Kunstmesse in Berlin
In mehr als einem Dutzend Städte rund um den Globus von New York bis Singapur ist die Affordable Art Fair bereits eine eingeführte Marke. Jetzt kommt die Messe für Kunst zu erschwinglichen Preisen erstmals nach Berlin. Rund 50 deutsche und internationale Galerien zeigen vom 11. bis 14. April in der Arena-Halle ihre Werke. Die Preisspanne liegt zwischen 100 und 10000 Euro. Eine eigene kuratierte Sektion hebt Werke unter 1000 Euro hervor. Großformatig ist dagegen die Installation von Urban-Art-Künstler Tomislav Topic, die den Eingangsbereich bespielen wird.
Affordable Art Fair, Berlin, bis 14. April
Michael Wesely in Berlin
Fotos sind meist Momentaufnahmen, eingefrorene Zeit. Wie lässt sich die Dynamik einer Stadt fotografisch visualisieren? Der in München geborene Künstler Michael Wesely zeigt im Berliner Museum für Fotografie, wie das geht. Für die Reihe "Doubleday" legte er eigene Aufnahmen passgenau über alte Fotos von Berliner Architekturen des 19. und 20. Jahrhunderts, um Zeitsprünge zu markieren. Neben der Serie "Human Conditions", die um geisterhafte menschliche Spuren in historischen Bildern kreist, zeigt Wesely auch den kürzlich abgeschlossenen Zyklus zum Leipziger und Potsdamer Platz, der die Entstehung des Stadtquartiers von 1997 bis 2021 verfolgte.
"Michael Wesely: Berlin 1860-2023", Museum für Fotografie, Berlin, bis 1. September
Joseph Beuys in Berlin
"Endlich wieder Joseph Beuys!" Ein Stoßseufzer war am Dienstag im Hamburger Bahnhof in Berlin zu vernehmen. Die Nationalgalerie der Gegenwart kann nach einigen Umbauten von diesem Freitag an wieder Arbeiten des wichtigen Nachkriegskünstlers Beuys (1921–1986) präsentieren. Unter den 15 Schlüsselwerken aus dem umfangreichen Bestand ist auch die 1980 entstandene, bühnenartige Installation "Das Kapital Raum 1970–1977".
Für die Arbeit ist im künftigen Museum Berlin ein eigener Raum konzipiert. Bis 2027 soll am Kulturforum unweit des Potsdamer Platzes der rund eine halbe Milliarde Euro teure Bau als siebter Standort der Nationalgalerie fertiggestellt sein.
Die neue Dauerpräsentation im Hamburger Bahnhof geht zurück auf die Schenkung der Familie des Sammlers Erich Marx, der auch die Beuys-Werke zusammengetragen hat. Die Beuys-Präsentation wird dabei jeweils von wechselnden Einzelausstellungen zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler begleitet. Den Auftakt macht bis zum 22. September die in Israel geborene und in New York lebende Künstlerin Naama Tsabar mit "Estuaries". Sie verbindet mit ihren Arbeiten Elemente von Skulptur, Musik, Performance und Architektur.
Im Beuys-Bereich der Fläche hat sie ihre benutzen Sneakers zu Metronomen umfunktioniert. Während der Flügel in Beuys' "Kapital" ungespielt bleibt, ist so der Takt von Tsabars Herzschlägen und Fußtritten zu vernehmen.
Wie Beuys arbeitet auch Tsabar mit Filz. Sie hat große Matten aus diesem Material mit Instrumentensaiten bespannt. Auch Besucherinnen und Besucher können die Arbeiten so erklingen lassen. Einige der interaktiven Arbeiten sind auch in den Museumswänden integriert und können durch den Griff in einen Resonanzraum oder versteckte Mikrofone zum Klingen gebracht werden.
