Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Apolda, Berlin, Duisburg, Gera, Hamburg, Mannheim, München, Paris, Sindelfingen und Stuttgart

Coronabedingt können bestimmte Ticket-, Hygiene- und Abstandsregelungen gelten. Vor dem Ausstellungsbesuch empfiehlt sich deshalb ein Blick auf die jeweilige Institutions-Website.

Hundertwasser in Apolda

Architekt, Maler, Umweltaktivist: Mit Arbeiten des österreichischen Künstlers Friedensreich Hundertwasser (1928-2000) steigt das Kunsthaus Apolda nach coronabedingter Zwangspause wieder in das Ausstellungsgeschehen ein. Von Samstag an werden dort rund 80 Arbeiten Hundertwassers gezeigt, wie der Kunstverein Apolda Avantgarde am Freitag mitteilte. Darunter sind 43 Originalgrafiken, außerdem Fotografien seiner Architekturprojekte und Poster für internationale Umweltorganisationen. Hundertwasser gehört zu den bekanntesten Künstlern des 20. Jahrhunderts, berühmt ist er vor allem für seine verspielt wirkenden Häuser.

Die Corona-Pandemie hatte die ursprünglichen Ausstellungspläne des Kunsthauses kräftig durcheinandergewirbelt. Für die Hundertwasser-Schau unter dem Titel "Schönheit ist ein Allheilmittel" seien seit Dezember fünf verschiedene Ausstellungszeiträume abgesprochen worden, immer wieder mit neuen Finanzierungsplänen und Hygienekonzepten. So war eine Eröffnung bereits für Mitte Januar geplant, der Lockdown machte allerdings einen Strich durch die Rechnung der Organisatoren.

Inzwischen erlauben die Infektionszahlen in Thüringen die Eröffnung von Museen, Galerien und Ausstellungshäusern. Die Hundertwasser-Ausstellung dürfen allerdings nur 40 Personen gleichzeitig besuchen, Führungen werden vorerst nur montags für Gruppen mit maximal zehn Personen angeboten. Begrenzt ist auch der Zugang zu Begleitveranstaltungen wie Lesungen, für die sich die Teilnehmer anmelden müssen. Die Ausstellung soll bis zum 19. Dezember gezeigt werden.

"Hundertwasser: Schönheit ist ein Allheilmittel", Kunsthaus Apolda, bis 19. Dezember 

Hundertwasser-Ausstellung im Kunsthaus Apolda
Foto: dpa

Hundertwasser-Ausstellung im Kunsthaus Apolda

 

Humboldt Forum öffnet seine Höfe in Berlin

Die etappenweise Öffnung des Humboldt Forums in Berlin hat die nächste Wegmarke erreicht. Am Mittwoch waren erstmals die Höfe des auch wegen seiner historisierenden Schlossfassade umstrittenen Baus öffentlich zugänglich. Interessierte können sich nun den im Barockstil rekonstruierten Schlüterhof genauso aus der Nähe betrachten wie die vom italienischen Architekten Franco Stella modern gestaltete Promenade quer durch das rund 40 000 Quadratmeter umfassende Gebäude. Auch erste gastronomische Bereiche sowie der Shop sind nun zugänglich.

Das Humboldt Forum will Mitte Juli erste Türen für Besucherinnen und Besucher öffnen. Wegen des Lockdowns in der Corona-Pandemie hatte der im vergangenen Dezember vorgesehene erste Öffnungsschritt nur digitale Zugänge zu dem international ambitionierten Kulturprojekt erschlossen. Bis Jahresende sind weitere Eröffnungsschritte der einzelnen Bereiche geplant.

Das rund 680 Millionen Euro teure Zentrum für Kultur, Kunst und Wissenschaft nutzen künftig zwei Museen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, das Land Berlin und die Humboldt-Universität. Gezeigt werden Exponate aus Asien, Afrika, Amerika und Ozeanien sowie Objekte zur Geschichte Berlins. Neben dem Bau selbst ist auch die geplante Präsentation von Benin-Bronzen umstritten, die als Raubgut aus kolonialen Zeiten gelten. Museen aus Deutschland und Nigeria sowie die politische Ebene verhandeln aktuell über Rückgaben vom kommenden Jahr an.

