Interview zu viraler Karikatur

"Worte führen zu Gewalt"

Duff Moses "Flammende Reden", 2018
Foto: Courtesy Duff Moses

Duff Moses "Flammende Reden", 2018

Nach dem Terroranschlag von El Paso verbreitet sich in den sozialen Medien eine Karikatur von Duff Moses. Sie zeigt ein brennendes Streichholz mit Präsidenten-Ähnlichkeit, das vor einer Menge von Bomben auftritt. Der Zeichner im Interview

Ursprünglich hatte die Karikatur des US-Zeichners Duff Moses nur 30 Likes auf Instagram bekommen. Sie zeigt ein brennendes Streichholz, das zu einer Menge aus Bomben mit gespitzten Lunten spricht. Nach dem Massaker von El Paso im Bundesstaat Texas, bei dem ein Mann aus mutmaßlich rassistischen Motiven 22 Menschen erschoss, wird das Bild nun tausendfach in den sozialen Medien geteilt. Ein Gespräch mit Duff Moses zu seinem Bild der Stunde. 

Duff Moses, eine von Ihnen gezeichnete politische Karikatur wird seit dem tödlichen Terroranschlag von El Paso in Texas weltweit über soziale Netzwerke geteilt. Was sehen wir in Ihrer Karikatur?

Wir stehen als Betrachter hinter einem brennenden Streichholz, das offenbar zu einer Menge wütender Bomben spricht.

Das brennende Streichholz sieht einer auf der ganzen Welt bekannten Person ziemlich ähnlich, oder?

Das überlasse ich Ihrer Interpretation.

Was wollten Sie uns mit diesem Cartoon denn zeigen?

Ich denke, was ich auszudrücken versuchte, war die Fähigkeit von Demagogen, die Ängste und den Ärger vieler Menschen zu erkennen.

Ihr Cartoon stammt eigentlich von 2018. Was hat Sie damals dazu veranlasst, ihn zu zeichnen?

Es war eine emotionale Reaktion auf die Ereignisse in Charlottesville, Virginia [Die Aufmärsche von Rechtsextremisten, Anm. d. Redaktion]. Ich habe den Cartoon sehr schnell gezeichnet. 

Warum haben Sie Trumps Zuhörer als Bomben gezeichnet? Ist jeder Trump-Wähler potenziell explosiv?

Natürlich ist nicht jeder Wähler in den Vereinigten Staaten, der die derzeitige Regierung unterstützt, eine öffentliche Gefahr. Aber es gibt eine Untergruppe von Amerikanern, die sehr wütend sind. Und einige versuchen, diese Menschen für ihre eigenen politischen Interessen richtiggehend zu entfachen.

Warum denken Sie, sind die Leute so wütend wie diese Bomben?

Lassen Sie es mich so sagen: Ich glaube, dass die derzeitige Regierung, die die Vereinigten Staaten kontrolliert, die Interessen jener Unternehmen und Oligarchen vertritt, die den wütenden weißen Wahlblock erfolgreich fehlgeleitet haben. Indem sie einen falschen Feind anbieten, vor dem die Menschen nun Angst haben. Stattdessen müssten sie sich auf sie konzentrieren, denn sie sind die wahren Bösewichte. Sie haben die Arbeitsplätze ins Ausland verlagert und haben die sozialen Sicherheitsnetze immer weiter reduziert. Dabei ist jede moderne Volkswirtschaft darauf angewiesen, um auf dem konkurrierenden Weltmarkt zu bestehen.

Auch in Deutschland ist das eine wichtige aktuelle Frage: Denken Sie, dass Worte zu Gewalt führen?

Ja, das glaube ich.

Warum?

Weil sich gezeigt hat, dass es sehr erfolgreich funktioniert. Und die Deutschen sollten besser als alle anderen wissen, wie gut diese Technik gelingen kann.

Denken Sie, der Präsident ist für den Terroranschlag in El Paso verantwortlich?

Ich denke, dass die Rhetorik, die im heutigen politischen Diskurs verwendet wird, möglicherweise sehr gefährlich ist. Und das macht mir schreckliche Sorgen.