Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Amsterdam, Berlin, Dresden, Paris, Mannheim, Saarbrücken und Luxemburg, Venedig und Zürich


Gustav Klimt in Amsterdam

Die goldenen Gemälde des österreichischen Malers Gustav Klimt (1862-1918) sind Ikonen der Kunstgeschichte. "Der Kuss" oder "Judith" faszinieren bis heute weltweit und wurden millionenfach vermarktet. Das Amsterdamer Van Gogh Museum zeigt nun den "Golden Boy Gustav Klimt" aber in einem ganz anderen Licht, gemeinsam mit seinen Ideengebern. In Zusammenarbeit mit dem Wiener Belvedere Museum sind ab dem 7. Oktober insgesamt 36 Werke von Klimt zu sehen sowie noch etwa 40 Werke seiner Vorbilder, etwa Vincent van Gogh, Auguste Rodin, Edward Munch, Henri Matisse oder Claude Monet. Zeitgenossen, die wie Klimt auch radikal Konventionen brachen und Erneuerung wollten. Viele der gezeigten Werke, vorwiegend aus Privatsammlungen, werden nur noch selten verliehen. Dazu gehören "Judith" (1901), "Emilie Flöge" (1902) und "Wasserschlangen II" (1904), das erstmal seit 60 Jahren wieder öffentlich zu sehen ist. Es sind Bilder aus der Periode des Jugendstilmalers, in der er viel Blattgold nutzte.

Klimt, Mitbegründer der Wiener Sezession 1897, schuf vor allem betörende und dekorative Gemälde. Aber es sind vielschichtige Bilder, die immer wieder Themen wie Liebe, Tod, Sehnsucht und Suche nach Glück behandeln. Die expressive Farbpalette von van Gogh etwa inspirierte Klimt für seine eigenen Porträts. Aber man sieht auch eine Verwandtschaft mit dem Impressionisten Claude Monet in den geheimnisvollen, melancholischen Landschaftsbildern. Bei seinem Besuch in Paris 1909 lernte Klimt die Arbeiten von Henri Toulouse-Lautrec und Henri Matisse kennen. Deren Einfluss ist verblüffend in seinen eigenen großen Frauenporträts zu sehen, Bilder von starken Frauen. Zum Schluss steht "Die Braut" zentral, ein unvollendetes Werk. Das Bild stand auf der Staffelei in seinem Atelier, als Klimt plötzlich 1918 starb. (dpa/monopol)

"Golden Boy Gustav Klimt", Van Gogh Museum, Amsterdam, bis 8. Januar 2023


Griechische Tonfiguren in Berlin

Bei alten griechischen Statuen ist häufig Marmor oder anderes Gestein Ausgangsmaterial für die Werke. Das Alte Museum in Berlin wirft mit der Ausstellung "Klasse und Masse. Die Welt griechischer Tonfiguren" einen Blick auf das aus Museumssicht oft unterschätzte Medium Ton. Bis zum 2. Juli 2023 sollen 56 Exponate aus der Antikensammlung der Staatlichen Museen Einblick geben in die vielfältige Welt antiker Tonfiguren.

Ton diente nicht nur für die Massenproduktion von Figuren, sondern wurde auch für Einzelstücke verwendet und dabei auch kunstvoll verarbeitet. Viele der farbenfroh bemalten Figuren nahmen laut Mitteilung im antiken Griechenland eine wichtige Rolle im Alltag der Menschen ein. Künstlerisch könnten einige der individuellen kleinen Werke neben kleinformatigen Steinskulpturen durchaus bestehen. Zudem geben die Tonfiguren einen Eindruck von dem in der Plastik vorherrschenden Farbspektrum, das bei der heute weißen Großplastik aus Marmor verloren ist. Viele Tonfiguren hatten eine Bedeutung im Kult, denn sie wurden zu bestimmten Anlässen im Leben in Heiligtümer geweiht, bei Frauen etwa aus Anlass von Hochzeit und Mutterschaft. (dpa)

"Klasse und Masse. Die Welt griechischer Tonfiguren", Altes Museum, Berlin, bis 2. Juli 2023


Goethe-Institut im Exil in Berlin

Das Goethe-Institut versteht sich weltweit als ein Ort des kulturellen Austauschs. Aufgrund von Krieg oder autoritären Regimen musste es in den letzten Jahren einige Standorte in verschiedenen Ländern schließen. Um den Kulturschaffenden trotzdem Möglichkeiten zum Arbeiten oder zum Zeigen von Werken zu bieten, wurde das "Goethe-Institut im Exil" ins Leben gerufen, das nun im Berliner Kunsthaus ACUD eröffnet. Dort werden jeweils regionenspezifische Veranstaltungsprogramme stattfinden. Es gibt Theater, Ausstellungen, Lesungen, Diskussionen und vieles mehr. Den Auftakt macht dieses Wochenende das Eröffnungsfestival mit dem Themenschwerpunkt Ukraine.