"Joseph Beuys: Werke aus der Sammlung der Nationalgalerie", Hamburger Bahnhof, Berlin, Ende offen
Santiago Sierra in Berlin
Auf dem Kopf stehen die Bilder des Filmes "The Maelström" und zeigen, wie junge POC-Männer auf eine Wand zugehen, die Arme hinter dem Rücken gebunden. In einer Linie stehen sie dann auf diesem Platz in Gambia, mal die Hände hoch, mal hinter dem Kopf, gehen in die Knie, um endlich mit gebeugtem Rücken den Platz zu verlassen. Schnitt - die Schwarzen Körper erscheinen in einem virtuellen Raum, wo sie sich zu computergenerierten Mustern zusammenfügen, zu "Ornamenten der Masse" (Siegfried Kracauer), die Menschen zu einem abstrakten Körper-Strudel verformen, in dem Einzelschicksale keine Rolle mehr spielen. Dazu eine Stimme aus dem Off: "Europa is a garden. The rest of the world is a jungle and the jungle could invade the garden …". Am Ende des 35 Minuten langen Filmes erst wird deutlich: Es handelt sich hier um Auszüge einer rassistischen Rede Joseph Borrels, dem Hohen Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik. Der atemberaubende Film steht jetzt im Zentrum von Santiago Sierras überzeugender Ausstellung "Exercises In Popular Gymnastics" in der Berliner Galerie KOW, die an diesem Wochenende endet. Anschauen und erschauern!
"Santiago Sierra: Exercises in popular gymnastics", KOW Berlin, bis 13. April
Lynn Hershman Leeson in Düsseldorf
1984 begann die US-Künstlerin Lynn Hershman Leeson, vor einer geliehenen Videokamera ihre Gedanken in Tagebuchform zu formulieren. Sie verriet Ängste, sprach über Missbrauch und Krankheit und stellte sich mit dem Geschehen in der Welt in Beziehung. Durch Verfremdung der Bilder und den Einbezug von Archivmaterial wollte sie eine permanente Erneuerung ihres widersprüchlichen Ichs erreichen.
"Wir sind zu einer Gesellschaft, die vor den Bildschirmen verharrt, geworden – verschiedene Bildebenen und somit verschiedene Ebenen des Verständnisses verhindern, dass wir die Wahrheit erfahren", sagt sie einmal in den Tagebüchern. "Die Wahrheit ist zu unerträglich, als dass wir damit umgehen könnten. Genau wie unsere Gefühle. Wir beschäftigen uns also mit Dingen durch Replikation, durch Kopieren, durch Bildschirme, durch Simulation, durch Faksimiles und durch Fiktion und Fraktion." 40 Jahre nach "The Electronic Diaries" kann man über die Hellsichtigkeit dieser prophetischen Worte nur staunen.
Noch treffender ist der Titel der Ausstellung bei Julia Stoschek in Düsseldorf. "Are Our Eyes Targets?" zeigt die 1997 abgebrochenen Tagebücher als aktualisierte Version auf sechs Projektionsflächen, die die architektonischen Glaswände des Ausstellungsraums als Spiegel nutzen. Dazu gesellen sich Fotocollagen und die Mixed-Media-Installation "Paranoid" (1968–2022), flankiert von den Videos "Seduction of a Cyborg" (1994) und "Shadow Stalker" (2018–21). Darin sinniert Hershman Leeson über das Eindringen von Technologie in den Körper, analysiert digitale Identitäten und enthüllt, wie der Staat durch Programme wie "Predictive Policing" unsere Privatsphäre kapert.
Die Auswahl verspricht eine perfekte Einführung in den Kosmos dieser unübertroffenen Queen der aktuellen Diskurse, die frühzeitig den Dialog mit der Wissenschaft gesucht hat. Ohnehin fand man die heute 83-Jährige immer an vorderster Front. Als Feministin etwa, die Wachsabdrücke ihres Körpers machte, um sie demonstrativ zu verbrennen. Ein nicht gerade subtiler Kommentar auf Frauen, die im Kunstbetrieb nicht erwünscht waren – schon gar nicht, wenn sie etwas machten, wofür es lange keine Kategorie gab: Medienkunst.
"Lynn Hershman Leeson: Are Our Eyes Targets?", Julia Stoschek Collection, Düsseldorf, bis 2. Februar 2025
Kunstmesse in Düsseldorf
Großformatige bunte Leinwände und ausladende Skulpturen - die Kunstmesse Art Düsseldorf präsentiert sich in gesellschaftlich angespannten Zeiten optimistisch. Zur sechsten Auflage der inzwischen neben der Art Cologne etablierten Kunstmesse im Rheinland stellen von Freitag bis Sonntag im Areal Böhler 105 Galerien aus dem In- und Ausland aus. Die Zahl der Aussteller ist damit um zehn gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Erneut sind das Rheinland und Berlin mit insgesamt mehr als 50 Galerien besonders stark vertreten. 34 Galerien sind zum ersten Mal in Düsseldorf dabei. Internationale Galerien kommen etwa aus EU-Ländern, aber auch aus der Türkei, den USA und Indien.
