Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Amsterdam, Berlin, Essen, Eupen, Goslar, Hannover, Lübeck, Rostock, Weimar, Weißenfels und Zürich

Coronabedingt können bestimmte Ticket-, Hygiene- und Abstandsregelungen gelten. In den meisten Bundesländern gilt inzwischen statt 2-G-Regel eine FFP2-Maskenpflicht in Musen. Vor dem Ausstellungsbesuch empfiehlt sich deshalb ein Blick auf die jeweilige Institutions-Website

 

Van Gogh in Amsterdam

Nach mehr als 130 Jahren sind erstmals alle 15 Olivenhain-Gemälde von Vincent van Gogh gemeinsam in einer Ausstellung zu sehen. "Dies ist einzigartig", sagte die Direktorin des Van Gogh Museums, Emilie Gordenker, in Amsterdam bei der Präsentation der Schau. "Diese wundervollen Gemälde zeigen van Goghs Liebe für die Natur und seinen Glauben an Trost durch die Kunst." Diese Werke zählte der Maler selbst zu den besten und wichtigsten aus seiner Zeit in Südfrankreich.

Der niederländische Maler (1853-1890) malte die Olivenbäume während seines Aufenthaltes in der psychiatrischen Klinik in Saint-Rémy-de-Provence 1889. Er litt unter Depressionen und befand sich vermutlich in einer schweren Psychose. "In dieser für ihn so schweren Zeit fand er Trost und Halt in der Natur", sagte Konservatorin Nienke Bakker. Olivenbäume waren für ihn auch ein Symbol der Widerstandsfähigkeit. (dpa)

"Van Gogh and the Olive Groves", Van Gogh Museum, Amsterdam, bis 12. Juni

Vincent van Gogh "Olivenbäume", 1889
Foto: -/Der William-Hood-Dunwoody-Fonds/vangoghmuseum.nl/dpa

Vincent van Gogh "Olivenbäume", 1889


Queere Begierden in Berlin 

Dass Begierde viel mit Schmerz zu tun haben kann, weiß jeder Mensch, der schon einmal Zurückweisung erlebt hat. Eine besondere Rolle spielt die Doppeldeutigkeit des Begriffs "Crush" (Verliebtheit/zerquetschen), wenn es um queeres Begehren geht und neben den persönlichen Verletzungen auch soziale Ausgrenzung eine Rolle spielt.

Die gleichnamige Gruppen-Ausstellung, die vom Finnland-Institut in Kooperation mit dem Projektraum Feld + Haus Projects und dem Verein Frontviews organisiert wird, zeigen zehn Künstlerinnen und Künstler ihre verschiedenen Blickwinkel auf Lust und Leiden. So malt Atis Jākobsons intime Porträts, die von emotionaler Nähe zeugen, aber auch an moderne Pietas erinnern. Artor Jesus Inkerö erforscht in einer Videoarbeit die Posen heterosexueller Männlichkeit, und Aki Turunen beschäftigt sich in seiner Malerei mit viktorianischer Pornografie, ihrem Hang zum Ornament und ihrem queeren Potenzial. Auch der Ort der Ausstellung, der außerhalb der klassischen Berliner Kunstquartiere liegt, ist eine Reise wert. In einem ehemaligen Schleusenwärterhäuschen auf einer Spreekanal-Insel nahe des Westhafens kann man durch die riesige Fensterfront direkt aufs Wasser schauen. 

"Crush", Feld + Haus Projects, Berlin, bis 2. April, Eröffnung Freitag, 11. März, 17 bis 21 Uhr

 

Dokumentarfotografie in Essen

Wie vielfältig die Themen Arbeit und ihre Bedingungen, aber auch Körperlichkeit unsere Gegenwart formen, zeigt eine Schau im Museum Folkwang in Essen. Das Haus stellt in Kooperation mit der Wüstenrot Stiftung vier junge Künstlerinnen und Künstler im Rahmen des "Dokumentarfotografie Förderpreis 13" aus.

