Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Eröffnungen der Woche: Tipps für Berlin, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt, London, New York und Rostock

Joseph Beuys in Berlin
Joseph Beuys’ Werk "Das Kapital Raum 1970–1977", 1980 für die Venedig-Biennale entstanden, 2014 vom Sammler Erich Marx erworben, soll in einem geplanten Neubau für die Kunst des 20. Jahrhunderts am Kulturforum installiert werden. Zunächst aber stellt Eugen Blume – scheidender Leiter des Hamburger Bahnhofs – das aus 27 Objekten bestehende Environment in den Mittelpunkt seiner letzten großen Ausstellung. Indem Beuys wegweisendes Werk mit thematisch passenden Arbeiten von Marcel Broodthaers, Berlinde de Bruyckere, Stan Douglas, João Maria Gusmão & Pedro Paiva, Jeff Koons, Yinka Shonibare, Rosemarie Trockel, Franz West oder Rachel Whiteread kombiniert wird, spürt die Schau dem Wesen des Wertvollen nach: Was war das Kapital, was ist es heute und – was könnte es idealerweise sein?
"Das Kapital. Schuld – Territorium – Utopie", Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, Berlin, 2. Juli bis 6. November

Berenice Abbott in Berlin
Berenice Abbott gilt als eine der wichtigsten Fotografinnen des 20. Jahrhunderts. Der Berliner Martin-Gropius-Bau gibt jetzt einen Einblick in das Schaffen der US-Künstlerin (1898-1991). Zu sehen sind rund 80 ausgewählte Aufnahmen - von ihren berühmten Künstlerporträts über die New-York-Bilder bis zu den Wissenschaftsfotografien der 40er und 50er Jahre. Abbott habe dazu beigetragen, die Fotografie aus dem Bezugsrahmen der Malerei zu befreien und als eigene Kunstgattung zu etablieren, sagte Kuratorin Anne Morin vor der Eröffnung am Donnerstagabend. "In ihrem Leben spiegelt sich die ganze Geschichte der Fotografie des vergangenen Jahrhunderts." Die Amerikanerin, 1898 in Ohio geboren, lebte in den 20er Jahren in der Künstlerszene von Paris. Als Assistentin von Man Ray entdeckte sie ihr eigenes fotografisches Talent. Ihre bekannteste Arbeit wurde das staatlich geförderte Projekt "Changing New York", in dem sie die rasante Veränderung der Weltmetropole in eindringlichen Bildern dokumentierte. "Fotografie bringt dir nicht bei, wie du deine Gefühle ausdrückst", sagte sie einmal, "sie bringt dir bei zu sehen." Die Schau entstand in Zusammenarbeit mit dem spanischen Ausstellungsunternehmen diChroma photography. (dpa)
"Berenice Abbott: Fotografien", Martin-Gropius-Bau, Berlin, bis 3. Oktober

Timm Rautert in Dresden
Zwischen 1968 und 1974 arbeitete Timm Rautert unter dem Einfluss von Andy Warhol, Franz Erhard Walther und James Turrell an einer Serie konzeptioneller Fotografien. Die "bildanalytische" Werkserie des deutschen Fotografen (Jahrgang 1941) wurde jüngst für das Dresdener Kupferstich-Kabinett erworben und wird nun dort ausgestellt. Das planvoll ausgearbeitete Ensemble von Schwarzweiß- und Farbfotos, Bild-Text-Kompilationen, Bedienungsanleitungen und Versatzstücken fotografischen Materials provoziert grundlegende Fragen: Was für ein Medium ist Fotografie, was wird von ihr erwartet, wie prägt sie die Wahrnehmung von Welt?
"Timm Rautert: Bildanalytische Photographie", Kupferstich-Kabinett im Residenzschloss Dresden, 2. Juli bis 25. September

Andreas Gursky in Düsseldorf
Der weltbekannte Fotokünstler Andreas Gursky tritt mit einer Ausstellung aus neuen und bekannten Bildern in der Kunstsammlung NRW in Dialog mit großen Malern der Moderne. "Ich bin sehr stark von der Malerei beeinflusst", sagte Gursky (61) am Donnerstag bei der Vorstellung der Schau "Andreas Gursky - nicht abstrakt" in Düsseldorf (hier in unserer Preview). Die Nähe seiner Fotos zur Malerei sei zwar offensichtlich. "Es ist aber keine Malerei, sondern es sind Fotografien", sagte Gursky. Er bearbeitet seine Fotos oft monatelang am Computer, bis sie wie abstrakte Gemälde wirken. Rund 20 Werke sind in der Ausstellung zu sehen, einige platzierte Gursky mitten in die Sammlung neben Arbeiten der Surrealisten, von Lyonel Feininger oder Sol Lewitt. Erstmals zu sehen sind neue Bilder von bunten Tulpenfeldern, einer Photovoltaik-Anlage in Südfrankreich und einem Warenverteilzentrum von Amazon in den USA. (dpa)
"Andreas Gursky nicht abstrakt", K20, Düsseldorf, 2. Juli bis 6. November