Von 500 Euro bis in den Millionenbereich reichen die Preise auf der Messe. Die Art Düsseldorf wolle auch junge Kunstsammler mit kleinerem Budget ansprechen, sagte Messechef Walter Gehlen am Donnerstag. Er empfahl Neueinsteigern in der Kunst, einfach auf die Galerien zuzugehen und zu fragen. "Es geht hier nicht nur um große millionenschwere Arbeiten, sondern es fängt bei 500 bis 1000 Euro an."
Die Erwartungen der Galeristen an den Markt seien dieses Jahr leicht gedämpft. Er setze aber vor allem auch auf Sammler aus Übersee, die auf dem Weg nach Venedig zur Eröffnung der Biennale in Düsseldorf einen Zwischenstopp einlegen. Daher sei er zuversichtlich, dass die Messe die Erwartungen übertreffen könne. (dpa)
"Art Düsseldorf", 12. bis 14. April
Pop-Art in Kaiserslautern
Comics als Wandschmuck, verfremdete Werbung und grelle Collagen: Das sind die Markenzeichen der Pop-Art von Künstlern wie Andy Warhol (1928-1987) oder Roy Lichtenstein (1923-1997). In ihren Bildern wird der Alltag zur Kunst erhoben - meist mit ironischem Unterton und als Antwort auf abstrakte Kunst.
55 Leihgaben der Sammlung Heinz Beck des Wilhelm-Hack-Museums sind vom 13. April bis 14. Juli in Kaiserslautern zu sehen. Das Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk) zeigt in der Ausstellung "Some Like It Hot. Pop Art von Coca-Cola bis Marilyn Monroe" weltbekannte Werke, darunter Warhols Darstellungen der Schauspielerin Monroe, Lichtensteins Comic-Adaptionen sowie politkritische Positionen etwa des Heidelbergers Klaus Staeck.
"Die Künstlerinnen und Künstler der Pop-Art schufen farbkräftige, schrille und laute Bilder aus der Mitte ihrer Lebenswirklichkeit, mit denen die Prinzipien der medialen Werbung künstlerisch verfremdet und kommentiert wurden", erklärte Sören Fischer, Kurator der Ausstellung. "Andy Warhol ging sogar so weit, dass er Suppendosen aus dem Supermarkt in seinen Werken darstellte."
Die Schau spiegele mit den 1960er und 1970er Jahren spannungsvolle Jahrzehnte des Aufbruchs und der Umbrüche, so das Museum. Es war die Zeit der Beatles und der Rolling Stones, der Studentenproteste, der Kennedys, der Antibabypille und des Vietnam-Kriegs, der Schlaghosen und schrill-gemusterten Wandtapeten sowie der modernen amerikanischen Helden Superman, Batman und Wonder Woman.
Pop-Art stellt Gebrauchsgüter der modernen Konsumgesellschaft ins Zentrum und hebt damit die Grenzen zwischen Kunst und Alltag auf. Der Begriff gilt als Kurzform von "popular art" (populäre Kunst). (dpa)
"Some Like It Hot. Pop Art von Coca-Cola bis Marilyn Monroe", Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk), bis 14. Juli, Eröffnung: Freitag 12. April, ab 19 Uhr
Elfriede Mejchar in Krems an der Donau
Mit ihrer Obsession für Landschaften, die von Strommasten und anderem Zivilisationsmüll gesäumt sind, wurde die Fotografin Elfriede Mejchar (1924–2020) zur Wegbereiterin eines neuen Blicks, der das Dokumentarische mit konzeptuell-serieller Denkweise verbindet und Idealtypisches ausblendet. Die Retrospektive in Krems gibt von sachlichen Architekturaufnahmen bis zu experimentellen Arbeiten Einblick in das Lebenswerk der spät vom Kunstbetrieb erkannten Fotografin.
"Elfriede Mejchar: Grenzgängerin der Fotografie", Landesgalerie Niederösterrreich, Krems an der Donau, bis 16. Februar 2025, Eröffnung: Samstag 13. April, ab 11 Uhr
Christo und Jeanne-Claude in Lindau
Die Stadt Lindau präsentiert in der diesjährigen Sommersaison eine große Sonderausstellung mit Werken des prominenten Künstlerpaars Christo und Jeanne-Claude. Bei der Schau würden rund 70 Exponate gezeigt, teilten die Organisatoren mit. "Sie lässt anhand von großformatigen Original-Zeichnungen, Collagen und Fotografien erfahren, wie die monumentalen Projekte des Paares, wie der verhüllte Reichstag in Berlin, der verhüllte Triumphbogen in Paris oder die Floating Piers am Iseosee entstanden sind."