Geöffnete Höfe im Humbold Forum, Berlin

Das Museums- und Veranstaltungsgebäude Humboldt Forum am Schloßplatz in Berlin
Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

Das Museums- und Veranstaltungsgebäude Humboldt Forum am Schloßplatz in Berlin

 

Die Kunst sieht Dior in Berlin

Manche Mode-Kunst-Kooperationen erschöpfen sich im Austausch von Farben und Mustern, diese ganz sicher nicht. In der Reihe "Lady Dior As Seen By …" lädt das Pariser Traditionshaus weltweit Künstlerinnen und Künstler zu Neuinterpretation der legendären Lady-Dior-Tasche ein, bei denen am Ende nicht unbedingt etwas Tragbares, aber oft etwas sehr Sehenswertes herauskommt.

Olympia Scarry imaginierte die Lady Dior als Gebäude und schuf eine Handtasche aus Beton, die wie ein modernistischer Wohnblock aussieht. Eine Tasche aus Erinnerungen an Film und Musik entwarf Gregor Hildebrandt mit seiner Lady Dior aus VHS-Tape (Hitchcocks "Vertigo") und Tonband (der Song "Crush" von der Rockband Garbage). Rund 150 Arbeiten von internationalen Künstlerinnen und Künstlern sind so bereits entstanden. Nächste Station der Wanderausstellung ist Berlin, wo Tomislav Topic, Michael Sailstorfer und Debora Mittelstaedt Carte blanche bekommen haben. Ihre Taschenkunstwerke werden neben 70 Exemplaren aus der Sammlung präsentiert.

"Lady Dior As Seen By ...", Michael Fuchs Galerie, Berlin, 12. bis 27. Juni

 

Joseph Beuys in Berlin

In allen Varianten schallt "Ö Ö, Ö Ö" durch Berlins Museum Hamburger Bahnhof, ein paar Meter weiter sind die nicht weniger bekannten Aufnahmen mit endlos scheinendem "Ja Ja Ja Nee Nee Nee" zu hören. Mit "Von der Sprache aus - Joseph Beuys zum 100. Geburtstag" konzentriert sich das Museum für Gegenwartskunst im Beuys-Jahr voller Ausstellungen zu einem der wichtigsten deutschsprachigen Künstler des 20. Jahrhunderts auf die Bedeutung von Lauten, Worten, Wörtern, Begriffen, Texten für seine Arbeiten. Die Ausstellung ist von Sonntag an bis zum 19. September zu sehen - und zu hören.

"Beuys begreift Sprache plastisch. Als etwas, das sich in den Raum formt", sagt Kuratorin Nina Schallenberg. Entsprechend steht Beuys' Vortrag zu "Reden über das eigene Land: Deutschland" von 1985 am Beginn der Ausstellung. Darin erläutert er, wie sich sein Kunstbegriff von der Sprache entwickelt. Die Ausstellung verdeutlich den Prozess von Tondokumenten zu Skulpturen, Installationen, Filmen oder Plakaten anhand von etwa 165 Arbeiten. So erschließt sich in der "Ausstellung auch für Beuys-Einsteiger" das scheinbar komplizierte Werk auch Sicht Schallenbergs "sehr plastisch, sehr verständlich, nicht so verkopft".

Bereits anhand früher Exemplare der rund 450 Zeichnungen im Obergeschoss der Ausstellung zeigt sich Beuys' Interesse für die Formung von Sprache. Eine Zeichnung von 1949 analysiert die Entwicklung der Stimme. Beuys definiert Laute als ersten Prozess des Selbstbewusstseins, mit dem sich die Stellung des Individuums in seiner Umgebung und der Welt formt. Sprache gibt dem Denken auch des Künstlers eine erste Form, die sich dann in seinen physischen Arbeiten weiterentwickelt.

Dieser Zugang von der Sprache her erlaubt einen neuen Blick etwa auf die Basaltbrocken von "Das Ende des 20. Jahrhundert" (1982/83), den "Filzanzug" von 1970, die Schultafeln der riesigen Installation "Richtkräfte einer neuen Gesellschaft" (1974-1979) oder der nicht minder imposanten Fett-Arbeit "Unschlitt/Tallow" (1977). (dpa)

"Von der Sprache aus: Joseph Beuys zum 100. Geburtstag", Hamburger Bahnhof, Berlin, 13. Juni bis 19.September

Werke von Joseph Beuys, Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart Berlin, 2021
Foto: Paul Zinken/dpa

Werke von Joseph Beuys, Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart Berlin, 2021

 

Beuys, Cragg und Uecker in Duisburg

Mehr als 100 Werke und Werkgruppen von 28 bedeutenden Gegenwarts-Künstlern mit NRW-Bezug zeigt das Museum Küppersmühle in Duisburg von diesem Freitag an. Zu sehen sind etwa Zeichnungen von Joseph Beuys, Skulpturen von Tony Cragg oder Farblithografien von Günther Uecker. Alle Kunstwerke gehören zur Sammlung des regionalen Geldinstituts National-Bank (Sitz: Essen). Anlass für die Ausstellung unter dem Titel "Einblicke" ist das 100-jährige Bestehen des Geldhauses in diesem Jahr.