Goethe-Institut im Exil, Kunsthaus ACUD, Berlin


Albert Venus in Dresden

Der Monopol-Gründer und Autor Florian Illies ist Kurator einer Ausstellung zum bisher kaum bekannten Dresdner Künstler Albert Venus (1842–1871). Auf ihn geht nach Angaben der Staatlichen Kunstsammlungen (SKD) auch die Anregung zu der mit "Der letzte Romantiker" betitelten Schau im Kupferstich-Kabinett zurück. Mit Venus komme die Dresdner Romantik "an ihr leuchtendes Ende", wird Illies darin zitiert. Bei Italienreisen 1866 und 1869 aufblitzende naturalistische und impressionistische Tonlagen machten ihn "zu einer hochinteressanten Künstlerfigur inmitten einer großen ästhetischen Zeitenwende".

Es ist den Angaben nach die erste Einzelausstellung zu dem mit nur 29 Jahren an Tuberkulose gestorbenen Landschaftsmaler, Zeichner und Radierer. Über 120 Werke geben Einblick ins kurze Schaffen des Künstlers. Venus galt als Lieblingsschüler des großen Romantikers Ludwig Richter (1803-1884), in dessen Schatten er bisher stand. (dpa)

"Alber Venus. Der letzte Romantiker", Kupferstich-Kabinett, Dresden, bis 22. Januar 2023


Claude Monet und Joan Mitchell in Paris

Claude Monet war einer der bedeutendsten Impressionisten, Joan Mitchell eine wichtige Vertreterin des abstrakten Expressionismus. Die Pariser Fondation Louis Vuitton hat beide nun in einer Ausstellung vereint: Ein einzigartiger Dialog zwischen zwei Künstlern, deren Werke in Farbe, Eindrücke und Emotionen verwandelte Natur sind. Auf der einen Seite die Seerosen von Monet (1840-1926), in denen die Formen sich zunehmend in satte Blau- und Grüntöne auflösen, auf der anderen Seite Gemälde von Mitchell (1925-1992), in denen schwungvolle Pinselstriche in kräftigen und hellen Tönen die Leinwand bedecken. Werke, die Landschaften, Wasser, Glyzinien und Trauerweiden zu Farbgefühlen gestalten. 

Der Impressionist hat die gebürtige Amerikanerin maßgeblich beeinflusst. Als er in Giverny rund 80 Kilometer von Paris entfernt starb, war sie gerade mal ein Jahr alt. Für Mitchell wurde Monet mit den Seerosen-Bildern, die sie in den 1950er Jahren entdeckte, zum Erfinder der Abstraktion. Die Werkschau präsentiert über 100 Werke, darunter "L’Agapanthus", drei Gemälde von Monet, die erstmals in Frankreich zusammen gezeigt werden. Sie sind zwischen 1915 und 1926 entstanden und befinden sich heute verstreut in drei amerikanischen Museen (Cleveland, Saint Louis und Kansas City). (dpa)

"Monet Mitchell", Fondation Louis Vuitton, Paris, bis 27. Februar 2023


Sammlung Tyrown Vincent in Mannheim

Tyrown Vincent ist ein Live-Experte, aber gerade ist er aufgeregt. Wenn es um seine Kunst geht, ist es persönlich. Seine Sammlung hängt sonst in einer 3-Zimmer-Wohnung in der Frankfurter Altstadt, viele Werke sind eingelagert. Sie stammen von Dürer, Goya, bis hin zu Absolventinnen und Studierenden der aktuellen Akademien. Auch was im Kunstverein Mannheim hängt, ist nur ein Auszug. "Es ist verblüffend, was passiert, wenn man sie freilässt", sagt der Kommunikationsexperte sichtlich ergriffen. In einer Ecke hat er unterschiedliche Köpfe installiert. Als Plastik, als Grafik, als Siebdruck. Letzterer stammt von Thomas Bayrle. Der für seine und die nachfolgenden Generationen so wichtige Frankfurter ist noch einmal präsent auf der Galerie im ersten Geschoss. Eine seltene Arbeit, ein Diktatorenporträt, zusammengesetzt aus Hakenkreuzflaggen. In einem Text erläutert der Künstler den infektiösen Effekt der Formen.

