Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Eröffnungen der Woche: Tipps für Berlin, Dresden, Frankfurt, Innsbruck, Kassel, Köln, London, München und Nürnberg

Goshka Macuga in Berlin
Im zweiten Teil ihrer Doppel-Ausstellung im Berliner Schinkel Pavillon befasst sich die in London lebende polnische Künstlerin Goshka Macuga mit dem Verhältnis von Mensch und Technologie. Zentrum der Ausstellung ist ein lebensechter Roboter, der Auszüge aus Reden von Philosophen, Künstlern und Wissenschaftlern zitiert. Deren Gedanken verdichten sich zu einer fundamentalen Frage: Welche Relevanz hat das Wissen über die Natur und Existenz des Menschen, wenn wir erst einmal den Punkt eines posthumanen Daseins erreicht haben? Für die Installation "Before the Beginning and After the End" (2016), im Untergeschoss des Schinkel Pavillons, zeichnet Macuga die Entwicklung des Lebens nach, indem sie zusammen mit dem französischen Künstler Patrick Tresset automatische Zeichnungen von einem Roboter anfertigen lässt und diese in einen Dialog mit Arbeiten von Künstlerkollegen stellt. Das Spektrum der ausgestellten Werke reicht von Björn Brauns "Untitled (Zebrafinkennest)" (2015) bis hin zu "These are Our Bones, Grown then Cloaked" (2012), einer Arbeit von David Thorpe. Eine Bandbreite, die typisch ist für Macugas Arbeitsweise, denn die Künstlerin tritt oft auch als Archivarin, Kuratorin und Geschichtenerzählerin in Erscheinung.
"Goshka Macuga: Now this, is this the end … the end of the beginning or the beginning of the end?", Schinkel Pavillon, Berlin, bis 9. Juli bis 18. September, Eröffnung am Freitag, den 8. Juli um 18 Uhr

Kunstsammler Peter Raue gibt in Berlin Einblick in seine Sammlung
Der Berliner Rechtsanwalt und Kunstliebhaber Peter Raue (75) gibt erstmals Einblick in seine Sammlung. Im Haus am Waldsee ist seit Freitag die Ausstellung "Chinese Whispers" zu sehen, die der Fotokünstler Ingo Mittelstaedt gestaltet hat. Er setzt dabei rund 100 Werke aus der Sammlung Peter Raue mit 40 eigenen Arbeiten, Fundstücken und Objekten in Beziehung, teilte das Museum auf seiner Internetseite mit. Vertreten sind unter anderem die Künstler Cy Twombly, Joseph Beuys, Marcel Duchamps, David Hockney und Rebecca Horn. (dpa)
"Chinese Whispers", Haus am Waldsee, Berlin, bis 28. August

Tino Sehgal in Dresden
Von der Tate ins Albertinum: Mit "These Associations" ist seit Dienstag erstmals eine der temporären Arbeiten von Tino Sehgal in Dresden zu erleben. Bis zu 40 Akteure machen den Lichthof des Museums für sechs Wochen zum öffentlichen Forum - nach einer 2012 für die Tate Modern London erdachten und adaptierten Choreografie, wie Direktorin Hilke Wagner sagte. Begonnen wurde am Morgen mit einer Person, am Mittag sangen und sprachen knapp ein Dutzend Dresdner verschiedenen Alters, sozialer Milieus und Herkunft über persönliche Geschichten und Erfahrungen. Der Künstler hatte sie zuvor gecastet und ihnen zur Orientierung nur einige Fragen gestellt. "Ich weiß nicht, was sie erzählen", sagte Sehgal. "Sie treffen eigene Entscheidungen." Die Akteure können Besucher ansprechen, die sich auch in der Gruppe mitbewegen dürfen. Das Wechselspiel von "schwarmhafter Ansammlung und individueller Vereinzelung" stehe für die heutige Gesellschaft. Die Werke von Sehgal, der 1976 in London geboren wurde und in Berlin lebt, sind immateriell. Er konstruiert Situationen, generiert soziale Interaktionen, die weder aufgezeichnet noch dokumentiert werden - unter anderem bereits im Guggenheim New York und auf Biennalen. 2005 bespielte er mit Thomas Scheibitz den Deutschen Pavillon in Venedig, 2012 war er auf der Documenta 13. 2013 war er für den Turner-Preis nominiert und bekam den Goldenen Löwen in Venedig. (dpa)
"Tino Sehgal: These Associations", Albertinum, Dresden, bis 14. August

