Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Eröffnungen der Woche: Tipps für Aarau, Berlin, Delmenhorst, Düsseldorf, Dresden, Hannover, Kassel, Leipzig, London, Oldenburg und Paris

Ceal Floyer in Aarau
Ceal Floyer reduziert ihr Werk so weit und treibt es ins Konzeptuelle, bis es fast zum Klischee seiner selbst wird. Bei ihr sind die Galerieräume nicht leer, sie sind gähnend leer, und wenn man dann das Werk mit der Lupe sucht, findet man ein Mauseloch am Boden, das aber keine Mäuse durchlässt, weil es auf ein Blatt Papier gemalt ist. Es wäre dabei grundfalsch, das Werk der 1968 geborenen Britin für trocken und kompliziert zu halten. Eigentlich ist es eher eine lustige Comicversion von Konzeptkunst, eine selbstbewusste, dabei denkbar unprotzige Weise, kleine Kalauer aus Kunst zu basteln. Denn was ist es anderes als ein gelungener Sprachwitz, wenn man das Foto eines (im Übrigen wunderschönen) Kreisels in Bewegung "Still" betitelt? Oder wenn man unter dem Titel "Works on Paper" mit einem Filzstift erstellte bunte Punkte auf Papier aufreiht? Das Aargauer Kunsthaus richtet der in Berlin lebenden Künstlerin nun eine große Retrospektive aus, die installative Klang-, Licht-, Video- und Papierarbeiten aus den letzten zwei Jahrzehnten zeigt. Das klingt nach viel. Aber eines wird es sicher nicht: zuvoll.
"Ceal Floyer: On Occasion", Aargauer Kunsthaus, Aarau, 30. Januar bis 10. April

Christian Falsnaes in Berlin
Christian Falsnaes‘ "There and Back Now" wird am Freitagabend bei der 71. Ausgabe von "Videoart at Midnight“ im Babylon Kino gezeigt. Den Film entwickelte der Künstler beim Stöbern in seinem Video-Archiv. Nur dieses eine Mal soll ein Publikum ihn zu sehen bekommen. Falsnaes’ Werke treten mit den Zuschauern in Kontakt, indem sie Handlungsanweisungen geben. Im Rahmen des Kunsterlebnisses werden dabei soziale Experimente durchgeführt und kollektive Konstellationen ausprobiert. Dazu nutzte Christian Falsnaes bisher Film, Malerei, Performance und Musik. Die Reihe "Videoart at Midnight" wurde 2008 von Kunstsammler Ivo Wessel und Galerist Olaf Stüber ins Leben gerufen. Einmal im Monat um Mitternacht wird Videokunst in Anwesenheit der Künstler im Babylon Kino in Mitte gezeigt. Im Laufe der Jahre entwickelte sich die Veranstaltung zu einem Berliner Kultevent, zu dem an manchen Abenden bis zu 500 Leute kommen.
Babylon Kino, Berlin, 29. Januar, 24 Uhr, Eintritt frei

"In Formation" in Berlin
Am Freitagabend eröffnet in der Galerie Sexauer im Prenzlauer Berg die Gruppenausstellung "In Formation". Die von Juliet Kothe und Amélie Grözinger kuratierte Schau bringt Arbeiten zeitgenössischer Künstler zusammen, die von der Formensprache des Memphis-Designers Ettore Sottsass beeinflusst wurden. So soll die Ausstellung laut Pressemitteilung "das Prinzip der ästhetischen Weiterreichung exemplarisch aufzeigen". Unter anderem werden Arbeiten von Dirk Bell, Slater Bradley, Rolf-Gunter Dienst, Flaka Haliti und Erik Schmidt gezeigt. Die Gruppe Memphis wurde 1980 in Mailand von Ettore Sottsass gegründet. Sie wandte sich mit ihren Textil-, Möbel- und Keramik-Entwürfen gegen den vorherrschenden Funktionalismus und Minimalismus im Design. Ihre Arbeit war in den 80-Jahren äußerst populär und gab in Europa neue ästhetische Impulse für Kunst und Design.
"In Formation“, Galerie Sexauer, Berlin, 30. Januar bis 20. Februar, Eröffnung und Aftershowparty am 29. Januar ab 18 Uhr