Vincent ist ein Überzeugungstäter, Kunst ist für ihn Mittel zur Reflektion, zur Kommunikation. Afrikanische Masken und zeitgenössische Zeichnungen, Entdeckungen wie Rudolf Nicolai aus den 1970er-Jahren werden zusammen gehalten von Vincents intuitivem formalen Gespür und seinem sympathischen pädagogischen Ethos.

Sammlung Tyrown Vincent "Ohne meine Kunst bin ich nackt", Kunstverein Mannheim, 9. Oktober bis 18. Dezember


"Face à Face" in Saarbrücken und Luxemburg

Die Moderne Galerie des Saarlandmuseums und das Museum für zeitgenössische Kunst (Mudam) in Luxemburg gehen mit einem grenzüberschreitenden Ausstellungsprojekt an den Start. Unter dem Titel "Face à Face" zeigen sie zeitgleich zwei Ausstellungen, die jeweils mit Beständen des anderen Hauses bestückt sind, wie beide Museen mitteilten. Mit dem Projekt wolle man "in einen neuartigen Dialog" treten.

Das Saarlandmuseum werde sich mit der Klassischen Moderne in Luxemburg präsentieren: Die Auswahl umfasse Werke unter anderem des Expressionismus, Surrealismus und Konstruktivismus – so etwa Künstler wie Alexander Archipenko, Otto Dix, Max Ernst, Fernand Léger oder Otto Steinert, teilte die Stiftung Saarländischer Kulturbesitz in Saarbrücken mit. In der Modernen Galerie in Saarbrücken sollen 25 Kunstwerke aus der Sammlung zeitgenössischer Kunst des Mudam zu sehen sein: Unter anderem von David Altmejd, Günther Förg, Kara Walker, Martha Atienza, Su-Mei Tse und Tania Bruguera. Dazu gehörten raumbezogene Installationen, Videoarbeiten, Gemälde und Fotografien. (dpa)

"Face à Face", Moderne Galerie des Saarlandmuseums und das Museum für zeitgenössische Kunst  in Luxemburg, Saarbrücken und Luxemburg, bis 2. April 2023


Erwin Wurm in Venedig

Meterhohe weiße Körper zwischen Tizian und Veronese: Im Herzen der italienischen Lagunenstadt Venedig zeigt der österreichische Gegenwartskünstler Erwin Wurm seine bis zu vier Meter hohen, eingekleideten Skulpturen. "Avatare" lautet der deutsche Titel der Ausstellung, die  in der Nationalbibliothek Marciana zu sehen sein wird. Der 68-Jährige aus der Steiermark ist vor allem für seine  "fat sculptures" bekannt, die etwa Autos oder Kühlschränke in aufgeblähtem Zustand darstellen.

In Venedig zeigt Wurm in einem mit Werken der Renaissancemeister Tizian und Paolo Veronese geschmückten Raum weiße, schmale Skulpturen von Körpern in verschiedenen Posen, die Hosen, Hemden und Turnschuhe tragen. "Zusammengequetscht und abgeflacht oder reduziert auf eine sehr dünne Form erlangen meine neuen Arbeiten eine gewisse Zerbrechlichkeit, die ich mag: sie werden fast abstrakt", sagte der studierte Kunsthistoriker dazu. (dpa)

"Erwin Wurm. Avatar", Biblioteca Nazionale, Venedig, 8. Oktober bis 13. November


Julia Scher in Zürich

Sie untersucht seit den 1980ern die Strukturen einer "Hochsicherheitsgesellschaft". Unter anderem hat Julia Scher eine Pseudo-Marke kreiert, die etwa fiktive Dienstleistungen – zum Beispiel "Verhaltens- und Produktivitätsabweichungsdetektoren" – umfasst. Die Kunsthalle Zürich zeigt eine Werkauswahl aus 30 Jahren, mit Multimedia-Installationen, Videoarbeiten oder Skulpturen. Ist Sicherheit nur ein Gefühl?

Julia Scher "Maximum Security Society", Kunsthalle Zürich, 8. Oktober bis 15. Januar 2023