Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Foto: Courtesy Archivio Conz Berlin
Foto: Courtesy Archivio Conz Berlin
Geoffrey Hendricks bei seiner Performance "Between two points. Meditative Rituals" im Jahr 1976

Eröffnungen der Woche: Tipps für Bautzen, Berlin, Bonn, Dresden, Duisburg, Düsseldorf, Gent, Goslar, Graz, Hamburg, Hannover, Leuna, Nürnberg, Oberhausen, Wien, Wuppertal und Zwolle

"Bewegte Zeiten" in Berlin
Mehr als 1000 archäologische Funde aus ganz Deutschland sind ab Freitag in der Berliner Ausstellung "Bewegte Zeiten" zu sehen. Die wertvollen Stücke von der Steinzeit bis ins 20. Jahrhundert werden bis zum 6. Januar 2019 im Martin-Gropius-Bau ausgestellt. Die Schau ist nicht chronologisch, sondern thematisch aufgebaut, wie der Direktor des Berliner Museums für Vor- und Frühgeschichte, Matthias Wemhoff, erklärte. Dabei geht es um Themen wie Migration und Mobilität, Handel und Austausch, Innovation und Konflikte. Zu den bedeutendsten Ausstellungsstücken gehören die rund 35 000 Jahre alte Venus vom Hohlen Fels auf der Schwäbischen Alb und die bronzezeitliche Himmelsscheibe von Nebra. Im Lichthof des Museums ist die beim Kölner U-Bahnbau freigelegte römische Hafen-Spundwand aus fast 2000 Jahre alten Eichenbohlen zu sehen. (dpa)
"Bewegte Zeiten. Archäologie in Deutschland", Martin-Gropius-Bau, Berlin, 21. September bis 6. Januar 2019

Performance in Berlin
Manchmal muss man sich nur aufs Wasser begeben, um die Dinge anders zu sehen. Das kann man am Wochenende tun, bei "Between Points": Vom Archivio Conz führt eine Bootsfahrt über die Spree, und am Ufer gibt es Performances zu sehen. Mit dabei sind Juliette Blightman, Petrit Halilaj & Alvaro Urbano, Jessie Holmes und mehr, der Künstler Ed Atkins wird zum Reiseleiter, und der Musiker Günter Schickert sorgt für den Klang. Das Archivio Conz zeigt außerdem eine Ausstellung über den im Mai verstorbenen Fluxus-Künstler Geoffrey Hendricks, der ebenfalls eine Reise unternommen hat, und zwar durch Norwegen, das Land seiner Vorfahren. Hendricks arbeitete eng mit dem Sammler Francesco Conz zusammen, der in seinem Archiv Werke, Editionen und Dokumente gesammelt hat.
"Between Points", Archivio Conz, Berlin, am 22., 27. und 29. September

Reisen in Berlin
"ABC des Reisens": Unter diesem Titel zeigt die Kunstbibliothek Berlin eine Ausstellung zur Geschichte des Reisens – angefangen von mittelalterlichen Pilgerreisen nach Jerusalem bis zum Massentourismus der heutigen Zeit. Zu sehen sind rund 250 Bücher, Zeichnungen, Landkarten, Plakate, Fotos und Reisealben. Mit der Jubiläumsschau feiert die Kunstbibliothek in der Nähe des Potsdamer Platzes ihr 150-jähriges Bestehen. Die Ausstellung ist  entlang des Alphabets gegliedert. Unter "B" wie "Bericht" etwa findet sich ein Report von der China-Reise des bekannten französischen Bischofs Jacques de Bourges im Jahr 1671, unter "C" wie "Cartografia" zeigt ein Kupferstichdruck von 1596 eine der frühesten Weltkarten, auf der Amerika verzeichnet ist. Zum Stichwort "Tourismus" gibt es ungewöhnliche Reiseplakate und bei "Z" geht es um Ziele. (dpa)
"ABC des Reisens", Kunstbibliothek, Berlin, bis 6. Januar 2019

