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10 Kunst-Filme, die Sie im Februar nicht verpassen sollten

Die Filme im Februar suchen die Extreme: In der grenzenlosen Hingabe zur Musik, in der abgründigen Kunst von Hieronymus Bosch und den radikalen Performances von Marina Abramovic


Mit Anton Corbijn und Depeche Mode im Wald 

Der niederländische Fotograf und Regisseur Anton Corbijn hat die düster-elegante Schwarz-Weiß-Ästhetik der Band Depeche Mode nachhaltig geprägt. 2019 hat er den Konzertfilm "Spirits In the Forest" in die Kinos gebracht, der die Musiker nicht nur bei ihrem Konzert auf der Berliner Waldbühne zeigt, sondern auch mehrere Fans begleitet, die ihre ganz persönlichen Depeche-Mode-Geschichten erzählen. Ein Film über die Kraft der Musik.  

Eine ausführliche Kritik zum Film lesen Sie hier.

"Depeche Mode: Spirits in the Forest", Arte Mediathek, bis 23. März

Viel Liebe in der Depeche-Mode-Doku "Spirit in the Forest"
Foto: Trafalgar Releasing

Viel Liebe in der Depeche-Mode-Doku "Spirits in the Forest"


Das Superjahr der Miriam Cahn 

Spätestens seit der Documenta 2017 ist die Schweizer Malerin Miriam Cahn wieder eine der begehrtesten Künstlerinnen der Welt. Allein 2019 hatte sie mit ihren eindringlichen Bildern voller Gewalt und menschlichen Abgründen fünf Solo-Ausstellungen in namhaften Museen, darunter das Kunsthaus Bregenz und das Münchner Haus der Kunst. Die Dokumentation "Das Superjahr der Miram Cahn" begleitet die Malerin durch ihr turbulentes Programm aus künstlerischer Arbeit und Repräsentation, von dem sich die besonnene 70-Jährige jedoch nicht aus der Ruhe bringen lässt. Ein bisschen beeindruckt scheint sie jedoch von der Monopol-Dezemberausgabe, die ihr von ihrem Galeristen Thomas Riegger vorgelegt wird. Dort belegt sie Platz 78 der 100 einflussreichsten Personen im Kunstbetrieb. "Verdient hab ichs eh", sagt sie schmunzelnd. "Ich könnte auch Nummer eins sein."

"Das Superjahr der Miriam Cahn", SRF Mediathek

Malerin Miriam Cahn 
Foto: SRF

Malerin Miriam Cahn 


Mit Hieronymus Bosch in der Hölle 

Wenn man sich heute Gemälde von Hieronymus Bosch anschaut, muss einem die Gegenwart ziemlich prüde vorkommen. Keine Ausschweifung, keine Gewaltform, keine höllisch lüsterne Szene, die sich der niederländische Meister im späten 15. und frühen 16. Jahrhundert nicht schon ausgedacht hat. Die Dokumentation "Hieronymus Bosch - Vom Teufel berührt" widmet sich den Details seiner Gemälde, die zwar christliche Motive zeigen, die aber zuweilen wie satanische Wimmelbilder wirken. Die Macher gehen mithilfe von Experten der Frage nach: Warum war der Maler so fasziniert vom Bösen? Und warum sind es die Betrachter bis heute?

"Hieronymus Bosch - Vom Teufel berührt", Arte Mediathek, bis 24. Februar

"Hieronymus Bosch - Vom Teufel berührt"
Foto: Arte

"Hieronymus Bosch - Vom Teufel berührt"


Drei Jahre mit Feine Sahne Fischfilet 

Die Punkband Feine Sahne Fischfilet spaltet Deutschland: Die einen halten sie für eine wichtige Stimme im Kampf gegen Rechts, die anderen für eine staatsfeindliche linksextreme Gruppe, die zeitweilig im Bericht des Verfassungsschutzes auftauchte. Ende 2018 sagte das Bauhaus in Dessau aus diesem Grund ein geplantes Konzert von Feine Sahne Fischfilet ab und handelte sich dafür wiederum selbst harte Kritik ein. Für die Dokumentation "Wildes Herz" hat der Schauspieler Charly Hübner Band-Frontmann Monchi drei Jahre lang mit der Kamera begleitet. Der Film zeigt Jan Gorkow, wie der Sänger mit bürgerlichem Namen heißt, als engagierten Anti-Faschisten aus Mecklenburg-Vorpommern, der mit seiner Musik auch in Gegenden etwas bewegen will, die ansonsten fest in der Hand von Neonazis sind. 

"Wildes Herz", ARD Mediathek, bis 28. April 



Mythos und Wahrheit mit Klaus Kinski

Das Leben von Schauspiel-Legende Klaus Kinski ist dermaßen unjugendfrei, dass die neue ZDF-Dokumentation "Kinski - Weltstar und Tyrann" immer nur von 22 bis 6 Uhr verfügbar ist (wer sie tagsüber schauen will, muss sich registrieren und sein Alter angeben). Der Film geht den Mythen rund um den streitbaren Filmstar auf den Grund. Kinsky beherrschte das Spielen auf der Klaviatur der Publicity virtuos, vieles in seinem Lebenslauf scheint inszeniert und aufgeblasen, andererseits hat seine Tochter Pola schwere Missbrauchsvorwürfe gegen ihren Vater erhoben. Hat man übersehen, dass hinter dem "künstlerischen Genie" mit Hang zum cholerischen Ausbruch ein Krimineller steckt? Der Film geht den Widersprüchen in Kinskis Biografie auf den Grund und verfolgt die Stationen seines Lebens bis zur Geburt zurück. 