"Der besondere Fokus der Sammlung liegt auf der Region, auf Künstlerinnen und Künstlern aus Nordrhein-Westfalen und dem Umfeld der Düsseldorfer Kunstakademie, die zum Teil Weltruhm erlangt haben", teilte das Museum mit. Ausgestellt werde ein umfassender Querschnitt aus der Sammlung, "der die Vielfalt und Bandbreite der darin vertretenen Künstlerinnen und Künstler und ihrer künstlerischen Praxis offenbart". Die Werke befinden sich normalerweise in den Geschäftsräumen des Geldinstituts. (dpa)

"Einblicke – Kunst aus der National-Bank", Museum Küppersmühle, Duisburg, bis 22. August

"Einblicke - Kunst aus der National-Bank", Ausstellungsansich Museum Küppersmühle, Duisburg, 2021
Foto: Henning Krause/Stiftung für Kunst und Kultur/dpa

"Einblicke - Kunst aus der National-Bank", Ausstellungsansich Museum Küppersmühle, Duisburg, 2021

 

Otto Dix in Gera

Sechs weitere Werke von Otto Dix (1891-1969) haben Einzug in das Museum im rekonstruierten Geburtshaus des Künstlers in Gera gehalten. Die Arbeiten sind nun Teil der ständigen Ausstellung im Otto-Dix-Haus. Besucherinnen und Besucher können nach der coronabedingten langen Schließzeit des Museums nun unter anderem das großformatige Gemälde "Lot und seine Töchter" (1939) sehen. Darauf werde "auf prophetische Weise im Hintergrund das brennende Dresden gezeigt, das 1945 tatsächlich im Krieg zerstört wurde", wie es hieß. Aber auch Landschaftsmalereien von Dix sind dazugekommen.

Die Dauerausstellung umfasse mit den Neuzugängen nun 36 Gemälde "vom künstlerischen Jugend- und Frühwerk bis zur altmeisterlichen Phase von Dix zum Beginn der 1940er-Jahre". Arbeiten aus dem Spätwerk ab 1944 sind im Nordflügel der Orangerie zu sehen. Die sechs Neuzugänge stammen aus einer privaten Sammlung, die als Dauerleihgabe über zehn Jahre im Frühjahr nach Gera kam. Erben von Fritz Niescher stellen die Sammlung bereit, die der Chemnitzer Unternehmer über Jahrzehnte zusammengestellt hatte.

Dix gilt als einer der bedeutendsten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts. Die Stadt Gera ernannte ihn 1966 zum Ehrenbürger und richtete 1991 das Museum in seinem Geburtshaus ein. (dpa)

Otto-Dix Haus, Gera

Otto Dix "Lärche im Engadin", Otto-Dix Haus, Gera
Foto: Bodo Schackow/dpa-zentralbild/dpa

Otto Dix "Lärche im Engadin", Otto-Dix Haus, Gera

 

Denkanstöße zum Thema Heimat in Hamburg

Was ist Heimat? - Dieser schwierigen Frage widmet das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg eine Ausstellung. "Nur wenige Begriffe sind emotional so aufgeladen, politisch wie kommerziell so instrumentalisiert, sentimental so besetzt und so subjektiv wie dieser", sagt Kuratorin Amelie Klein. Die eine, für alle Menschen gleichermaßen gültige Definition von Heimat gäbe es nicht. Nicht nur darum trage die Ausstellung, die noch bis zum 9. Januar 2022 zu sehen ist, den Titel "Heimaten", einen Plural, der im alltäglichen Sprachgebrauch noch ungewohnt, aber in seiner Bedeutung dringend notwendig sei.