Der Flaneur in Bonn
Schlendernde Dandys, Zeitung lesende Herren im Park, elegante Damen mit Hut, die in die Schaufensterauslage schauen: Das Kunstmuseum Bonn zeigt von Donnerstag an 160 Werke von 65 Künstlern rund um das Thema "Flanieren". Darunter sind Gemälde von Vincent van Gogh, Camille Pissarro, August Macke und Ernst Ludwig Kirchner. Historisch gesehen sei das Flanieren an die Entwicklung der Metropolen im 19. Jahrhundert geknüpft, sagte Direktor Stephan Berg. Spazieren habe dabei auch etwas Künstlerisches. Denn beim Schauen setze man sich seine eigene subjektive Welt zusammen. In den vergangenen Jahren beobachteten Wissenschaftler zudem ein neu erwachtes Interesse am spazieren gehen, vielleicht auch als Gegenbewegung gegen eine immer schneller werdende Welt, sagte Berg. (dpa)
"Der Flaneur: Vom Impressionismus bis zur Gegenwart", Kunstmuseum Bonn, bis 13. Januar 2019

Skulpturen und Gemälde in Dresden
Nach den zeitgenössischen Präsentationen in der Vergangenheit füllen nun Rietschel-Skulpturen und Rayski-Gemälde sowie ein Bild des Afroamerikaners Kehinde Wiley den Mosaiksaal des Dresdner Albertinums. Nach der Neueinrichtung stehen Herrscher- und Künstlerporträts von Bildhauer Ernst Rietschel (1804-1861) erstmals Bildnissen sächsischer Adliger von Maler Ferdinand von Rayski (1806-1890) gegenüber, wie die Staatlichen Kunstsammlungen (SKD) mitteilten. Die Zeitgenossen befassten sich im Kern mit dem Porträt – Rietschel in der strengen Formensprache des Klassizismus und Rayski in früher realistischer Darstellung. Für ein Jahr leistet ihnen "General John Burgoyne" Gesellschaft. Das großformatige Gemälde eines posenden Schwarzen vor üppigen Mustern im Hintergrund von Wiley ist eine private Leihgabe aus Belgien. Die sportliche Kleidung des Models und seine Muskeln passen zum Look antiker und klassizistischer Skulpturen, aber auch zu den Uniformen in den Porträts von Rayski. Wiley (Jahrgang 1977) inszeniert seine Figuren wie Heilige und weltliche Herrscher. (dpa)
"Rietschel, Rayski und Wiley", Albertinum, Dresden

Kinderbiennale in Dresden
Kunst, die aussieht wie ein Aquarium, oder ein Boden voller Bonbons: In Dresden öffnet am Samstag die nach Angaben der Veranstalter erste Kinderbiennale in Europa. Die Kunst in der Ausstellung im Japanischen Palais haben Schüler mit ausgesucht. Auch der dänisch-isländische Künstler Ólafur Eliasson steuert eine Arbeit bei. Ab November können die Besucher bei "The cubic structural evolution project"mitmachen und aus drei Tonnen weißen Legobausteinen eine Stadt der Zukunft bauen. Wie die Staatlichen Kunstsammlungen ankündigten, wird es die Ausstellung für Kinder und Erwachsene alle zwei Jahre geben. Der Eintritt ist frei. (dpa)
Japanisches Palais, 22. September bis 24. Februar 2019

Jochen Gerz in Duisburg
Das Lehmbruck-Museum in Duisburg wird zum Buch, die sieben Meter hohen Fenster der Museums-Glasfassade sind die Seiten. Beschrieben hat sie in roten Lettern der Konzeptkünstler Jochen Gerz mit Erzählungen aus acht Dekaden Zeitgeschichte von 1940 bis 2010. Die Texte wurden in zwei Wochen intensiver Vorarbeit Wort für Wort aus Folie auf die 30 Scheiben des Gebäudes aufgebracht. Besucher der Ausstellung "The Walk" können auf einem rund 100 Meter langen Steg rund um das Museum die Texte lesen. Jochen Gerz, 1940 in Berlin geboren und im Rheinland aufgewachsen, hat immer wieder Kunst und Performances im öffentlichen Raum inszeniert. In sein Werk bezieht er andere Menschen als "Autorenschaft" mit ein - ein zentrales Motiv seiner Arbeit. So will er ihr kreatives Potenzial nutzen und das gesellschaftliche Zusammenspiel zeigen. Ohne die Teilnahme der Öffentlichkeit könne seine Kunst nicht mehr entstehen, wie Gerz einmal sagte. Tausende haben sich daran bereits beteiligt. Bei "The Walk" werden derzeit junge Flüchtlinge eingebunden. Sie hospitieren bis zum Ende der Schau im Mai 2019 im Museum. Ziel des Kunstprojekts ist, dass sie ihre Erfahrungen beschreiben. (dpa)
Lehmbruck-Museum, 23. September bis 5. Mai.