"Klaus Kinski - Weltstar und Tyrann", ZDF Mediathek, von 22 bis 6 Uhr 

"Klaus Kinski - Weltstar und Tyrann" 
Foto: ZDF

"Klaus Kinski - Weltstar und Tyrann" 


Nosferatu - Die grauenhaft gute Symphonie

Klaus Kinski hat für Regisseur Werner Herzog auch mal den Vampir Nosferatu gespielt, Arte zeigt nun jedoch die Originalversion von Friedrich Murnau aus dem Jahr 1922. Die Handlung spielt 1838 in Norddeutschland. Graf Orlok, ein Vampir, treibt sein Unwesen. Und er bringt die Pest in die Hafenstadt Wisborg. Beide, die Seuche und das Monster, werden durch eine junge Frau besiegt, die dafür ihr Leben opfert. "Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens" (1922) basiert auf Bram Stokers "Dracula"-Roman und war Gegenstand eines Urheberrechtstreits. Heute gilt Friedrich Wilhelm Murnaus Stummfilm als Meisterwerk des Weimarer Kinos. "Nosferatu" entstand in einer Zeit, in der expressionistische Stilmittel in Mode waren, doch bei Murnau überwiegen naturalistische Aufnahmen: Das Grauen erwächst aus dem Vertrauten. Trotz Bela Lugosi (1931) und Christopher Lee (ab 1958) bleibt Max Schreck als blutgieriger Graf unerreicht.

"Nosferatu - eine Symphonie des Grauens", Arte Mediathek, bis 31. März

"Nosferatu - Symphonie des Grauens"
Foto: Arte

"Nosferatu - Symphonie des Grauens"


Grenzenlos radikal mit Marina Abramovic

Museen auf der ganzen Welt wollen Marina Abramovic zeigen. Auch in ihrer Geburtsstadt Belgrad geben sich Ausstellungsmacher größte Mühe - und sind schließlich erfolgreich. Die Retrospektive "The Cleaner", die die künstlerischen Grenzerfahrungen der Marina Abramovic zusammenführen, kommt nach Stationen in ganz Europa auch ins Museum für zeitgenössische Kunst in der serbischen Hauptstadt - und die Künstlerin kehrt nach 44 Jahren Abwesenheit in ihre ehemalige Heimat zurück. Der Film "Marina Abramovic - Grenzenlos radikal" zeigt Abramovics ambivalentes Verhältnis zu ihrem Geburtsland - und lässt noch einmal ihre bahnbrechenden Performances über Schmerz und Grenzüberschreitungen Revue passieren.

"Marina Abramovic - Grenzenlos radikal", 3-Sat-Mediathek, bis 16. November


Das wilde Leben mit David Hockney

David Hockney (82) ist wahrscheinlich der kalifornischste unter den britischen Malern. In den 60er-Jahren wanderte der Künstler an die Westküste der USA aus und wurde mit seinen erotisch aufgeladenen Poolszenen und den sonnensatten Farben bekannt. Die Dokumentation "Die wiedergefundene Zeit" pendelt zwischen den Landschaften von Hockneys Geburtsregion Yorkshire und seiner Wahlheimat Kalifornien und zeigt, wie der Maler von beiden Regionen und ihren Menschen beeinflusst wurde. Bis zum 10. Mai sind Hockneys Werke übrigens auch live im Bucerius Kunstforum in Hamburg zu sehen.

"David Hockney - Die wiedergefundene Zeit", Arte Mediathek, bis 2. März

Ausstellungsansicht von David Hockneys Werk "In the Studio" (2017)
Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Ausstellungsansicht von David Hockneys Werk "In the Studio" (2017)


Kunst im Doppelpack 

Das Gegenteil vom einsamen Genie: Was passiert, wenn man Kunst zu zweit macht? Dieser Frage geht die sechsteilige Dokumentation "Kunst hoch 2" über kreative Duos auf den Grund. Eine Folge widmet sich den Zwillingsbrüdern Frank und Patrik Riklin aus der Schweiz, die neun Minuten nacheinander geboren wurden und als Konzeptkünstler mit Projekten wie dem "Null Stern Hotel" in einem ehemaligen Atombunker und anderen absurden Performances bekannt wurden. Der Film fragt nach gemeinsamer Sozialisation und kreativen Differenzen. Greift die besondere Verbindung von Zwillingen auch in der Kunst?

"Kunst hoch 2 mit den Riklin-Zwillingen", 3-Sat-Mediathek, bis 9. April  

"Kunst hoch 2 mit den Riklin-Zwillingen"
Foto: 3 Sat

"Kunst hoch 2 mit den Riklin-Zwillingen"


Lou Andreas-Salomé: Die Jahrhundertfrau

Über die Ankündigung von Cordula Kablitz-Posts Spielfilm-Debüt über Lou Andreas-Salomé kann man sich ein bisschen aufregen. Denn als erstes wird die Dichterin, Philosophin und Psychoanalytikerin als "Muse von Rilke, Freud und Nietzsche vorgestellt". Dass die 1861 in St. Petersburg geborene Intellektuelle viel mehr, kann man in diesem Film von 2016 nachvollzihen, der aus Rückblenden über Lou Andreas-Salomés Reisen, Bekanntschaften und literarischen Projekten gebaut ist. Die 16-jährige Version der Jahrhundertfrau dürfte vielen bekannt vorkommen. Sie wird von Liv Lisa Fries, dem Star der Erfolgs-Serie "Babylon Berlin", gespielt.

"Lou Andreas-Salomé", Arte Mediathek, bis 12. Februar

Katharina Lorenz als Lou Andreas-Salomé
Foto: Arte

Katharina Lorenz als Lou Andreas-Salomé