Georg Baselitz in Frankfurt
Monumentale Figuren, mit kräftigem Farbaufstrich auf Leinwand gemalt: Georg Baselitz hat 1965/66 als noch sehr junger Künstler Bilder geschaffen, die später als "Die Helden" oder "Neue Typen" in die Kunstgeschichte eingegangen sind. Das Frankfurter Städel widmet der Werkgruppe nun eine Ausstellung. Baselitz hat die Schau mitgestaltet. Der 76-Jährige ist mit seinen auf dem Kopf stehenden Bildern international berühmt geworden. Bei den Figuren geht es um Helden, Hirten, Rebellen, Partisanen oder Maler. Viele tragen moderne, nicht näher identifizierbare Uniformen. Insgesamt sind 70 Gemälde und Arbeiten auf Papier zu sehen. Kuratiert hat die Ausstellung der langjährige Städel-Chef Max Hollein, der zum 1. Juni nach San Francisco wechselte. Im Anschluss an Frankfurt wandern "Die Helden" nach Stockholm, Rom und das Guggenheim Museum in Bilbao weiter. (dpa)
"Georg Baselitz: Helden", Städel Museum, Frankfurt, bis 23. Oktober

David Hockney in London
David Hockney, einer der wichtigsten Gegenwartskünstler Großbritanniens, stellt in der Royal Academy (RA) in London eine neue Porträt-Serie vor (hier in unserer Preview). Dabei sind Umfang und Arbeitsmethode bestechend. In nur zweieinhalb Jahren hat Hockney (78) in seiner kalifornischen Wahlheimat 82 Porträts und ein Stillleben gemalt. Alle Bilder sind gleich groß, die Position der Modelle und der Hintergrund sind identisch. Hockney will laut Royal Academy mit der Serie Individualität betonen und traditionelle Werte der Porträtmalerei herausfordern.  (dpa)
"82 Portraits and 1 Still Life", Royal Academy (RA), London, 2. Juli bis 2. Oktober

Bruce Conner in New York
Realität, hat Bruce Conner einmal gesagt, sei das, "worauf sich zwei oder drei Menschen einigen, um dann andere zu beackern und zu zwingen, ihnen zuzustimmen". Selbst als Experimentalfilmer blieb der US-Künstler (1933–2008) ein Geheimtipp. Dabei katapultierte ihn die Filmcollage "A Movie" (1958) in den Olymp des US-Avantgardefilms, zu Stan Brakhage, Jack Smith oder Andy Warhol. Im New Yorker MoMA – und im Anschluss daran in San Francisco und Madrid – wird mit der Retrospektive "It’s All True" Conners Schaffen in all seiner Medienvielfalt und Komplexität gezeigt. Neben Film- und Videoarbeiten sind Conners frühe Malereien , seine finsteren Assemblagen, die Zeichnungen, Fotos, Fotogramme zu sehen. Fünf Jahrzehnte lang blieb er hochproduktiv und kaum eine gesellschaftskritische Pointe schuldig. Starkult und Kunstmarkt waren ihm jedoch suspekt. Zeitweilig verwendete er den Namen seines Freundes Dennis Hopper als Pseudonym oder ließ sich im "Who Was Who in America 1973" für tot erklären. Von seiner Leidenschaft für Musik kündet noch seine späte Dreikanal-Videoinstallation "Three Screen Ray" von 2006 – nicht zuletzt eine Hommage auf die Soulikone Ray Charles.
"Bruce Conner: It’s All True", MoMA, New York, 3. Juli bis 2. Oktober

Günther Uecker in Rostock
In der Rostocker Kunsthalle wird am Samstagabend die Ausstellung "Der geschundene Mensch" von Günther Uecker eröffnet. Die 14 Objekte waren als Reaktion auf die fremdenfeindlichen Ereignisse entstanden, die sich 1992 in Rostock-Lichtenhagen, aber auch bundesweit in dieser Zeit abspielten, wie Kunsthallenchef Jörg-Uwe Neumann am Freitag sagte. Es werde klargemacht, wie die Verletzungen verursacht werden und welche Spuren sie hinterlassen. Seitdem ihrer Entstehung ist die Ausstellung schon in mehr als 40 Ländern gezeigt worden. Zuletzt waren die Werke des Zyklus "Der geschundene Mensch" in Kuba zu sehen. Für den inzwischen 86-Jährigen Uecker sei es wichtig gewesen, mit den Werken in die Stadt zurückzukommen, in der die Ideen dazu entstanden sind. (dpa)
"Günther Uecker: Der geschundene Mensch", Kunsthalle, Rostock, 3. Juli bis 11. September, Eröffnung am Samstag, den 2. Juli um 18 Uhr