Vorerst letzter Museumssonntag mit freiem Eintritt in Berlin
Wegen der Kürzungen im Kulturetat der Hauptstadt locken viele Berliner Museen am Sonntag zum vorerst letzten Mal gemeinsam mit freiem Eintritt. Man müsse sich "schweren Herzens" vom Museumssonntag verabschieden, heißt es auf der Seite des Gemeinschaftsprojekts. Seit dem Start des Aktionstages 2021 am jeweils ersten Sonntag im Monat zählten die Veranstalter mehr als 2,2 Millionen Besucher. Knapp 80 Kultureinrichtungen, darunter große und kleine, öffentlich geförderte und private Museen, bieten neben kostenlosem Eintritt auch verschiedene Programmpunkte wie Führungen oder Workshops an. Mit dabei sind unter anderem Häuser wie das Alte Museum auf der Museumsinsel in Berlin-Mitte.
Die schwarz-rote Koalition plant im Berliner Landeshaushalt 2025 Einsparungen in Höhe von drei Milliarden Euro. Die Kultur soll 130 Millionen Euro beitragen, etwa zwölf Prozent ihres bislang geplanten Budgets. Auch der monatliche Museumssonntag wird in der Sparliste aufgeführt. "Alle Bemühungen im Rahmen der Haushaltskonsolidierung auch mit einem reduzierten Museumssonntag (z.B. 1 x alle 2 Monate oder 1 x im Quartal) weiterzumachen, blieben leider erfolglos. Die Berliner Regierungskoalition hat sich gegen eine Fortführung entschieden", teilten die Kulturprojekte Berlin mit.
Demnach kamen bei den vergangenen Museumssonntagen jeweils knapp 80.000 Besucher. Für die kommende Ausgabe könne man den Andrang bisher nicht einschätzen.
Museumssonntag, Berlin, 1. Dezember
Galerienrundgang Charlottenwalk in Berlin
Der Galerierundgang Charlottenwalk gibt Gelegenheit, die blühende Kunstlandschaft im Berliner Westen zu entdecken. 44 Galerien öffnen ihre Türen, unter anderem Haverkampf Leistenschneider, Robert Grunenberg, aKonzept oder Mommsen 35. Mit Expertinnen und Experten aus der Kunstszene können der Stadtteil Charlottenburg und seine wachsende Galerielandschaft auf entspannten Spaziergängen erkundet werden - wer möchte, verbindet Kunst mit Bewegung und nimmt an der Fahrradtour von Hanno Plate teil. Buchen kann man die teils kostenlosen Führungen auf der Website des Charlottenwalks oder durch eine E-Mail an kontakt@charlottenwalk.de.
Charlottenwalk, Berlin-Charlottenburg, 30. November
Florentina Holzingers Soundtrack in Berlin
Die spektakulären Performances der Choreografin Florentina Holzinger leben nicht nur von gewagten Stunts und extremer körperlicher Anstrengung, sondern auch von ihrer stimmungsvollen akustischen Untermalung. Nun erscheint der Soundtrack zur "Kranetude" von der Künstlerin und Schlagzeugerin Katharina Ernst und Schne, dem langjährigen musikalischen Partner von Florentina Holzinger, auf Vinyl. Die Performance wurde im Juni 2023 am Müggelsee uraufgeführt, dabei baumelten mehrere nackte Performerinnen an einem Kran über dem Wasser, dazu erklang Ernsts und Schnes Komposition für vier Schlagzeuge und Elektronik.
Anlässlich des LP-Release findet am Sonntag, 1. Dezember, ab 20 Uhr eine Listening-Session mit Drinks in den Sophiensaelen in Berlin statt. Der Eintritt ist frei, eine Registrierung hier wird empfohlen.
"Katharina Ernst & Schne: Kranetude. Music for a performance by Florentina Holzinger", Release Party, Sophiensaele, Berlin, Sonntag, 1. Dezember, ab 20 Uhr
Die Geschichte Tansanias in Berlin
Eine neue Ausstellung im Humboldt Forum widmet sich der Tausende Jahre alten Geschichte Tansanias mit Fokus auf die deutsche Kolonialherrschaft und ihrer Folgen. Ab Freitag werden unter dem Titel "Geschichte(n) Tansanias" rund 170 Objekte im Berliner Schloss zu sehen sein, die überwiegend während der Kolonialzeit entwendet wurden und oft eine rituelle Bedeutung für die Menschen haben, wie die Stiftung mitteilte. Neben den Objekten werden Arbeiten von zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern aus dem Land gezeigt, in denen diese sich mit den Spuren der Kolonialzeit auseinandersetzen.
