Berlin Biennale
Unter dem Motto "The Present in Drag" (etwa: Verkleidete Gegenwart) startet am Freitagabend die 9. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst. Das New Yorker Kollektiv DIS kuratiert die Ausstellung, die dreieinhalb Monate lang Arbeiten junger Künstler aus aller Welt zeigt. An fünf verschiedenen Orten wolle die Biennale "die digitalen Konditionen und die Paradoxien greifbar machen, die die Welt im Jahr 2016 zunehmend prägen", beschrieben die Kuratoren am Donnerstag ihre Auswahl. Mehr in unserem Online-Dossier.
9. Berlin Biennale, 4. Juli bis 18. September; Eröffnung: Freitag 19 bis 22 Uhr
Alice Springs, Helmut Newton und Mart Engelen in Berlin
Die Helmut Newton Foundation in Berlin seit dieser Woche Werke drei verschiedener Fotografen. Alice Springs (mit richtigem Namen June Newton), langjährige Ehefrau von Helmut Newton, präsentiert mit "The MEP Show" ihre zweite große Ausstellung in Berlin. Zu sehen sind unter anderem Porträts von den Hells Angels oder von Straßenkünstlern. In Helmut Newtons Ausstellung "Yellow Press" ist eine Mischung aus Polizei-, Paparazzi- und Fetischfotos aus den Jahren 1973 bis 2002 zu sehen. Neben den Fotografien wird sein Kurzfilm "Zippo" gezeigt; ein Werbefilm für den italienischen Reißverschlusshersteller Lafranchi. Der holländische Fotograf Mart Engelen stellt auf Einladung von Frau Newton in "June's Room" verschiedene Schwarz-Weiss-Fotos aus, darunter Porträts von Julian Schnabel, Pete Doherty, Michel Houellebecq, Gilbert & George und Anselm Kiefer.
"Alice Springs: The MEP Show / Helmut Newton: Yellow Press / Mart Engelen: Portraits", Helmut Newton Foundation, Berlin, bis 20. November
Georg Baselitz in Dachau
Gegenwartskunst in alten Gemäuern - im historischen Schloss Dachau ist bis Mitte August eine Ausstellung mit Werken von Georg Baselitz zu sehen. 180 Radierungen, Linol- und Holzschnitte des Künstlers umfasst die Ausstellung. Die Schau "Mit Richard unterwegs. Druckgraphik von 1995 bis 2015" ermögliche einen intensiven Einblick in das grafische Schaffen aus zwei Jahrzehnten, hieß es im Vorfeld. Georg Baselitz gilt als einer der bedeutendsten lebenden Gegenwartskünstler. Aus Protest gegen das geplante deutsche Kulturschutzgesetz holte er vergangenes Jahr seine Leihgaben aus den staatlichen Museen zurück. In einem Interview der "Süddeutschen Zeitung" (Mittwoch) schloss der 78-Jährige nicht aus, die Werke wieder zurückzugeben, sollte das Gesetz geändert werden. "Natürlich. Aber die Stimmung für die Kunst ist insgesamt beklagenswert", sagte Baselitz der Zeitung. Die Besucherzahlen seien im Vergleich zu den deutschen Nachbarländern zu niedrig. Das Gesetz soll die Ausfuhr von Kulturgütern regeln. Nach Befürchtung namhafter Gegenwartskünstler wäre der freie Verkauf bestimmter Werke damit gefährdet. (dpa)
"Mit Richard unterwegs. Druckgraphik von 1995 bis 2015", Schloß Dachau, bis 15. August
Hito Steyerl in Dortmund
Fast mit Lichtgeschwindigkeit hat sich die große Videoinstallation für den deutschen Pavillon der Venedig-Biennale von 2015 zum kanonischen Werk entwickelt. Nun ist "Factory of the Sun" im Hartware Medienkunstverein im Dortmunder U zu sehen. Hito Steyerls als Computerspiel aufgezogenes Video erzählt von Geld, Macht, Manipulation und vom Tanz des Einzelnen im Entertainment-Getriebe. Die Zuschauer nehmen auf Liegestühlen Platz, erfahren aber: Das Leben ist kein Sonnendeck.
