Zum Tode Werner Schmalenbachs

Wenn ihm ein Kunstwerk angeboten wurde, bestand er regelmäßig darauf, dass die Arbeit erst ein Jahr lang in seinem Büro hängen müsse – erst dann wollte er sich entscheiden, ob sie für die Sammlung auch wirklich taugt. Oft genug tat sie es nicht. Und fast immer lag er damit richtig.

Werner Schmalenbach war das Auge der jungen Bundesrepublik. Seiner Gewissenhaftigkeit, seinem Weitblick und mitunter verstörenden Elitismus ist es zu verdanken, dass das Land den Anschluss an die Moderne wiederge-winnen konnte, die von den Nazis ausgetrieben worden war. Ab 1962 baute er als künstlerischer Direktor die Kunstsammlung NRW zu einer der international führenden Gemäldekollektionen auf: Seine Leidenschaft galt der Vorkriegszeit, aber frühzeitig erwarb er auch wichtige zeitgenössische Arbeiten von Jackson Pollock oder Roy Lichtenstein. Der 1920 in Göttingen geborene und in Basel aufgewachsene Kunsthistoriker leitete die Düsseldorfer Landesgalerie bis 1990. Um den Kern einer umfangreichen Paul-Klee-Kollektion des Landes schuf Schmalenbach ein auf die Malerei der Moderne konzentriertes Museum mit rund 200 herausragenden Werken. Dank eines damals erheblichen Ankaufsetats von zwei Millionen Mark jährlich gelangen ihm wichtige Erwerbungen vom Surrealismus über Arbeiten Picassos bis zu Robert Rauschenberg. Dass er ausgerechnet den Düsseldorfer Joseph Beuys aus „seiner“ Sammlung fernhielt, wurde oft kritisiert – an Rigorosität mangelte es Schmalenbach nie. Am 6. Juli ist Werner Schmalenbach nach längerer Krankheit gestorben, er wurde 89 Jahre alt.