Unter den sogenannten Cultural Belongings, die bis in die zweite Jahreshälfte 2025 ausgestellt werden, sind eine Trommel, die bei Zeremonien, Ritualen und Trauerfeiern gespielt und zwischen 1888 und 1890 in der Zeit des Widerstands gegen die Kolonisierung erbeutet wurde. Auch ein Reliefstück aus Marmor eines muslimischen Ehrengrabmals, das von einem Plantagenbesitzer aus Kilwa entwendet wurde, ist zu sehen.
Den Angaben zufolge wurde Tansania im Jahr 1884 Teil der deutschen Kolonie "Deutsch-Ostafrika" und stand nach dem Ersten Weltkrieg bis zur Unabhängigkeit 1961 unter britischer Herrschaft. Während dieser Zeit seien Tausende Cultural Belongings nach Deutschland gebracht worden. Allein im Ethnologischen Museum in Berlin befinden sich heute mehr als 10.000 solcher Objekte aus dem Gebiet des heutigen Tansania. Die 170 Objekte aus der Ausstellung stammen aus dem Museum. (dpa)
"Geschichte(n) Tansanias", Humboldt Forum, Berlin, 29. November bis auf Weiteres
Leiko Ikemura in Emden
Wie steht es um das Verhältnis von Mensch und Natur? Die Künstlerin Leiko Ikemura geht dieser Frage nach. Dabei vereint sie Malerei, Film und Skulpturen, wie nun eine neue Ausstellung in Emden zeigt. Verschwimmende Horizonte und Landschaften sowie verschmelzende Zwitterwesen: Eine neue Ausstellung in der Emder Kunsthalle zeigt Werke der japanisch-schweizerischen Künstlerin Leiko Ikemura. Der Titel der Schau "Floating Spheres" (deutsch: "Schwebende Sphären") stehe für das Werk und die Biografie Ikemuras, sagt die wissenschaftliche Direktorin und Vorständin der Kunsthalle, Lisa Felicitas Mattheis. "Was die Arbeiten von Leiko Ikemura ausmachen, ist das Dazwischen sein."
Ein Motiv in Ikemuras Arbeiten ist die Suche nach der Verbundenheit der Dinge im Kosmos - und zwar über Räume und Gattungen hinweg, in Sphären, die sich überlappen. Biographisch sei das erkennbar zwischen den Kontinenten Europa und Asien, wo die international renommierte Künstlerin lebte und lebt, sagt Mattheis - aber auch an den Gattungen und Formen, die Ikemura nutzt. "Das Besondere ist auch, dass sie die einzelnen Gattungen auf Augenhöhe behandelt und sich diese auch gegenseitig beeinflussen", sagt Mattheis. So nutzt sie ihre Malerei als Grundlage für filmische Arbeiten; Fotografien sind die Basis für Skulpturen. "Dieser Sprung zwischen den Gattungen ist wirklich bemerkenswert." Die Ausstellung zeigt so auch eine Art Querschnitt des vielseitigen Schaffens der Künstlerin: Von Malerei und Grafik über Fotografie und Videos bis hin zu Skulpturen. Die Werke spannen einen Bogen von den 1980er Jahren bis in die Gegenwart. Insgesamt 75 Arbeiten der Künstlerin sind von diesem Wochenende an in Emden zu sehen.