Alternative Fakten in Düsseldorf
Auf künstlerische Weise befasst sich das NRW Forum in Düsseldorf mit der Diskussion um Fake-News und alternative Fakten. Die internationale Gruppenausstellung "Im Zweifel für den Zweifel: Die große Weltverschwörung" zeigt Arbeiten von 18 Künstlern und Gruppen, die sich mit Manipulation, Irritation und dem Zweifel am Dargebotenen befassen. Der dänisch-isländische Künstler Olafur Eliasson ist mit seiner Arbeit "Highlighter" vertreten, einem Suchscheinwerfer, der Besucher zu verfolgen scheint. Eine große Installation des Kunst- und Rechercheinstituts Forensic Architecture befasst sich mit den dubiosen Umständen des NSU-Mords am Betreiber eines Internetcafés in Kassel. Manipulierte historische Fotos, die Installation dunkler Angsträume oder eine wandfüllende Fotomontage aus einem Hörsaal ohne Studenten von Holger Wüst stellen scheinbare Gewissheiten auf die Probe. (dpa)
"Im Zweifel für den Zweifel", NRW Forum, Düsseldorf, bis 18. November

Raoul de Keyser in Gent
Humor, Lust am Spiel, lakonische Malweise: Der Belgier Raoul De Keyser (1930–2012) zählt zu den wichtigsten Vertretern spätmoderner Malerei. Seine Biografie liest sich wenig aufregend, De Keyser wurde bei Gent geboren, studierte dort und blieb zeitlebens in der zweitgrößten Stadt Flanderns. Erst 1992 – auf der Documenta – wurde er einem internationalen Publikum bekannt. Das S.M.A.K. in Gent würdigt nun mit einer Retrospektive seinen Bilderkosmos, den De Keyser ganz aus der malerischen Linie und Farbschichtungen entwickelte.
"Raoul de Keyser: Oeuvre", S.M.A.K., Gent, 22. September bis 27. Januar 2019

Matt Copson in Goslar
Im Goslarer Mönchehaus-Museum für moderne Kunst wird am Sonntag eine Ausstellung mit Werken des diesjährigen Kaiserring-Stipendiaten Matt Copson eröffnet. Der englische Künstler (Jahrgang 1992) präsentiert Ausschnitte aus seinem multimedialen Werk, beispielsweise Video- und Laserprojektionen. Sie zeigen eine nächtliche Traumwelt mit fantastischen Figuren voll von schwarzem Humor und burlesker Ironie. Das Kaiserring-Stipendium wird vom Verein zur Förderung Moderner Kunst verliehen. Die Ausstellung ist bis zum 27. Januar 2019 zu sehen. Das Kaiserring-Stipendium beinhaltet eine Ausstellung, außerdem wird ein Werk des Stipendiaten aufgekauft. (dpa)
Mönchehaus-Museum, 23. September bis 27. Januar 2019

Steirischer Herbst in Graz
Der Steirische Herbst wird in diesem Jahr erstmals von Ekaterina Degot kuratiert, die bei dem interdiziplinären Festival die Kunst stärker betont als ihre Vorgänger. Das Festival, das unter dem provokant-politischen Motto "Volksfronten" steht, wurde unter anderem mit einem Konzert der Gruppe Laibach auf dem Europaplatz eröffnet. Ab Freitag ist der gesamte Festivalparcours an verschiedenen Orten in der Stadt zu besichtigen. Die Arbeiten beschäftigen sich unter anderem mit dem Thema Heimat und der NS-Vergangenheit, darunter eine Installation von Milica Tomić im Forum Stadtpark über ein ehemaliges Zwangsarbeitslager in der Nähe von Graz, ein Design-Store von Henrike Naumann im Haus der Architektur und ein Projekt von Funda Gül Özcan in einer ehemaligen türkischen Bar. Dazu gibt es zahlreiche Performances wie die Iran Conference des in Warschau lebenden Ivan Vyrypaev und ein anarchisches Happening von Igor & Ivan Buharov im Volkshaus Graz. Am Samstag folgt der Rundgang durch die Ausstellungen im Begleitprogramm in den Grazer Kunstinstitutionen.
Steirischer Herbst, verschiedene Orte, Graz, bis 14. Oktober