Kostenloser Eintritt in Berliner Museen
Die Berliner Politik will sich für das Engagement vieler Menschen insbesondere für Flüchtlinge bedanken. Am 31. Januar soll es deshalb freien Eintritt in Museen, Theater, Zoo, Tierpark und anderen landeseigenen Einrichtungen geben."Uns geht es dabei nicht nur um die Menschen, die Tag und Nacht in den Unterkünften anpacken", betonte die Grünen-Abgeordnete und Antrag-Autorin Nicole Ludwig im Dezember 2015. Es gehe auch um diejenigen, die Kleidung oder Spielzeug gespendet hätten oder Berliner, die sich trotz Einschränkungen im eigenen Alltags einfach offen für Flüchtlinge zeigten. Ohne den Einsatz Tausender Ehrenamtlicher könne Berlin den Flüchtlingsandrang nicht bewältigen, heißt es in der Begründung von SPD, CDU, Grünen, Linken und Piraten. (dpa)
Unter www.berlin-sagt-danke.de kann man sich ein Programm für den Gratistag zusammenstellen

Kunstwerke aus dem Holocaust in Berlin
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) eröffnete am Montag in Berlin eine Ausstellung mit Kunstwerken aus dem Holocaust. Das Deutsche Historische Museum zeigt 100 Werke der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem. Die Schau umfasst zum Beispiel Bilder und Zeichnungen von Häftlingen aus Konzentrationslagern, Arbeitslagern und Ghettos. Die Arbeiten seien unter unmenschlichen Bedingungen im Geheimen entstanden, hieß es in der Ankündigung. Die Künstler hätten in einem "kompromisslosen Akt des Widerstands" unter Lebensgefahr gemalt. Die Ausstellung "Kunst aus dem Holocaust" ist nach Angaben des Museums die umfangreichste Präsentation aus der Sammlung von Yad Vashem außerhalb Israels. Yad Vashem ist die größte Holocaust-Gedenkstätte der Welt. (dpa)
"Kunst aus dem Holocaust", Deutsches Historisches Museum, Berlin, bis 3. April

Nathalie Grenzhaeuser in Delmenhorst
Wie viel Kunst steckt in der Arbeit von Klimaforschern? Eine ganze Menge, wie die jüngsten Arbeiten der Fotografin Nathalie Grenzhaeuser zeigen. Die 1969 geborene Künstlerin verbrachte im April einige Zeit in einer Forschungsstation auf der Insel Spitzbergen in der Arktis. Die Ausstellung "The Arctic Series. Part I" in der Städtischen Galerie in Delmenhorst gibt ab Samstag einen Einblick in die künstlerische Ausbeute dieser Reise. Grenzhaeuser nimmt ihre Motive analog auf und überarbeitet sie dann digital. Dabei arrangiert sie nach Angaben des Museums mehrere Perspektiven, Aufnahmezeitpunkte und teils auch bildfremde Elemente zu subtilen Kollagen. Es entsteht eine Art parallele Wirklichkeit - ein Idealkonstrukt, wie die Künstlerin es bezeichnet. (dpa)
"The Arctic Series. Part I", Städtische Galerie, Delmenhorst, 30. Januar bis 28. März, Eröffnung am 29. Januar um 20 Uhr

Cyprien Gaillard in Düsseldorf
Berlin, Los Angeles, der Denker von Rodin, Bäume winden sich geheimnisvoll im Wind, ein Helikopter steigt auf, dazu ein perfektes Soul-Sample im Loop: Der 3-D-Film "Nightlife" des in Berlin lebenden Franzosen Cyprien Gaillard war eines der besten Kunstwerke 2015. Nachdem eine Auswahl seiner Werke kürzlich in der Julia Stoschek Collection zu sehen war, hat "Nightlife" es nun in die Kunstsammlung NRW geschafft.
"Cyprien Gaillard: Nightlife", Kunstsammlung NRW, K20, Düsseldorf, 30. Januar bis 20. März

Rundgang in Düsseldorf
Studenten der Düsseldorfer Kunstakademie präsentieren in einer vielfältigen Werkschau seit Mittwoch wieder ihre Semester- und Abschlussarbeiten. Der jährliche Rundgang wird von Kunstliebhabern, Sammlern und Galeristen genutzt, um neue Talente zu entdecken und zu fördern. In Klassen wie Bildhauerei, Fotografie, Malerei und Grafik zeigen die Studenten Werke ihrer Studienzeit und legen ihre künstlerische Entwicklung dar. Darunter sind Installationen mit zeitkritischer Aussage ebenso wie klassische Motive, die in einen neuen Kontext gestellt wurden. Viele haben bei namhaften Professoren wie Katharina Grosse, Katharina Fritsch und Tony Cragg gelernt. Die Arbeiten sind bis Sonntag in den Atelierräumen ausgestellt. Im vergangenen Jahr kamen 45 000 Besucher. (dpa)
Rundgang 2016, Kunstakademie Düsseldorf, Infos hier