Statt Antworten werden jedoch Fragen gestellt. Jedes der rund 150 Exponate – von der antiken Keramik bis zum Computerspiel – ist einer von sieben Hauptfragen zugeordnet und soll dem Publikum als Denkanstoß und Diskussionsstoff dienen. Zu sehen sind unter anderem Plakate aus den 1920er- Jahren, Trachten, Möbel- und Produktdesign bis hin zur App. Eine reich geschnitzte Tür aus Kaliningrad (um 1600) etwa führt in eine weit entfernte Heimat im Königsberg der Vergangenheit. Ein Schulheft aus dem Jahr 1938 und die dazugehörende Graphic Novel der US-Deutschen Nora Krug (2018) zeigen die nicht immer konfliktfreie Heimat, die die eigene Familie darstellt. (dpa)

"Heimaten" Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg, bis 9. Januar 2022

"Heimaten", Ausstellungsansicht Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg, 2021
Foto: Henning Rogge

"Heimaten", Ausstellungsansicht Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg, 2021

 

James Ensor in Mannheim

Szenen eines tragikomischen Karnevals, Maskenspiele, in die sich immer wieder der personifizierte Tod einmischt – dafür wurde der belgische Künstler James Ensor (1860–1949) berühmt. "Während die alten Ordnungen bröckeln, erscheinen auch im digitalen Zeitalter Ensors anarchische, karnevaleske Albträume merkwürdig real", schrieb Oliver Koerner von Gustorf in unserer Ensor-Titelgeschichte vom Februar, "fast so, als stünden wir wieder am Wendepunkt, an der Schwelle zur nächsten fantastischen, gewaltsamen Moderne." Die wegen der Pandemie verschobene Retrospektive des "Malers der Masken" in der Kunsthalle Mannheim eröffnet erst jetzt. Ensors Werk ist tief in der Geschichte des Museums verwurzelt, denn bereits 1928 wurde der Maler dort als bedeutender zeitgenössischer Künstler gefeiert.

Im Zentrum der kommenden Schau steht das Schicksal des Gemäldes "Der Tod und die Masken", das bis 1937 zur Mannheimer Sammlung gehörte, dann von den Nazis als "entartet" beschlagnahmt wurde, sich heute in Lüttich befindet und vom dortigen Musée des Beaux-Arts nun als Ausstellungsleihgabe nach Mannheim zurückkehrt. In den 1950ern wurde als Ersatz für das verlorene Bild das Stillleben "Der tote Hahn" erworben. Als Bild im Bild taucht der "Hahn" wiederum in Ensors bedeutendem Gemälde "Das malende Skelett" auf. Um diese drei Bilder gruppieren sich weitere Leihgaben um Motivkreis um Selbstbildnis, Maske, Tod und Stillleben, Topoi und Zeichen, die in Ensors Schaffen eng verflochten sind. Insgesamt wird mit 60 Gemälden, Arbeiten auf Papier und Masken aus Ensors Besitz ein tiefer Einblick in die grauenhaft komische, seltsam aktuell wirkende Welt des James Ensor gewährt.

"James Ensor", Kunsthalle Mannheim, 10. Juni bis 3. Oktober

 

Patricia L. Boyd in München

"The gallery is a place where things are held," so definiert Chris Kraus den Ausstellungsraum in ihrer Essaysammlung "Social Practices". In ihrer künstlerischen Praxis erforscht Patricia L. Boyd die materiellen Spuren, die jener sowohl als einschränkend als auch bewahrend interpretierbare Akt des Haltens hinterlässt. Für "Hold", ihre erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland, hat die britische Künstlerin Negativabgüsse aus in Restaurants gesammeltem gebrauchtem Kochfett in der Innenpforte im Münchner Kunstverein installiert. Der großzügige Durchgang zwischen den beiden weitläufigsten Ausstellungssälen des Hauses schrumpft dadurch auf Wohnungstür-Dimensionen. Am Ende der Ausstellung wird die Einlassung als Teil der Serie "Wall Pieces" weiterwandern in andere Ausstellungen, deren Namen im stetig länger werdenden Werktitel Vermerk finden. 

Die Türschwelle gewährt Eintritt in den Wohnraum der Künstlerin, der im Zuge der Pandemie zum zentralen künstlerischen Produktionsort wurde. In einer Videoarbeit lässt Boyd in die handschriftlichen Notizen ihres Terminkalenders blicken. Erinnerungen an halbgeschäftliche Verabredungen, Psychologen-Termine, Yoga-Stunden und den Kauf gesunder Lebensmittel zeugen von der kräftezehrenden Arbeit des alltäglichen weiblichen Selbstmanagements. Ergänzt wird der Film durch eine Reihe von Photogrammen, die den Lichteinfall durch die heimischen Fenster der Künstlerin zeigen. Das immer neue Wechselspiel zwischen diesen eingefangenen Schatten des privaten Raums und jenen, die durch die hohen Fenster auf die Wände des Kunstvereins fallen, lässt sich an diesem finalen Ausstellungswochenende zum letzten Mal erleben. 