Sabrina Asche dokumentiert den Alltag von Textilarbeiterinnen in Bangladesch und arrangiert das Rohmaterial in komplexen, siebgedruckten Bild- und Textcollagen. Auch Heiko Schäfer beschäftigt sich mit Arbeitsbedingungen und ihren Auswirkungen auf die Lebensrealitäten der Beschäftigten. "Liquid Company", eine multimediale Arbeit von Luise Marchand, kommentiert die Überblendung von Arbeitswelt und Privatleben mit zynischem Unterton. Ihre Arbeiten setzten einer distanzierten Beobachtung bewusst subjektive Akzente entgegen. Wenzel von Stählin untersucht dagegen normative Konstruktionen unserer Gesellschaft, vor allem den "Typus Mann" als Maßstab für die architektonische Gestaltung der uns umgebenen Lebenswelt.

Der Dokumentarfotografie Förderpreis wird seit 1994 alle zwei Jahre von der Wüstenrot Stiftung in Zusammenarbeit mit der Fotografischen Sammlung des Museum Folkwang vergeben und richtet sich an Fotografinnen und Fotografen, die sich dokumentarisch und repräsentativ mit Themen der Lebensrealität und des Alltags beschäftigen.

"Dokumentarfotografie Förderpreise 13", Museum Folkwang, Essen, bis 29. Mai

Luise Marchand "Green Detox, Your Company Loves You, Now", 2020-2021
Foto: © Luise Marchand

Luise Marchand "Green Detox, Your Company Loves You, Now", 2020-2021

 

Kristina Benjocki in Eupen

Textilien jeder Art sichern das Überleben und Funktionieren unserer Zivilisation seit Jahrhunderten. Die Künstlerin Kristina Benjocki folgt diesem Gedanken und untersucht die Verwobenheit von Tuchindustrie mit Narrativen des Widerstands, der Emanzipation und der Konstruktion von kultureller Identität.

Die bisher nie gezeigten, großformatigen und doppelseitigen Wandteppiche der Künstlerin sind nun im Eupener Ikob Museum für Zeitgenössische Kunst zu sehen und fragen nach der kulturellen Wertigkeit von Textilien, ihrer Herstellung und der Bedeutung für Migration, Handel und politische Macht. Im Zusammenspiel mit der Geschichte der Eupener Stoffindustrie und ihrer eigenen Biografie geht Benjocki der notorischen Unterrepräsentation der Bedeutung von Textilprodukten für Gesellschaften auf den Grund. Und findet Gründe dafür – zum Beispiel im Patriarchat. Schließlich waren es Frauen, die über Jahrhunderte hinweg aus Fäden hergestellte Oberflächen schufen.

"Kristina Benjocki: At sunset we retreat once again, up the hill, to where we can watch the skeins of water reflect colours we've never seen before", IKOB Museum für Zeitgenössische Kunst, Eupen, 12. März bis 05. Juni

Kristina Benjockis Installation aus Wandteppichen
Foto: © Kristina Benjocki

Kristina Benjockis Installation aus Wandteppichen


Britische Fotografie in Goslar

Mit dem Brexit geht das Vereinigte Königreich auf Distanz zu Festlandeuropa. Die Fotoschau "Facing Britain" im Goslarer Mönchehaus kommt dem Inselstaat derweil ganz nah. Die Werke von 50 Fotoschaffenden ermöglichen einen einzigartigen Überblick über Geschichte und Gegenwart der britischen Dokumentarfotografie. Längst vergessene oder erst in den letzten Jahren wiederentdeckte Positionen wie jene von John Myers, Tish Murtha oder Peter Mitchell werden neben Arbeiten von Weltstars wie Martin Parr und David Hurn gezeigt.

"Facing Britain. Britische Dokumentarfotografie seit den 1960ern", Mönchehaus Museum, Goslar, bis 1. Mai 


Mathieu Kleyebe Abonnenc in Hannover 

Das Werk von Mathieu Kleyebe Abonnenc kreist um Kolonialgeschichte und Dekolonisation. Momente des politischen Umbruchs wie etwa Unabhängigkeitsbewegungen auf dem afrikanischen Kontinent in den 1960er-Jahren nehmen bei dem 1977 in Französisch-Guyana geborenen Künstler eine zentrale Rolle ein. Anhand des politisch wie kulturell aufgeladenen Mate­rials erzählt der Teilnehmer der Venedig-Biennale von 2015 in der Hannoveraner Kestnergesellschaft Geschichten abseits dominanter Narrative.