Dresdner Albertinum bringt Flüchtlinge und Einwohner zusammen
Für das Begegnungsfest "Meet New Friends" an diesem Sonntag im Dresdner Albertinum rechnen die Organisatoren mit bis zu 1000 Teilnehmern. Flüchtlinge und Einheimische könnten sich gegenseitig kennenlernen und auf Augenhöhe begegnen, erklärt Albertinum-Direktorin Hilke Wagner. Bei einer Börse im Lichthof des Albertinums bieten mehr als 70 Verbände und Organisationen kostenfreie Angebote - vom Besuch eines Fußballspiels über Turmbesteigung der Frauenkirche bis hin zu einem Zoobesuch. Auf der Bühne sind unter anderen die 25-köpfige "Banda Internationale" zu hören, die gemeinsam mit Flüchtlingen musiziert sowie das "Morgenland"-Ensemble des Staatsschauspiels. Zudem sind für Kinder ein Mitmachzirkus und ein Bilderbuchkino auf Deutsch und Arabisch geplant. Das von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD), dem Verein Dresden - Place to be! und der Cellex Stiftung initiierte Fest wird von der Initiative für ein weltoffenes Dresden sowie weiteren Partnern unterstützt. (dpa)
"Meet New Friends - Ein Begegnungsfest für Refugees und Leute von hier", Albertinum, Dresden, 31. Januar, 15 bis 18 Uhr, Infos hier

Pierre Huyghe in Hannover
Er ist berühmt für seine Arbeiten mit Tieren: Pierre Huyghe kombiniert in seinen Kunstwerken Lebewesen, künstliche Elemente und Medien. Von Samstag an zeigt das Sprengel Museum Hannover "Orphan Patterns", die neue Installation des 53-jährigen Franzosen, der zu den wichtigsten Gegenwartskünstlern zählt. Die Besucher bewegen sich im kürzlich eröffneten Anbau durch einen Parcours und treffen dabei auf Insekten sowie auf dunkel gekleidete Figuren mit leuchtenden Visieren, wie das Museum mitteilte. Huyghe erhält am Freitag den mit 25.000 Euro dotierten Kurt-Schwitters-Preis der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, die Auszeichnung ist stets mit einer Ausstellung verbunden. (dpa)
"Pierre Huyghe: Orphan Patterns", Sprengel Museum, Hannover, 30. Januar bis 24. April

"Images" in Kassel
Susanne Pfeffer, Chefin des Fridericianum und Kuratorin des deutschen Pavillons der Venedig-Biennale 2017, hat seit ihrem Amtsantritt 2013 in Kassel relevante Gruppenausstellungen wie "Nature after Nature" oder "Speculations on Anonymous Materials" gezeigt, in dem sie den Geistund Zeitgeist vereinigte. Jetzt folgt der nächste Streich: "Images" mit Arbeiten von Cory Arcangel, Trisha Donnelly, Wade Guyton, Pierre Huyghe, Mark Leckey, Michel Majerus, Philippe Parreno, Seth Price und Elaine Sturtevant ist eine Reflexion über den imaginären Raum, der sich mit den neuen Technologien und der Zirkulation von digitalen Informationen und Bildern weiter ausbreitet und neu definiert wird. Kling kompliziert? Es wird sicher wie immer im Fridericianum so komplex wie es sein muss und so einfach, wie es sein kann.
Fridericianum, 31. Januar bis 1. Mai, Eröffnung: 30. Januar, 17 bis 21 Uhr