Patricia L. Boyd "Hold" Kunstverein München, bis 13. Juni

 

Michael Schmidt in Paris

Das Kunstzentrum Jeu de Paume in Paris feiert seine Wiedereröffnung mit dem deutschen Fotografen Michael Schmidt. Unter dem Titel "Une autre photographie allemande" (dt. Eine andere deutsche Fotografie) sind über 300 Dokumente und Arbeiten des 2014 verstorbenen, international bekannten Fotografen zu sehen. Die Ausstellung im Jeu de Paume in den Tuilerien-Gärten ist die erste große Überblicksschau, die Frankreich dem deutschen Künstler Schmidt widmet.

Die Ausstellung, die bis zum 29. August dauert, ist chronologisch aufgebaut, um die künstlerische Entwicklung des Berliners besser nachvollziehen zu können. Denn wie der Kurator Thomas Weski erklärt, habe Schmidt sich immer wieder neu erfunden. "Bis zu seinem Tod hat er die formalen Ansätze stetig gewechselt", sagte Weski der Deutschen Presse-Agentur in Paris. 

Die ersten Aufnahmen von Schmidt bilden Berliner Stadtlandschaften ab, vor allem menschenleere Straßen und Häuserecken in Kreuzberg und Wedding. Schwarzweiß-Arbeiten, die teilweise auf seine Zeit als Polizeibeamter zurückgehen, bevor er sich ab 1973 ganz der Fotografie widmete. Zu den international bekannt gewordenen Werkserien gehört "Waffenruhe" aus dem Jahr 1987, Stimmungsbilder einer geteilten Stadt vor dem Ende des Kalten Krieges. 

Damit habe er einen stilistischen Bruch vollzogen, erzählt der deutsche Kurator weiter. Er habe sich von der streng dokumentarischen Bildauffassung gelöst und eine subjektive Vorstellung der Welt einfließen lassen. So sind in Paris die Serie "Einheit" aus dem Jahr 1996 zu sehen sowie die Werkgruppe "Lebensmittel", für die Schmidt kurz vor seinem Tod den "Prix Pictet" erhielt. Das Jeu de Paume hat im vergangenen Sommer wegen Renovierungsarbeiten seine Türen geschlossen. Einst beherbergte es die Impressionisten, heute ist es ein Kunstzentrum für Fotografie.

"Une autre photographie allemande", Jeu de Paume in Paris, bis 29. August

Die Ausstellung "Une autre photographie allemande" im Kunstzentrum Jeu de Paume, Paris
Foto: Sabine Glaubitz/dpa

Die Ausstellung "Une autre photographie allemande" im Kunstzentrum Jeu de Paume, Paris

 

Antony Gormley in Sindelfingen

Das Schauwerk Sindelfingen zeigt eine umfangreiche Einzelpräsentation mit Werken des britischen Bildhauers Antony Gormley (geboren 1950 in London). Zentrales Thema seines Schaffens ist der Mensch und sein Verhältnis zum Raum. Dem eigenen Körper nachempfunden, zeigt der Künstler Figuren in verschiedenen Zuständen: Sie hocken, hängen oder strecken sich im Raum, sie lehnen sich an die Wand oder liegen auf dem Boden wie die Skulptur "Close 1" von 1992. Gormleys bevorzugte Materialien sind Textilien, Blei, Eisen und Stahl. 

Antony Gormley "Learning to be", Schauwerk Sindelfingen, 13. Juni bis 24. April 2022

 

Angespannte Zustände in Stuttgart

Die Staatsgalerie in der Stirling-Halle zeigt unter dem Titel "Angespannte Zustände" eine neue Auswahl ihrer Sammlung Gegenwart. Die Präsentation konfrontiert zeitgenössische Positionen aus der privaten Sammlung Scharpff-Striebich mit Werken aus dem 20. Jahrhundert aus dem eigenen Bestand.

Zu sehen sind Arbeiten von Edward Kienholz, Rebecca Horn, Marguerite Humeau, Sterling Ruby oder Anna Uddenberg. Thematisiert wird die als krisenhaft empfundene Realität, und die Frage, ob der Mensch ihr hilflos ausgeliefert ist. Die Ausstellung bezieht sich auf Fragen und Antworten, welche mit globaler Anspannung, Rassismus, Identität und Ausbeutung, Gewalt oder Kontrolle in Verbindung stehen.

"Angespannte Zustände" Staatsgalerie in Stuttgart, bis 31. Dezember