"Der Wanderer über dem Nebelmeer" zurück in Hamburg
Caspar David Friedrichs bekanntestes Gemälde ist zurück in der Hamburger Kunsthalle und kann wieder betrachtet werden. Zur Feier der Rückkehr bietet die Kunsthalle am Sonntag (23. September) von 11-16 Uhr stündlich Gratis-Führungen an, teilte die Kunsthalle am Freitag mit. Mehr als 150 000 Besucher hatten das Werk von Mai bis September in der Ausstellung "Wanderlust" in der Berliner Nationalgalerie bewundert. Die Hamburger Kunsthalle hat den weltweit umfangreichsten Bestand an Werken Caspar David Friedrichs (1774–1840). Noch zu Lebzeiten in Vergessenheit geraten, wurde Friedrich erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt. Heute gilt er auch international als wichtigster Maler der deutschen Romantik. In der Kunsthalle gibt es derzeit zehn Gemälde von Friedrich zu entdecken. Ein weiteres berühmtes Werk ist "Das Eismeer" (1823/24), das aktuell in der Ausstellung "Entfesselte Natur" zu sehen ist. (dpa)
Hamburger Kunsthalle

Florentina Pakosta in Hannover
Was treibt Männer in Kriege? Und warum wollen Männer bis heute Frauen vorschreiben, was diese zu tun haben? Das sind Ausgangsfragen für das Schaffen von Florentina Pakosta, deren Werk von Samstag an im Sprengel Museum Hannover vorgestellt wird. "Feminismus ist eine Angelegenheit der menschlichen Gesellschaft, nicht nur von Frauen", sagte die österreichische Künstlerin, die am 1. Oktober ihren 85. Geburtstag feiern wird. Begonnen hatte die Wienerin in den 1950er Jahren mit Milieustudien. Später zeichnete sie düstere Männer, denen Revolver aus dem Kopf oder Sägen aus dem Mund wachsen. Pakosta porträtierte auch Inhaber gesellschaftlicher Machtpositionen und suchte nach Gemeinsamkeiten in ihren Gesichtszügen. "Sie richtet den weiblichen Blick auf den Mann", sagte der Direktor des Sprengel Museums, Reinhard Spieler, am Donnerstag. In den 1970ern zeichnete Pakosta männliche Genitalien, in den 1980er Jahren brachte sie Ansammlungen von Schuhen oder Hüten auf die Leinwand. Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989 verlegte sie sich auf abstrakte dreifarbige Bilder von Netzwerken in Balkenstrukturen. Diese zeigten gesellschaftliche Hierarchien und seien teils noch aggressiver als die Männerköpfe, sagte der Museumschef. (dpa)
Florentina Pakosta, Sprengel Museum, Hannover, 22. September bis 13. Januar 2019

Ostdeutsche Künstler in Leuna
Werke von Neo Rauch, Rosa Loy, Tim Eitel, Arno Rink, Werner Tübke und anderen zeitgenössischen ostdeutschen Künstlern sind in den kommenden Wochen in der Galerie im Kulturhaus Leuna zu sehen. Unter dem Titel "Stille Post" werden farbige Arbeiten auf Papier aus der Sammlung des Erdgasunternehmens VNG AG gezeigt. Das Unternehmen hat den Angaben zufolge schon in den 1990er Jahren kleine Werkgruppen und Serien junger Künstler erworben, später auch einzelne Bilder und Objekte. Die Sammlung umfasse inzwischen etwa 200 Werke. Eine Reihe dort vertretener Künstler sei inzwischen auf dem internationalen Kunstmarkt gefragt. Eine erste Ausstellung mit Werken aus der VNG-Sammlung hatte es im Jahr 2007 im Kulturhaus Leuna gegeben. (dpa)
"Stille Post",  cCe Kulturhaus Leuna, bis 2. November