"Hito Steyerl: Factory of the Sun", Hartware Medienkunstverein, Dortmund, 5. Juni bis 28. August
Emscherkunst im Ruhrgebiet
Von Samstag an wird die Emscher wieder für 100 Tage zur Galerie. Bis zum 18. September sind bei der dritten "Emscherkunst"-Ausstellung in den Städten am Oberlauf des einstigen Abwasserkanals im Ruhrgebiet sieben Kunstareale mit insgesamt 24 Werken aufgebaut. Erstmals dort zu sehen ist etwa eine abstrakte Arbeit des italienischen Konzeptkünstlers Massimo Bartolini: ein schwarz-weißes quadratisches Becken, das in seiner Abstraktion auf den menschlichen Gestaltungswillen hinweisen soll, der das Ruhrgebiet des Industriezeitalters und auch die Emscher formte. Auch sieben bekannte Arbeiten werden gezeigt, teils in neuer Umgebung. Zum Beispiel können Besucher an der Emscherquelle in Holzwickede in den Zelten übernachten, die der chinesische Künstler Ai Weiwei zur Emscherkunst 2013 fertigte. Die Ausstellung beginnt am Samstag ab 14 Uhr am Dortmunder Phoenixsee mit einem Fest mit Führungen und Bühnenprogramm. Bei ihren ersten beiden Auflagen 2010 und 2013 hatte die Emscherkunst nach Veranstalterangaben insgesamt rund 455 000 Besucher angezogen. Sie soll den früher gemiedenen Fluss und seine laufende Renaturierung in den Blick der Öffentlichkeit rücken. Bis 2020 soll die Emscher komplett von der eingezäunten begradigten Kloake zum naturnahen Flusslauf umgestaltet sein. (dpa)
Emscherkunst, verschiedene Orte im Ruhrgebiet, 4. Juni bis 18. September
Tillmans und Rosefeldt in Hannover
Aus Anlass seiner Neueröffnung präsentiert das Sprengel Museum Hannover von Samstag an zwei hochkarätige Neuerwerbungen. Erstmals in Deutschland ist Wolfgang Tillmans Video-Installation "Book for Architects" zu sehen. Mehr als 450 Bilder werden als Endlosschleife auf zwei Wände projiziert. Die Arbeit sei eine fantastische Ergänzung für die Sammlung der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, sagte Stiftungsdirektorin Sabine Schormann am Mittwoch. Der 1968 geborene Tillmans gilt als einer der bekanntesten Fotografen der Gegenwart. "Book for Architects" wurde erstmals 2014 auf der Architektur-Biennale von Venedig gezeigt. Daneben können die Gäste des Sprengel Museums die Filminstallation "Manifesto" des in Berlin lebenden Künstlers Julian Rosefeldt erleben. Die aus 13 parallel laufenden Filmen bestehende Arbeit wurde schon vor ihrer Entstehung unter anderem vom Verein "Freunde des Sprengel Museum Hannover" erworben. Die australische Schauspielerin Cate Blanchett verkörpert in jedem der Filme eine Hauptfigur, die unterschiedlichste Manifeste vorträgt. Das Sprengel Museum, das eine bedeutende Sammlung mit Werken der Klassischen Moderne besitzt, hat für knapp 36 Millionen Euro einen Anbau erhalten. Jetzt wurde das gesamte Haus umgestaltet und präsentiert sich mit einer neuen Ausstellung. (dpa)
"130 % Sprengel. Sammlung Pur", Sprengel Museum, bis 29. Januar 2017
Poul Gernes in Humlebæk
Wild, grell, experimentell: Das Kunstmuseum Louisiana bei Kopenhagen zeigt derzeit Werke des Dänen Poul Gernes (1925-1996). Die Sommerausstellung "I can’t do it alone - want to join in?" wirft nach Museumsangaben einen Blick auf das Gesamtkunstwerk eines der bedeutendsten dänischen Künstler der Nachkriegszeit. "Für manche ist er heute der coole und bunte, optimistische Designer", erklärte das Louisiana am Mittwoch. Andere betrachteten ihn als Kapitalismuskritiker und Förderer eines "neuen Verständnisses der Kunst und der Rolle des Künstlers in der Gesellschaft". Die Schau beschäftigt sich mit Gernes Zugang zu Material, Struktur und Design, seinen Bildern und Collagen, aber auch mit seiner Art, den öffentlichen Raum mitzuformen. Vor allem in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen hat Gernes Spuren hinterlassen: Er gestaltete etwa das große Kopenhagener Kino Palads und ein Krankenhaus farblich. Im Skulpturenpark des Museums direkt am Wasser können Besucher auf einer sechs Meter hohen Pyramide Platz nehmen, die nach einem Vorschlag gebaut wurde, den Gernes 1967 bei einem Wettbewerb eingereicht hatte. (dpa)
"Poul Gernes: I can’t do it alone - want to join in?", Kunstmuseum Louisiana, Humlebæk, bis 16. Oktober
Théodore Strawinsky in Stade
Das Kunsthaus Stade bietet in einer Deutschlandpremiere einen Einblick in das Schaffen des Malers Théodore Strawinsky (1907-1989). Der Sohn des berühmten Komponisten Igor Strawinsky lebte überwiegend in der Schweiz und Frankreich. Auf drei Stockwerke des Kunsthauses in Stade sind rund 90 Gemälde und Grafiken des Malers zu sehen. (dpa)
"Théodore Strawinsky: Poesie des Augenblicks", Kunsthaus Stade, 4. Juni bis 28. August
Martin Parr in Wien
Wie kompatibel sind Wiener Schmäh und britischer Humor? Das lässt sich vielleicht im Museum Hundertwasser herausfinden; der 1952 in Surrey geborene Fotograf Martin Parr eröffnet in Wien seine erste österreichische Retrospektive. Der Künstler mit besonderem Interesse an kulturellen Traditionen, Eigenheiten und Ritualen hat seit Herbst 2015 Aufnahmen für eine neue Werkgruppe in der Hauptstadt gemacht. Außerdem sind natürlich diverse seiner oft realsatirischen, farbkräftigen früheren Fotoarbeiten zu sehen.
Martin Parr, Kunst Haus Wien. Museum Hundertwasser, bis 2. November