"Mathieu Kleyebe Abonnenc: The Music of Living Landscapes", Kestnergesellschaft, Hannover, bis 22. Mai

 

Aktionstag in Lübecker Museen

Das Lübecker Günter-Grass-Haus und das Museum Behnhaus Drägerhaus in Lübeck laden an diesem Sonntag zu einem gemeinsamen Aktionstag ein. Bei freiem Eintritt können Besucherinnen und Besucher die neu gestaltete Dauerausstellung "Das ist Grass" und die Gemäldeausstellung "Von Caspar David Friedrich bis Edvard Munch" besuchen.

Die Dauerausstellung im Grass-Haus beleuchtet nach Angaben der Lübeck Museen die Lebensstationen des Literaturnobelpreisträgers, der bis zu seinem Tod 2015 in der Nähe von Lübeck gelebt hat. Die Schau im Museum Behnhaus Drägerhaus zeigt während der etwa zwei Jahre dauernden Sanierung des Museums die bedeutsamsten Exponate des Hauses in konzentrierter Form und in neuen Arrangements. Die Ausstellung biete die Chance, die schönsten Gemälde der Sammlung in neuen Bildpaaren und ungewohnten Sichtachsen zu entdecken, sagte die Sprecherin. (dpa)

"Das ist Grass", Günter Grass-Haus, 13. März, 11 bis 20 Uhr

"Von Caspar David Friedrich bis Edvard Munch. Die Highlights der Sammlung im Drägerhaus", Museum Behnhaus Drägerhaus, 13. März, 11 bis 20 Uhr

Günter Grass "Selbst mit Hut und Unke", 1992
Foto: Günter und Ute Grass Stiftung/Steidl Verlag

Günter Grass "Selbst mit Hut und Unke", 1992

 

Emmanuel Bornstein in Rostock

In der Kunsthalle Rostock wird am Samstag die Ausstellung "Wildwechsel" mit 42 Werken des Künstlers Emmanuel Bornstein eröffnet. Wie Kunsthallenchef Jörg-Uwe Neumann am Freitag berichtete, zeichnet sich der 1986 in Frankreich geborene und in Berlin lebende Bornstein durch eine spezielle und sehr spannende Technik aus: "Er malt, übermalt, spachtelt, zerreißt und fügt wieder zusammen." Die teils großformatigen Werke beherrschten durch ihre Farbgewaltigkeit den Raum. Die Bilder seien in Serien geordnet mit eingestreuten Porträts.

In Bornsteins Porträt- und Figurenbildern stehe das menschliche Wesen stets in einer Reflexion mit sich selbst, sagte Neumann. Er beziehe seine Themen aus der Geschichte des Holocaust und seinem eigenen Leben zwischen Frankreich und Deutschland. So schafft er laut Neumann eine dramaturgisch inszenierte und farbexpressive Bilderwelt, die sich zwischen Figuration und Abstraktion, zwischen Expressionismus und Groteske bewegt. Die Bilder stammten aus internationalen Privatsammlungen und Museen und geben einen Überblick über das künstlerische Schaffen des Malers von 2012 bis 2021. (dpa)

"Emmanuel Bornstein: Wildwechsel", Kunsthalle Rostock, Rostock, bis 08. Mai

Emmanuel Bornstein bei einem Pressetermin in der Kunsthalle Rostock
Foto: Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa

Emmanuel Bornstein bei einem Pressetermin in der Kunsthalle Rostock

 

Esther Shalev-Gerz in Weimar

Mit einer Installation der Künstlerin Esther Shalev-Gerz eröffnet das Bauhaus-Museum Weimar am Samstag das Jahresprojekt "Welt übersetzen". Vom 12. März bis zum 31. Oktober werden drei unterschiedliche "Zeitgenössische Perspektiven" in Weimar gezeigt, die sich mit Walter Benjamins "Engel der Geschichte" auseinandersetzen. Die Rauminstallation der renommierten Fotografin, Konzept- und Videokünstlerin Shalev-Gerz wird bis Mitte Mai zu sehen sein. Am Freitag soll die Ausstellung ab 19 Uhr eröffnet werden.

