Hochhaus als Wunsch und Wirklichkeit

Wohn doch mal senkrecht

Wenn eine Ausstellung „Hochhaus – Wunsch und Wirklichkeit“ heißt, fragt man sich zunächst: Wieso Wunsch? Sind Hochhäuser etwa nicht der Sieg der Machbarkeit über den Wunsch? Der Triumph über das menschliche Maß? Nur zum Teil, antwortet ausgewogen die Züricher Show. Das Modell Superhochhaus ist schließlich längst in Serie gegangen: Die Hälfte aller Wolkenkratzer der ganzen Welt wurde seit dem Jahr 2000 gebaut. Die Guinness-Buch-der-Rekorde-Mentalität der Auftraggeber hält allerdings unvermindert an, und so muss man sich regelmäßig auf ein neues „höchstes Haus der Welt“ einstellen. (Aktuell ist es das Burdsch Chalifa in Dubai, mit 828 Metern knapp doppelt so hoch, wie das World Trade Center einmal war.)

In Zürich gilt dagegen alles über 25 Meter als Hochhaus, und da haben wir es dann doch: das Hochhaus als Wille und Vorstellung. Der eine braucht nur eine vergleichsweise zwergenhafte Traufhöhe, der andere einen knappen Kilometer, um ein Bauwerk exorbitant zu finden. Was aber kann man von der Idee „Hochhaus“ noch erwarten heute, wo klar ist, dass fast alles, was in die Senkrechte denkbar ist, auch gebaut werden kann?

Die Ausstellung widmet sich unter anderem dem Hochhaus als Spielort für Filme – das Vertikale gegen die horizontale Linearität des Kinos: „Lost in Translation“ oder „Stirb langsam“ wären ohne Hochhäuser nicht denkbar, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.

Doch auch um innovative Konzepte zum Wohnen in der Vertikalen  wird es gehen: Wohnen in Hochhäusern ist im Kommen, spielt aber meist nicht mit im Wettbewerb um Superlative. Doch auf fachlicher Seite gibt es mehr und mehr Anerkennung. Das Gebäude The Met in Bangkok war Träger des Internationalen Hochhaus Preises, Stichwörter wie Querlüftung reißen allerdings weniger Aufmerksamkeit an sich als Höhenmeter. Dafür müssen sich alle Hochhäuser unter 828 Metern jetzt begnügen mit lahmen Guinness-Buch-Eintragungen wie „schnellster Lift“ oder „höchstes Erdgeschoss“. 

Museum für Gestaltung, Zürich, 31. August bis 2. Januar 2012