Sie freue sich, ihre Arbeiten in Emden zeigen zu können, sagt die Künstlerin bei einem Rundgang durch die Ausstellung. Nach einem Studium in Japan und in Spanien lebte sie zunächst in der Schweiz und zog in den 1980er Jahren nach Deutschland, wo sie bis heute lebt und arbeitet. Schon einige Tage vor der Eröffnung war sie mit ihrem Team und ihrem Mann, dem Architekten Philipp von Matt, angereist, um die Ausstellung in der ostfriesischen Seehafenstadt aufzubauen. Und auch thematisch lassen sich überlappende Sphären in den Werken der Künstlerin finden: Schon der Auftakt der Ausstellung konfrontiert Besucherinnen und Besucher mit einem grundlegenden Thema Ikemuras: einer absoluten Naturverbundenheit. (dpa)
"Leiko Ikemura. Floating Spheres", Kunsthalle Emden, 23. November bis 11. Mai 2025
Rembrandt in Frankfurt am Main
In Frankfurt werden erneut weltberühmte Bilder des Niederländers gezeigt. Die Ausstellung im Städel hat allerdings einen völlig anderen Fokus als vor drei Jahren. Eine Ausstellung im Frankfurter Städel Museum rückt das viel gerühmte "Goldene Zeitalter" Rembrandts (1606-1669) in ein neues Licht. Denn während sich reiche Bürger von berühmten Malern porträtieren ließen, gibt es kaum Darstellungen von normalen Menschen oder gar den vielen Armen in dieser wirtschaftlichen und kulturellen Blütezeit.
Vor sieben Jahren begannen Kurator Jochen Sander und sein Team, nach Bildern jener Menschen zu suchen, die zu Rembrandts Zeit als "nicht bild-würdig" galten, wie der Sammlungsleiter für niederländische Malerei vor 1800 erklärte. In der Ausstellung "Rembrandts Amsterdam. Goldene Zeiten?" hängen sie zwischen den repräsentativen Gruppenbildnissen der Zeit, die das Städel in großer Zahl ausleihen konnte, weil das Amsterdam Museum gerade renoviert wird.
Die Schau dauert bis zum 23. März. Insgesamt werden rund 100 Gemälde, Skulpturen und Druckgrafiken sowie kulturhistorische Gebrauchsgegenstände gezeigt. Sie ist mit ihrem anderen Schwerpunkt fast ein Gegenentwurf zu der Ausstellung "Nennt mich Rembrandt! Durchbruch in Amsterdam" vor drei Jahren. "Das Goldene Zeitalter war nicht für alle Menschen golden", sagte Städel-Direktor Philipp Demandt bei der Vorbesichtigung, "wo Licht ist, ist auch Schatten." Die Ausstellung wolle einen breiteren, einen ungeschönten Blick auf diese Zeit werfen, die auch geprägt war von einer aggressiven Handelspolitik und dem Aufbau von Kolonien. Kriege, Armut und Verfolgung in Europa sorgten für eine stetig wachsende Migration nach Amsterdam - in die Boomtown des 17. Jahrhunderts.
Neben der städtischen Elite mit ihren schwarzen Gewändern und weißen Kragen gibt es in der Ausstellung auch zahlreiche großformatige Bilder aus Armen-, Waisen- oder Zuchthäusern - allerdings ist auf ihnen nur der bürgerliche Verwalter oder der reiche Almosengeber wirklich porträtiert, die Waisenkinder bleiben Staffage. Rembrandt selbst widmete sich dagegen mit sichtbarer Empathie sozialen Außenseitern - wenn auch nur in Schwarz-Weiß und kleinem Format. "Mit außerordentlichem Blick für die Wirklichkeit Amsterdams", so Sander, hielt er Bettler, Kranke, Straßenhändler, reisende Musikanten und eine hingerichtete Mörderin auf Papier fest. (dpa)
"Goldene Zeiten?. Rembrandts Amsterdam", Städel Museum, Frankfurt am Main, 27. November bis 23. März 2025
Electric Dreams in London
Ein Paradox der Digitalisierung: Die Geschichte ist in den Archiven so zugänglich wie noch nie, und doch verschwinden die Vorstufen zur neuen Welt rasant aus dem Bewusstsein. Eine groß angelegte Show in der Tate Modern zeigt nun 70 verschiedene Positionen, um die historischen Sinne für die digitale Gegenwart zu schärfen. "Electric Dreams – Art and Technology Before the Internet" versammelt Kunst aus der Zeit zwischen 1945 und der breiten Durchsetzung von Personal Computern Anfang der 1990er-Jahre.