Schau zum Farbholzschnitt in Frankfurt
Der Holzschnitt gilt als eines der ältesten Druckverfahren der Welt. Mit Albrecht Dürer hat er im Mittelalter seinen Höhepunkt erlebt. Die Frankfurter Schirn rückt in einer Ausstellung unter dem Titel "Kunst für alle" den Farbholzschnitt in der Wiener Moderne in den Blickpunkt. Am Beispiel von mehr als 200 Werken von 40 Künstlern will die Schirn die Blüte dieser Drucktechnik zwischen 1900 und 1910 in der Habsburgermonarchie dokumentieren. Sowohl namhafte Vertreter der Wiener Secession wie Carl Moll und Emil Orlik als auch unbekannte Maler widmeten sich damals dem Farbholzschnitt. Sie waren von den technischen und formalen Möglichkeiten des traditionsreichen Druckverfahrens begeistert, da es der Fantasie großen Freiraum bot. Im elitären Kunsthandel machte der Farbholzschnitt mit erschwinglichen Preisen zugleich Originaldrucke für ein breites Publikum möglich. Die Ausstellung will auch zeigen, dass der Farbholzschnitt mit seinen Umrisszeichnungen und der flächig stilisierenden Darstellungsweise die Entwicklung der modernen Bildsprache des beginnenden 20. Jahrhunderts maßgeblich geprägt hat. (dpa) 
"Kunst für alle", Schirn Kunsthalle, Frankfurt, bis 3. Oktober

Jürgen Klauke in Innsbruck
Der Kunstkritiker Klaus Honnef bezeichnete Jürgen Klauke einmal als einen der markantesten Vertreter der Body Art. Als medienübergreifender Konzeptkünstler bewegt sich der Kölner Provokateur seit den 70er-Jahren zwischen Fotografie, Film, Malerei, Zeichnung und Körperkunst. Zum Anlass des 40. Jubiläums der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik zeigt die Galerie Elisabeth & Klaus Thoman unter anderem Werke aus der beklemmenden Serie "Formalisierung der Langeweile", in der drei Protagonisten mithilfe eines Eimers und eines laufenden Fernsehers rituelle Handlungen ausüben. Neben den düster-monotonen Serienausschnitten werden weitere frühe Werke des Künstlers zu sehen sein, darunter Arbeiten aus den 70er-Jahren, die er selbst als eine "Ästhetisierung des Existenziellen" beschreibt.
"Jürgen Klauke: Einblick/ Ausblick", Galerie Elisabeth & Klaus Thoman, Innsbruck, 8. Juli bis 10. Oktober

Werke von Beuys-Schülern in Kassel
Beuys im Blick: Grafische Arbeiten von drei Schülern des Künstlers Joseph Beuys werden erstmals zusammen in der Neuen Galerie Kassel gezeigt. Unter dem Titel "Beuys-Schüler im Dialog" stellt das Ausstellungshaus Blätter von Imi Knoebel, Felix Droese und Blinky Palermo aus. Direkt neben der Kabinettausstellung ist das Werk "The pack" (Das Rudel) von Beuys zu sehen, es ist das Herzstück der Neuen Galerie. Die drei Künstler lernten zwischen 1964 und Anfang der 70er Jahre bei Beuys, als dieser Professor an der Kunstakademie Düsseldorf war. "Die Werke sind nach der Studienzeit entstanden", sagte die Leiterin der Neuen Galerie, Judith Claus, am Donnerstag. Die großformatige Arbeit "Russische Wand" von Knoebel mit Formen aus weißen und schwarzen Quadraten sowie die Lithographien von Wandzeichnungen von Palermo sind durch klare Linien gekennzeichnet. Palermo zeigt offene, halboffene und geschlossene Formen, die von der digitalen Zahl fünf abgeleitet wurden, wie sie auf Taschenrechnern vorkommt. Die Vorliebe für die Serie lehne an das Prozesshafte im Schaffen von Beuys an, sagte Claus. Die Kaltnadelradierungen in der Arbeit "Einer muss wachen" des Documenta-Künstlers Droese dagegen erinnerten an die Zeichenkunst von Beuys, betont Claus. (dpa)
"Beuys-Schüler im Dialog", Neue Galerie, Kassel, bis 9. Oktober

Oliver Blum in Köln
Am Freitagabend weiht die Kölner Hardhitta Galerie ihre neue Location ein und zeigt zu diesem Anlass die bislang umfassendste Werkschau des Düsseldorfer Malers Oliver Blum. Insgesamt werden 15 abstrakte Gemälde in der Bonner Straße zu sehen sein, darunter auch neue Werke. Blums expressive Bilder entstehen aus einer spontanen künstlerischen Intuition heraus, er selbst bezeichnet sie als "Psychogramme". Seinem figurativen Stil bleibt der ehemalige Student Albert Oehlens in seinen neuen Arbeiten treu, wagt sich jedoch auch an grafischere und schärfere Strukturen heran.
"Oliver Blum: Das Ebenbild",  Hardhitta Galerie, Köln, 9. Juli bis 16. Oktober, Eröffnung am Freitag, den 8. Juli um 18 Uhr

