurden nach Veranstalterangaben vom Mittwoch in sieben schwierige oder prekäre Bereiche des Daseins unterteilt, zu denen neben Migration auch Gewalt und Zerstörung sowie Geld und Gier gehören. Bis 15. November sind bei der Schau "[7P][7]Orte[7]Prekäre Felder" in sieben Museen der drei Städte mehr als 1000 Einzelbilder von 50 Künstlern aus 18 Nationen zu sehen. Das Spektrum reicht von zerstörten Häusern im Nahen Osten und Demonstranten in Kiew bis zu Fotos aus dem US-Gefangenenlager Guantanamo. Ai Weiwei dokumentierte die Bauwut in Peking, sein Kollege Ad van Denderen beobachtete über Jahre die Migration rund um das Mittelmeer, zwischen Massentourismus und Flucht. Die Schauen umschrieben Felder der heutigen Gesellschaft, "in denen Vorgänge von großer Tragweite, mit Einfluss auf das persönliche und gesellschaftliche Leben stattfinden", schreibt Kurator Urs Stahel. (dpa)
6. Fotofestival Mannheim-Ludwigshafen-Heidelberg: "[7P][7]Orte[7]Prekäre Felder", bis

Christo und Jeanne-Claude in Sofia
Der aus Bulgarien stammende Verhüllungskünstler Christo präsentiert erstmals seine Werke in der Heimat. Unter dem Titel "Christo und Jeanne-Claude: Grafiken und Objekte" zeigt die Kunstgalerie der Hauptstadt Sofia von Montag an Grafiken und Fotos von weltbekannten Projekten des Künstlerpaares. Die Sammlung wurde von Christo selbst zusammengestellt. Der US-Staatsbürger Christo (80), der vor mehr als 50 Jahren seine damals kommunistische Heimat verlassen hatte, kam nicht zur Eröffnung seiner ersten Ausstellung in Bulgarien am Sonntagabend. Bis 22. November 2015 sind in der Städtischen Kunstgalerie im Zentrum von Sofia 130 Originalgrafiken sowie Fotos der Verhüllungsprojekte ausgestellt, die Christo von 1963 bis 2014 zusammen mit seiner 2009 gestorbenen Frau Jeanne-Claude schuf. Zu den bekanntesten Großinstallationen des Künstlerpaares gehören der verhüllte Reichstag in Berlin, die Verhüllung von Pont Neuf in Paris sowie die Tore im New Yorker Central Park. (dpa)
"Christo und Jeanne-Claude: Grafiken und Objekte", Städtische Kunstgalerie, Sofia, Bulgarien, bis 22. November

"Phaenomenale" in Wolfsburg
Mit Gesprächsmitschnitten aus dem Wald beginnt in Wolfsburg das Wissenschafts- und Kunstfestivals "Phaenomenale" (Eine Preview lesen Sie hier). Thema der am Donnerstag startenden elftägigen Veranstaltungsreihe ist "Das Geheimnis". Der Künstler Florian Mehnert hatte über Tage Wege und Lichtungen in Wäldern verwanzt und Passanten belauscht. Er will zeigen, dass Heimlichkeiten an keinem Ort mehr sicher sind. Am Donnerstagabend will der Gründer des Blogs Netzpolitik.org, Markus Beckedahl, über Datenschutz sprechen. Er war im Juli einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden, nachdem der Generalbundesanwalt ein Verfahren wegen Landesverrats eingeleitet hatte. Der Blog hatte vertrauliche Dokumente des Bundesamtes für Verfassungsschutz veröffentlicht. Die Ermittlungen sind mittlerweile eingestellt. In einem "Phaenomenale"-Workshop am Dienstag wird zudem gezeigt, wie die Kommunikation mit dem Smartphone sicherer wird, damit Geheimnisse auch Geheimnisse bleiben. "Machen Geheimnisse nicht das Individuum im Wesentlichen aus?", fragen die Veranstalter des Festivals. (dpa)
"Phaenomenale", Wolfsburg, bis 27. September

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