Die Kuratorin Val Ravaglia und ihr Team wollen damit eine Schneise schlagen von wissenschaftlichen Diskursen der Kybernetik über Konsumentinnentechnologie bis zur Kunstwelt. Dabei sind Werke aus so unterschiedlichen Gegenden wie Venezuela, Japan, Korea und ja, natürlich auch aus Deutschland zu sehen. Das frühe Denken der Digitalisierung führte zu psychedelischen, esoterischen und doch wieder wissenschaftlich anmutenden Bildfindungen. Gerade Otto Piene und Heinz Mack von der Gruppe Zero agierten an dieser Schnittstelle von Geist und seiner Überwindung. Val Ravaglia weist im Katalog darauf hin, dass kybernetisch interessierte Künstlergruppen wie Zero oder auch die art crowd um die Londoner Signals Gallery bereits in den 1960er-Jahren viel für die außereuropäische Vernetzung getan haben.
Arbeiten von Zero wird man in einem von sechs Gruppenräumen sehen. Dazwischen sind auch immersive, raumgreifende Arbeiten ausgestellt. Das Schöne an Technologie in der Kunst ist, dass sie nie nur Metapher ist. Technologie ist Werkzeug, man muss sie konkret benutzen. Oder man ändert sie ab und entwickelt das Tool weiter: Die LED-Arbeiten von Tatsuo Miyajima, riesige Wände voller blinkender Zahlen, haben die Lampen verbessert. Und Rebecca Allen hat für das Video zu Kraftwerks "Musique Non Stop" 1986 das Motion-Capture-Verfahren weiterentwickelt, als es auf dem Markt erhältlich war. So lässt "Electric Dreams" uns auch eintauchen in die technologische Antike unserer Gegenwart.
"Electric Dreams – Art and technology before the internet", Tate Modern, London, bis 1. Juni 2025
Alexej Tchernyi in Kassel
Die Grimmwelt in Kassel präsentiert ab dem 30. November in einer neuen Sonderausstellung das Werk des Berliner Künstlers Alexej Tchernyi. Mit seinen Dioramen zur Geschichte des "Deutschen Wörterbuchs" von Jacob und Wilhelm Grimm ist er seit der Eröffnung des Sprach- und Märchenmuseums im Jahr 2015 in der Dauerausstellung vertreten.
Dem Künstler gelingt es mit seiner Arbeit aus Papier und Licht, die wechselvolle und komplexe Geschichte des Grimm’schen Wörterbuchprojektes auf künstlerische Weise und mit viel Detailreichtum zu vermitteln. Für die Grimmwelt ist dies Anlass, vor ihrem zehnten Geburtstag im kommenden Jahr einen Bogen zu schlagen. In Alexej Tchernyis erster großer Einzelausstellung werden unter anderem fünf neue Papier-Dioramen gezeigt, die sich mit der Entstehung der "Kinder- und Hausmärchen" beschäftigen, dazu weitere Arbeiten des Künstlers, darunter Reliefskulpturen und Filme.
"Licht-Bilder. Die Papierwelten von Alexej Tchernyi", Grimmwelt, Kassel, 30. November bis 6. Juli 2025
Porzellanbiennale in Meißen
Die Albrechtsburg Meißen war die erste Produktionsstätte für Porzellan in Europa. Nun wird dort wieder gezeigt, dass Porzellan mehr ist als Material für Alltagsgegenstände. Experimentelle Porzellankunst aus elf Ländern ist dieses Jahr bei der 4. Internationalen Porzellanbiennale auf der Albrechtsburg Meißen zu sehen. 23 Künstler unter anderem aus Belgien, Frankreich und Griechenland zeigen ab Samstag bis 13. April 2025 etwa 90 Arbeiten, wie die staatliche Schlösserverwaltung mitteilte.
Die Biennale findet seit 2016 alle zwei Jahre in der Albrechtsburg statt. Die Idee stammt vom Verein zur Förderung zeitgenössischer Porzellankunst e.V. aus Meißen. Kein Ort Europas sei so sehr Synonym für Porzellan wie Meißen, hieß es in der Mitteilung. Die Albrechtsburg sei die erste Produktionsstätte für Porzellan in Europa gewesen. Mit der Porzellanbiennale soll Porzellan als bildsamer Werkstoff stärker in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt werden. Die Ausstellung soll das Verständnis dafür fördern, dass Porzellan ein experimentelles Ausdrucksmittel der Kunst, für Inhalte und Nachrichten sein kann und ist, wie es hieß. (dpa)
"4. Internationale Porzellanbiennale", Albrechtsburg Meißen, 30. November bis 13. April 2025