Unter dem Titel "Inseparable Angels: An Imaginary House for Walter Benjamin" nimmt die Künstlerin Bezug auf den Schriftsteller und Kulturkritiker Benjamin. Ausgangspunkt hierfür ist das 1920 entstandene Bild von Paul Klee "Angelus novus", das sich über viele Jahre hinweg in Benjamins Besitz befand. Das Bild von Klee und das Denkbild vom "Engel der Geschichte" sind seitdem untrennbar miteinander verbunden. Die Installation ist ein Zusammenspiel aus Bewegtbild und Fotografie sowie gesprochenen und geschriebenen Texten. Das Werk entwickelte die Künstlerin schon 2000 für eine Präsentation im Pavillon des Limona-Gebäudes in Weimar. Es wurde seitdem in verschiedenen Städten weltweit gezeigt.

Vom 11. Juni bis zum 1. August soll sich Ori Gersht aus London, ausgehend von Benjamins Fluchtroute auf der Ruta Líster, filmisch mit dem Thema der Migration auseinandersetzen. Aura Rosenberg (Berlin/New York) wird im Anschluss in einem animierten Film auf die Gefahr der Zerstörung kultureller und zivilgesellschaftlicher Errungenschaften verweisen (27. August bis 31. Oktober). Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Kunstfest Weimar und der Bauhaus-Universität Weimar. (dpa)

"Esther Shalev-Gerz: Inseparable Angels: An Imaginary House for Walter Benjamin", Bauhaus-Museum Weimar, Weimar, bis 16. Mai 

Esther Shalev-Gerz "Doppel-Uhr", 2010
Foto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa

Esther Shalev-Gerz "Doppel-Uhr", 2010

 

Designerschuhe in Weißenfels

Mehr als 80 Designerschuhe zeigt das Schuhmuseum im Schloss Neu-Augustusburg Weißenfels in einer Sonderausstellung. Fast alle Stücke seien außergewöhnlich und extrem ausgefallen, teilte eine Sprecherin mit. Darunter seien Blumen-Schläppchen, Turnschuh-Stilettos oder Ballettschuhe aus Lack und Leder.

Die Schuhe seien etwa von Vivien Westwood, Karl Lagerfeld oder Alexander McQueen gestaltet worden. Die Patenaktion habe das Museumsteam zusammen mit dem Förderverein Museum Weißenfels Anfang 2021 gestartet, um Lücken in der Sammlung zu schließen.

Die Schuhsammlung des Weißenfelser Museums soll den Angaben zufolge künftig in einer neuen Dauerausstellung im Nordflügel des Schlosses präsentiert werden. Dabei werde der Schuh kulturgeschichtlich betrachtet. Zu DDR-Zeiten war Weißenfels ein bedeutender Standort für die Schuhproduktion. (dpa)

"Schuhpaten", Museum Weißenfels im Schloss Neu-Augustusburg, Weißenfels, bis auf weiteres

Im Schuhmuseum im Schloss Neu-Augustusburg in Weißenfels werden diese Pumps von Balenciaga gezeigt.
Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

Im Schuhmuseum im Schloss Neu-Augustusburg in Weißenfels werden diese Pumps von Balenciaga gezeigt.


Die Kunst des Störens in Zürich

Mal ist es nur ein Knirschen im Normalverlauf des Alltags. Doch bekanntlich können Störungen dramatisch und radikal in unsere Realität einbrechen. Im Züricher Migros Museum wurden in der Ausstellung "Aus den Fugen" Sammlungsarbeiten zusammengestellt, die sich auf Störungen in Form von Ereignissen, Phänomenen oder Handlungen beziehen. Lynda Benglis, Vanessa Billy, Alighiero Boetti, Christoph Büchel, Andrea Fraser, Guerrilla Girls, Fabrice Gygi, Lynn Hershman Leeson, Katharina Sieverding oder Hito Steyerl sind Kunstschaffende, die Profundes über Störmomente und ihren Einfluss auf unser Leben zu erzählen haben.

"Aus den Fugen - Momente der Störung", Migros Museum für Gegenwartskunst, Zürich, bis 1. Mai