1957 in Lippstadt geboren, studierte Friedhelm Hütte von 1979 bis 1984 Kunstgeschichte, Literatur-, Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum und wurde 1986 Mitarbeiter der Deutschen Bank in Frankfurt am Main. Seine erste Aufgabe, aufgetragen vom damaligen Vorstandsmitglied Herbert Zapp, war es, die Künstlerinformationen zu den 60 vorwiegend männlichen Künstlern zu verfassen, denen unter dem Motto "Kunst am Arbeitsplatz" jeweils eine Etage in den Türmen der Frankfurter Unternehmenszentrale gewidmet war.
Schwerpunkte der Ausstattung waren Arbeiten auf Papier und Fotografie, wobei Positionen der Nachkriegskunst wie Dieter Roth, Joseph Beuys, Sigmar Polke, Gerhard Richter, Georg Baselitz, Imi Knoebel, Markus Lüpertz oder Rosemarie Trockel gesammelt wurden. Außerdem erwarb die Bank, auch unter Hüttes Ägide, bereits früh Foto-Arbeiten von Bernd und Hilla Becher, Andreas Gursky, Candida Höfer, Thomas Ruff, Thomas Struth und Werke von Martin Kippenberger und junge "Wilde" wie Elvira Bach, Rainer Fetting oder Salomé.
Hütte stand für eine Ära in den späten 1980er- und 1990er-Jahren, in der die Landschaft der Kunst verstärkt von Unternehmen und Privatsammlern mitgeprägt wurde. Diese Zeit war für ihn formativ. Er sollte sein Leben lang Experte für die deutsche und internationale Malerei nach 1945 bleiben, wobei gestische und geometrische Abstraktion, Neoexpressionismus und auch ostdeutsche Gegenwartskunst seine Schwerpunkte waren – er war einer der frühen Entdecker von Neo Rauch. Zwischen 1989 und 1999 wuchs die Sammlung Deutsche Bank mit dem Mauerfall und der Eröffnung neuer Filialen in Ostdeutschland am stärksten: um rund 30.000 Werke, die unter maßgeblichem Einfluss von Hütte rund um den Globus direkt bei den Galerien in angekauft wurden.
Bestens vernetzt in der Kunstwelt
Zeitweilig gemeinsam mit der Kunsthistorikerin Ariane Grigoteit als Ko-Direktorin, und dann ab 2007 wieder als einziger Verantwortlicher transformierte Hütte gemeinsam mit seinem Team die ursprünglich auf den deutschsprachigen Raum fokussierte Sammlung zu einer globalen Kollektion mit über 55.000 Werken. Unter seiner Leitung wurden die Hauptsitze in New York, London, Tokio und weitere Niederlassungen weltweit mit thematischen Ausstellungen internationaler und junger Gegenwartskunst ausgestattet. Für die 2011 neu eröffneten Frankfurter Türme der Bank entwickelte er mit der Kuratorin Britta Färber und seinem Team eine neue Kunstpräsentation. Heute sind dort 270 internationale Positionen aus über 40 Ländern zu sehen.
Hütte war mit wichtigen Akteuren auf Messen, in Museen, Sammlungen und im internationalen Kunstbetrieb bestens vernetzt. Er war auch maßgeblich daran beteiligt, dass die Deutsche Bank in den frühen 2000er-Jahren zum Hauptsponsor der damals jungen, als rebellisch und experimentell geltenden Londoner Frieze Art Fair wurde. Inzwischen ist das eine über 20-jährige Kooperation: Heute ist die Bank der "Global Lead Partner" der Frieze-Messen in New York, Los Angeles und Seoul, die seitdem hinzugekommen sind.
Von 1997 bis 2012 verantwortete er das internationale Ausstellungsprogramm der Deutschen Guggenheim und 2013 bis 2017 die Ausstellungen in der Deutsche Bank KunstHalle in Berlin mit. Neben Präsentationen von prominenten Positionen wie Kara Walker, Gerhard Richter, Hiroshi Sugimoto oder Jeff Wall wurden hier - auch im Rahmen der Auszeichnung "Artist of the Year" - viele Künstlerinnen und Künstler vor ihrem großen Durchbruch gezeigt, etwa die kenianische Künstlerin Wangechi Mutu oder die französisch-marokkanische Künstlerin Yto Barrada.
Friedhelm Hütte liebte Kunst, Reisen, gutes Essen, Feiern
2018 eröffnete das PalaisPopulaire in Berlin, als neuer Ort für Kunst und Kultur und die Sammlung Deutsche Bank. Hütte, der 2019 ganz nach Berlin übersiedelte, war mit dem Haus im ehemaligen Prinzessinnenpalais Unter den Linden eng verbunden. Immer wieder kuratierte er hier Ausstellungen aus der Sammlung und konzipierte Kataloge dazu, wie zuletzt 2021 "Ways of Seeing Abstraction" mit 150 zwischen 1960 und 2021 entstanden Werken aus der Unternehmenssammlung. 2022 wurde seine Kollegin und Chefkuratorin der Sammlung, Britta Färber, seine Nachfolgerin als Leiterin der Kunstabteilung, während er weiterhin beratend tätig war.
Erst im letzten Sommer feierte er seinen Geburtstag und die Verabschiedung von seinem Posten im PalaisPopulaire unter dem Motto "Summer of Love". Friedhelm Hütte liebte Kunst, Reisen, gutes Essen, Feiern. Er wurde für seine Freundlichkeit und Großzügigkeit geschätzt. Er hatte noch viel vor, er wollte etwa seine Privatsammlung, die in all den Jahren entstand, öffentlich zeigen. Letzte Woche ist er, erst 67-jährig, plötzlich und völlig unerwartet verstorben. Er hinterlässt seine langjährige Partnerin und zwei erwachsene Kinder.