Die Leihgaben stammen aus dem Nachlass des Paares und aus dem Besitz privater Sammler. Die Ausstellung "Christo und Jeanne-Claude – Ein Leben für die Kunst" ist von diesem Samstag an bis 13. Oktober geöffnet. Die großen Kunstausstellungen in Lindau gehören Jahr für Jahr zu den populärsten Veranstaltungen in der Bodenseeregion, mehrere Zehntausend Menschen besuchen jeweils diese Ausstellungen.
Christo (1935-2020) und Jeanne-Claude (1935-2009) hatten jahrzehntelang mit ihren Großprojekten Millionen Menschen in aller Welt fasziniert. In Deutschland wurden sie insbesondere durch die Verhüllung des Reichstagsgebäudes in Berlin im Jahr 1995 populär. Nach dem Tod seiner Partnerin hatte Christo noch weitergearbeitet und hauptsächlich die Verhüllung des Arc de Triomphe vorbereitet, die Umsetzung des Projekts an dem Pariser Wahrzeichens im Jahr 2021 erlebte er dann nicht mehr.
In Lindau werden seit 2011 regelmäßig im Sommerhalbjahr Ausstellungen mit Bildern von prominenten Vertretern der modernen Kunst gezeigt. Die Sonderausstellungen mit Werken von beispielsweise Picasso, Chagall, Miró, Matisse, Nolde oder Hundertwasser haben nach Angaben des Kulturamtes der Bodenseestadt bislang mehr als 800 000 Besucher angelockt. Im vergangenen Jahr hatte die Stadt Werke von Pop-Art-Star Andy Warhol präsentiert.
Da das Museum im barocken Lindauer Stadtpalast "Cavazzen" derzeit wegen einer Sanierung geschlossen ist, werden die großen Jahresausstellungen seit einigen Jahren in der ehemaligen Hauptpost unweit des historischen Inselbahnhofs gezeigt. Die Sonderausstellung ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. (dpa)
"Christo und Jeanne-Claude – Ein Leben für die Kunst", Kunstmuseum Lindau, bis 13. Oktober, Eröffnung: Freitag 12. April, ab 19 Uhr
Partizipative Kunst in Lübeck
Einen Museumsbesuch mit allen Sinnen erleben, das kann man im zweiten Part der Ausstellung "Hello Lübeck!" in der Kunsthalle St. Annen. Dabei werden die Museumsräume zu einem interaktiven Spielplatz für Groß und Klein, in denen Klavier gespielt, Trampolin gesprungen und an einem Demokratie-Parfum geschnuppert werden kann. "Hello Lübeck!" ist Teil der ersten Ausstellung, die die neue Direktorin Noura Dirani konzipiert hat und mit der sie das Museum als einen Ort des lebendigen Austauschs feiern möchte. Gezeigt werden unter anderem Werke von Christian Jankowksi, Betty Rieckmann und FAMED. Ein besonderes Highlight wird Stephanie Lüning am Sonntag beisteuern: Sie führt eine Schaum-Kunst-Aktion am Lübecker Holstentor durch, die es in ähnlicher Form bereits am Centre Pompidou in Paris und im öffentlichen Raum von London zu sehen gab. Dafür stellt Lüning mithilfe einer Schaummaschine riesige farbige Schaumberge aus biologisch abbaubarem Spülmittel und Lebensmittelfarbe her, die Plätze, Brücken und Häuser überfluten und die Orte in traumähnliche Welten verwandeln.
"Hello Lübeck!", Kunsthalle St. Annen, Lübeck, bis 28. Juli
Flatz in München
Mit Performances, Skulpturen und multimedialen Rauminstallationen wurde (Wolfgang) Flatz in den 1970er-Jahren bekannt. Die Werke des 1952 in Österreich geborenen Künstlers sind extrem: Zum Beispiel als menschlicher Glockenklöppel in der Silvesternacht 1990/91, um Verletzlichkeit zu thematisieren und das Publikum aus der Lethargie zu reißen. Mit Werken aus allen Schaffensphasen widmet sich die Soloschau in der Münchener Pinakothek der Moderne einem Provokateur, dessen Kunst doch immer wieder auf sensitive und fragile Aspekte des Menschlichen blickt.
"Flatz: Something wrong with physical sculpture", Pinakothek der Moderne, München, bis 5. Mai