"Offen Auf AEG"-Festival in Nürnberg
Kann Leipzig auch in Nürnberg funktionieren? Mit dieser Frage beschäftigte sich die Immobilienfirma MIB Coloured Fields, als sie vor gut zehn Jahren ein verlassenes Industriegelände an der Verbindungsachse zwischen den aufeinander zuwachsenden Städten Nürnberg und Fürth kaufte. In den Fabrikhallen hatte die Firma AEG ab den 30er-Jahren Kochherde und Heißwasserspeicher gebaut, im Zweiten Weltkrieg wurde hier Kriegsmaterial produziert, und nach 1945 wurden AEG-Waschmaschinen zu einem Symbol des deutschen Wirtschaftswunders. Das riesige Areal hatte nicht gerade einen exzellenten Ruf. 2006 hatte der AEG-Mutterkonzern Electrolux sein fränkisches Werk geschlossen und 1800 Arbeitsplätze in Luft aufgelöst. Die MIB Coloured Fields hatte schon mit der Spinnerei in Leipzig bewiesen, dass sie eine Industriebrache in einen aufregenden Kulturort mit Galerien, Werkstätten und Künstlerstudios verwandeln kann. Dieses geglückte Vorbild half auch in Nürnberg, die Künstlerszene zu überzeugen. Kurz nach dem Kauf des Geländes, als die letzten Maschinen noch in den Hallen herumstanden, zog mit dem Bildhauer Sebastian Kuhn der erste Künstler auf das Ex-AEG-Gelände – er arbeitet noch immer dort. Inzwischen gibt es auf dem Areal um die 100 Ateliers, die Galerie der Akademie der Bildenden Künste, Restaurants, Cafés und Veranstaltungsräume für Theateraufführungen und Workshops. Jedes Jahr im September findet das "Offen Auf AEG"-Festival statt, bei dem alle eingemieteten Künstler ihre Werke zeigen und auf dem sich 2017 um die 20 000 Besucher in den Fabrikhallen drängelten. Produziert wird auf dem Areal immer noch: Die Firma Siemens baut Transformatoren und auch Electrolux hat sich einige Hallen zurückgemietet. Aber vor allem entsteht auf dem früher hermetisch abgeriegelten No-go-Gelände nun Nürnberger Kulturleben. In der Kaffeerösterei treffen sich Künstler, Studenten und Schichtarbeiter. Der Leipzig-Effekt zieht auch in Franken.
"Offen Auf AEG",  22. und 23. September. Danach sind die Ausstellungen circa einen Monat zu sehen  

Handzeichen in Oberhausen
Victory-Zeichen und Stinkefinger, Daumen hoch oder Arbeiterfaust: Mit Gesten in der Kunst befasst sich von diesem Sonntag an eine große Ausstellung in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen. Zum 20-jährigen Bestehen zeigt die Galerie mehr als 150 Werke von knapp 90 Künstlern von der Antike bis in die Gegenwart, etwa von Albrecht Dürer, Pablo Picasso oder Gerhard Richter. Zum Jubiläum gibt es am Sonntag ein großes Fest bei freiem Eintritt. Geplant ist auch der Auftritt eines Pantomimekünstlers. Die meisten Arbeiten stammen aus der Sammlung Peter und Irene Ludwig, hinzu kommen Leihgaben. (dpa)
"Die Geste", Ludwig Galerie Schloss Oberhausen, 22. September bis 13. Januar 2019

Monet in Wien
Am Anfang sind die Bilder noch voller kleiner Details, Perspektiven, klaren Linien. Doch je älter Claude Monet wurde, desto mehr verschwanden die Grenzen und Konturen. "Ein Bild ist ein Bild und nicht das, was es darstellt", sagt Klaus Albrecht Schröder, Generaldirektor des Museum Albertina in Wien, über Monets Sichtweise. Die Albertina zeigt ab Freitag 100 Werke des weltbekannten französischen Impressionisten in einer großen Ausstellung. Zu den Höhepunkten gehört das Bild "Junge Mädchen im Boot" (1887) aus dem National Museum of Western Art in Tokio, das auch für das Plakat zur Ausstellung ausgewählt wurde. Insgesamt werden Leihgaben aus mehr als 40 internationalen Museen und Privatsammlungen gezeigt. Das Museum präsentiert die Bilder chronologisch, beginnend in den frühen 1860er Jahren. Zu dieser Zeit ist Monet in vielen seiner Bilder noch "ein Zähler der Details, letztlich ein Realist", erklärt Schröder. Doch schon in den nächsten Jahren beginnt der Franzose, seinen bekannten Stil zu entwickeln. Thematisch zeigt die Albertina-Ausstellung, kuratiert von Heinz Widauer, wie sich Monets Leben verändert hat, ohne dieses Thema dabei in den Fokus zu stellen. "Sie werden nicht den Ausbruch des Ersten Weltkriegs sehen können, keine persönlichen Krisen", sagt Schröder. Solche Krisen habe es zwar gegeben, doch auf der Leinwand festgehalten habe Monet sie nicht. In der Malerei wollte er sich nur der Natur und der Gesellschaft seiner Zeit zuwenden, sagt Schröder. Und so werden in der Albertina bis zum 6. Januar vor allem Monets Darstellungen seiner verschiedenen Wohnorte präsentiert, viele davon im Winter. Es folgt ein Raum, der sich vor allem Monets Serien widmet. Dasselbe Motiv zu verschiedenen Tageszeiten, mit anderen Lichtverhältnissen, mal mit vielen Details, mal mit wenigen. Zu diesem Teil gehört auch die Darstellung eines Getreideschobers (1891), den das Kunsthaus Zürich zur Verfügung gestellt hat und der zu den Höhepunkten der Ausstellung gehört. Porträts und Stillleben, wenngleich Monet beides ebenfalls gemalt hat, stehen bei der gesamten Schau nicht im Mittelpunkt. Die bekannten Seerosen-Darstellungen und Monets Leben im französischen Giverny werden erst im vorletzten Kapitel thematisiert. Der Schlussteil der Ausstellung beschäftigt sich mit den letzten künstlerischen Jahren Monets, als der Künstler am Grauen Star litt und mit herbstlichem Kolorit seinem Lebenswerk einen bis dahin eher unbekannten Anstrich verpasste. (dpa)
Albertina, bis 6. Januar