Georgia O'Keeffe in London
Die britische Tate Modern in London zeigt in einer Ausstellung das Werk der US-amerikanischen Malerin Georgia O'Keeffe (1887-1986), einer der Gründungsfiguren der modernen amerikanischen Kunst. Von Mittwoch an sind mehr als 100 Werke der berühmten Malerin zu sehen. Es ist nach Angaben der Organisatoren die bisher größte O’Keeffe-Ausstellung außerhalb der Vereinigten Staaten und die erste seit über 20 Jahren im Vereinigten Königreich. Die Ausstellung beschäftigt sich mit O'Keeffes Schaffen von 1915 bis 1963 - knapp 50 Jahren ihrer Karriere, in der sie über 1000 Kunstwerke schuf. Bekannt ist O'Keeffe für Bilder von Tierschädeln, Wüstenlandschaften und Blumen. Zu sehen ist in der Schau auch das berühmte Gemälde "Jimson Weed/White Flower No.1" von 1932. Im November 2014 wurde es für umgerechnet rund 40 Millionen Euro versteigert. Das ist der höchste Preis, der bisher für das Werk einer weiblichen Künstlerin gezahlt wurde. (dpa)
Georgia O'Keeffe, Tate Modern, London, bis 30. Oktober

Michael Buthe in München
Wer in den vergangenen zwei Jahrzehnten mehr über Michael Buthe erfahren wollte, musste sich die Informationen mühsam zusammensuchen. Noch schwieriger, die Arbeit des vierfachen Documenta-Teilnehmers als das zu erleben, was sie ist: ein Gesamtkunstwerk, das alle Sinne anspricht und erst in der großen Raumpräsentation seine ganze Wirkung entfaltet. Nachdem der Kölner Künstler 1994 nach langer Krankheit mit nur 50 Jahren starb, zeigten lediglich zwei deutsche Museen Einzelausstellungen. Es war, als wandte sich der eigentlich doch utopisch gemeinte Buthe-Satz in eine düstere Prophezeiung gegen das eigene Schaffen: "Es gibt überhaupt keine Kunst, es gibt nur Leben." Doch nun wandert die gefeierte Retrospektive, die in den letzten Monaten im Kunstmuseum Luzern und im Genter Stedelijk Museum voor Actuele Kunst (S.M.A.K.) zu sehen war, in das Münchner Haus der Kunst. Parallel zeigt die Sammlung Goetz Werke. Und stärker denn je drängt sich die Frage auf: Wie konnte diese Einzelfigur, die in den 70er- und 80er-Jahren der westdeutschen Kunst so viele Impulse gab, vergessen
werden? Die Künstler Marcel Odenbach, Stefan Kürten und Astrid Klein, die Sammlerin Ingvild Goetz, der Kurator Hans Ulrich Obrist sowie die Kunsthistorikerin Marietta Franke erzählen in der aktuellen Ausgabe von Monopol von einem Mann, der sich hingab an die Freunde, fremde Kulturen und die Lust am Leben.
"Michael Buthe", Haus der Kunst, München, bis 20. November
"Michael Buthe und Ingvild Goetz – Eine Freundschaft", Sammlung Goetz, München, 9. Juli bis 3. Dezember

"No pain no game" in Nürnberg
Ein sprechender Boxsack, eine "Facebox" für Zwei und eine "Painstation", die reale Schmerzen verursacht: Im Museum für Kommunikation in Nürnberg können von diesem Wochenende an die Besucher hemmungslos ihren Spieltrieb ausleben. In der Ausstellung "No pain no game" (Ohne Schmerz kein Spiel) zeigt das Duo "fur" zehn seiner Arbeiten. Die beiden Künstler Volker Morawe und Tillmann Reiff haben sich auf Kunst mit Technik spezialisiert. "Wir wollen, dass die Menschen spielerisch mit unserer künstlerischen Botschaft in Berührung kommen", sagte Morawe bei der Vorstellung der Schau am Freitag. Und so können die Besucher etwa mit ihrem Gesang kleine Kugel-Roboter in Bewegung setzen oder sich als Broker versuchen. (dpa)
"No pain no game", Museum für Kommunikation, Nürnberg, 9. Juli bis 25. September