Völkerkunde trifft auf Kunst in Leipzig
In seiner neuen Ausstellung "fremd" lässt das Grassi Museum Leipzig Völkerkunde und Kunst aufeinandertreffen. 27 Studenten der Hochschule für Grafik und Buchkunst zeigen von Freitag an künstlerische Arbeiten zur Frage, wie in Museen für Völkerkunde Fremdsein dargestellt wird. Viele der Skulpturen, Videos und Installationen finden sich dabei inmitten der Dauerausstellung und setzen sich mit den Exponaten und ihrer Herkunft auseinander - große Teile der Sammlung kamen während der Kolonialzeit nach Leipzig. Die Schau ist das erste große Projekt von Nanette Jacomijn Snoep, die seit Februar 2015 Direktorin der Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen ist. "Hier fangen wir wirklich an mit dem Dialog, den ich ins Museum bringen wollte", sagte Snoep. Die Ausstellung, die am Donnerstagabend eröffnet hat, wird begleitet von Workshops. (dpa)
"fremd", Grassi Museum, Leipzig, bis 8. Mai

"Painting the Modern Garden" in London
Die Bedeutung des Gartens in der Modernen Kunst ist Thema einer neuen Ausstellung in London. Die Royal Academy (RA) geht bei der umfassenden Schau von den weltberühmten Seerosenbildern des französischen Impressionisten Claude Monet (1840-1926) aus: Für sie der "Künstler und Gärtner par excellence". Aber die Ausstellung "Painting the Modern Garden - Monet to Matisse" geht über das Werk des Franzosen hinaus. Anhand von etwa 120 Werken - davon 35 von Monet - wird der Einfluss von Garten, Blumen, Farbe und Natur auf die Entwicklung der modernen Kunst untersucht. Vincent van Gogh, Paul Klee, Emil Nolde, Gustav Klimt, Wassily Kandinsky und Max Liebermann bekennen ihre Faszination. Der Garten wird zum vielschichtigen Universalthema der modernen Kunst. Auszüge aus der Austellung sollen ab Mai in einem Kinofilm gezeigt werden, der Künstlergärten zum Thema hat. (dpa)
"Painting the Modern Garden - Monet to Matisse", Royal Academy, London, 30. Januar bis 20. April

Roee Rosen in Oldenburg
In Israel löste Roee Rosens Installation über die Liebe zwischen Adolf Hitler und Eva Braun einen Skandal aus. Jetzt ist eine neue Version von "Live and Die as Eva Braun" erstmals in Deutschland zu sehen. Das Oldenburger Edith-Russ-Haus zeigt von Freitag an Videoinstallationen, Zeichnungen, Bücher und Poster des israelischen Künstlers. Vieler seiner provokativen Arbeiten setzten sich mit Antisemitismus und dem Holocaust auseinander, teilte das Museum am Mittwoch mit. Diese dunklen Themen konterkariere der Künstler mit tiefschwarzem Humor, der die politische Korrektheit bewusst verletze. Der 1963 geborene Rosen ist Sohn eines Holocaust-Überlebenden. Sein Vater sprach jedoch nie mit ihm über das Erlebte. Seinen Sohn verfolgten die Bilder der möglichen Schrecken in Alpträumen. Auch in seinen Werke verwische die Grenze zwischen Realität und Fiktion, sagt Kuratorin Edit Molnár. In vielen seiner Arbeiten taucht Rosen selbst auf, verschleiert aber seine Identität, indem er mal als Mann, mal als Frau oder als ganze Künstlergruppe erscheint. (dpa)
"Roee Rosen: Live and Die as Eva Braun and Other Intimate Stories", Edith-Russ-Haus, Oldenburg, bis 10. April

Zeitgenössische Kunst aus China in Paris
Von Ai Weiwei bis Liu Wei und Xu Zhen: In der Pariser Fondation Louis Vuitton sind seit Mittwoch Starkünstler aus China ausgestellt. Von Liu Wei sind seine Auseinandersetzungen mit dem Thema Raum und Stadtlandschaft zu sehen. Xu Zhen, der zu den Radikalsten seiner Zunft zählt, hinterfragt die Einzigartigkeit von Kunst. Und von Ai Weiwei wird sein monumentaler Baum präsentiert. Unter den Exponaten befinden sich auch Werke aus der Sammlung des Milliardärs Bernard Arnault, Bauherr des spektakulären Museums und Chef des französischen Luxusartikelkonzerns LVHM. Bis zum 2. Mai werden unter dem Titel "Bentu" auch Videos, Installationen und Malereien von Tao Hui, Xu Qu und Liu Xiaodong gezeigt. (dpa)
"A selection of Chinese artists in a time of turbulence and transformation", Fondation Louis Vuitton, Paris, bis 29. August