Bogomir Ecker in Wuppertal
Eine Doppelausstellung in Wuppertal zeigt Arbeiten des Bildhauers Bogomir Ecker. Der Skulpturenpark Waldfrieden präsentiert 35 Arbeiten des 68-Jährigen. Parallel stellt die Von der Heydt-Kunsthalle Fotoarbeiten und ausgewählte Skulpturen vor. Bogomir Ecker ist bekannt durch seine raumfüllenden Installationen und technisch anmutenden Objekte. Die beiden unabhängig voneinander arbeitenden Wuppertaler Kunstinstitutionen planten jeweils eine Ausstellung mit Arbeiten Eckers und taten sich dann zusammen. Der in Düsseldorf lebende Künstler sammelt seit vielen Jahren Pressefotos, die er in großformatigen Bildern zusammenfügt und nun in der Von der Heydt-Kunsthalle ausstellt. Die Schau "Was das Foto verschweigt" präsentiert 16 dieser Tableaus. Der Skulpturenpark zeigt in einer Ausstellungshalle neue Arbeiten von Ecker. In dem weitläufigen Gelände sind außerdem rund 20 Skulpturen des Bildhauers Tony Cragg, dem Gründer des Parks, zu sehen sowie über 20 Arbeiten anderer Künstler. Auch Bogomir Ecker ist dort permanent vertreten.  (dpa)
Bogomir Ecker, Skulpturenpark und Von der Heydt-Kunsthalle, Wuppertal, 22. September bis 17. Februar 2019

Giacometti und Chadwick in Zwolle
Die Angst des Kalten Krieges wird im Museum De Fundatie in der niederländischen Hansestadt Zwolle lebendig: Das Museum zeigt ab Samstag mehr als 150 Werke der Bildhauer Alberto Giacometti (1901-1966) und Lynn Chadwick (1914-2003): "Giacometti-Chadwick, Facing Fear". Beide stellten in besonderer Weise die Beklemmung in Europa in den 1950er und 1960er Jahren durch die nukleare Bedrohung dar, betonte Museumsdirektor Ralph Keuning am Mittwoch bei der Präsentation. Beide Bildhauer hatten sich 1956 während der Biennale in Venedig kennen gelernt, als überraschend Chadwick und nicht der damals schon berühmte Giacometti ausgezeichnet worden war. "Mit dem Werk der beiden Künstler nahm die europäische Bildhaukunst endgültig Abschied von der Romantik und Ästhetik der Vorkriegszeit", sagte Keuning. Giacometti wurde nach dem Zweiten Weltkrieg bekannt mit seinen dünnen langgestreckten Figuren, die die Zerbrechlichkeit des Menschen symbolisieren. Chadwick schuf eckige Skulpturen, Urbilder von Mensch und Tier. Sein Stil wurde umschrieben als "Geometrie der Angst". Es ist eine der bisher umfangreichsten Ausstellungen des Museums. 29 Skulpturen des weltberühmten Schweizer Giacometti und 40 seines jüngeren britischen Kollegen Chadwick sind bis zum 6. Januar zu sehen, dazu zahlreiche Werke auf Papier. (dpa)
"Giacometti – Chadwick: Facing Fear", Museum Fundatie, Zwolle, 22. September bis 6. Januar 2019