Performa 13 in New York

Wollt ihr träumen oder trinken?

Eine Cover-Idee für die November-Ausgabe des „New Yorker“ hätten wir schon: Nicht auf dem Seziertisch des Comte de Lautréamont, sondern auf dem Times Square sind, umringt von Schaulustigen, eine Nähmaschine und ein Regenschirm zusammengestoßen. Surrealismus ist der historische Fixpunkt der Performa 13, der fünften Ausgabe der weltweit einzigen Performance-Biennale. Man fragt sich allerdings: Wie kann etwas derart von Ort, Zeit und Tagesform Abhängiges wie Performance über den Realismus hinausgehen, wie André Breton und Co. es forderten? Antworten sind unter anderem von der Martha Graham Dance Company zu erwarten. Die Inszenierung „Surreal Graham“ kombiniert zwei Choreografien der Tanzlegende aus der Hochzeit des Surrealismus.

Eine Traumlandschaft für das Unbewusste verspricht Gabriel Lester. Menschen kommen in seiner Performance „Super-Sargasso Sea (phantom play #1)“ nicht vor, der Filmemacher und Künstler arbeitet vorwiegend mit Licht und Sound. Wie der American Dream zum Albtraum wird, zeigt Marianne Vitale in ihrer Aufführung „The Missing Book of Spurs“. Groteske Figuren aus der frontierÄra geistern durch ihre aus alten Holzbalken gezimmerten Kulisse. Vitales Werk zählt zu den Auftragsarbeiten, die einmal mehr das Herzstück der Performa bilden.

Das Gros der in die „Commissions“-Sektion eingeladenen Künstler wagt sich zum ersten Mal auf das Gebiet der Performance. So verlegt Rashid Johnson die Handlung des Zweipersonenstücks „Dutchman“ (1964) über die Begegnung eines Afroamerikaners und einer Weißen aus der New Yorker Subway in die historische Wellness-Oase der Russian & Turkish Baths im East Village. Fragen des Zusammenlebens bilden einen thematischen Schwerpunkt der diesjährigen Performa. Der polnischen Künstler Paweł Althamer produziert eine Arbeit für die Biba-Bar in Brooklyn, um verschiedene lokale Gemeinschaften – chassidische Juden, Hipster, Puerto Ricaner oder Polen – zusammenzubringen.

Biba ist ein polnischer Begriff fürs (exzessive) Trinken und Feiern. An Subodh Guptas ebenso von der Performa kommissionierten „Celebration“-Abenden in der Old Bowery Station kann – quer durch kulturelle und religiöse Traditionen – gleich weitergefeiert werden.

Performa 13, verschiedene Orte, New York, 1. bis 24. November