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9 Kunst-Filme, die Sie im Januar nicht verpassen sollten

Hannah Herzsprung im "Dreigroschenfilm"
Foto: Arte

Hannah Herzsprung im "Dreigroschenfilm"

Die Filme im Januar versprechen ein gutes neues Jahr. Sie entdecken vergessene Schätze, die tiefgründigste aller Farben und die legendären 1920er in Berlin 


Pierre Soulages - Der Schwarzmaler

Schwarz ist eine bodenlose Farbe. Der französische Maler Pierre Soulages hat seine ganze Karriere auf der Dunkelheit aufgebaut und erforscht in seiner Malerei alle Facetten des jenseitigen Schwarz. Gerade ist der Künstler 100 Jahre alt geworden - er ist eine der letzten lebenden Legenden der abstrakten Malerei. In der Dokumentation "Der Schwarzmaler" kommt Soulages selbst zu Wort, aber auch Weggefährten und Experten aus der Wissenschaft und der Philosophie. Über Schwarz gibt es erstaunlich viel zu sagen.

"Pierre Soulages - Der Schwarzmaler", Arte Mediathek, bis 13. Januar

Foto: dpa
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Der französische Maler Pierre Soulages 2014


Die künstlerisce Parallelwelt der DDR

Seit einer Weile interessiert sich die Kunstwelt endlich wieder für die Kunst der DDR. Aber wer hätte gedacht, dass man für einen der größten Schätze dieser Gattung nach Brasilien reisen muss? In einer Privatsammlung in der Hauptstadt Brasilia findet sich eines der größten Konglomerate von nonkonformer DDR-Kunst. Der Filmemacher Tom Ehrhardt nimmt die Spur dieser Bilder auf und erzählt dabei die Geschichte einer Künstlergemeinschaft, die sich in ihrer Arbeit gegen die Normen des DDR-Regimes gestellt hat und bis heute einer breiten Öffentlichkeit unbekannt ist. Der Film öffnet die Tür zu seiner lange übersehenen Parallelwelt.

"Der vergessene Schatz", MDR Mediathek

Der vergessene Schatz
Foto: MDR

"Der vergessene Schatz"


Coco Chanel - die elegante Revolutionärin

"Ich habe mit allen Modeschöpfern gekämpft, ich kämpfe ständig", sagt Gabrielle Chanel, genannt Coco, am Anfang dieser Dokumentation von 2018. Wie die Designerin (1883 - 1971) aus größter Armut auf den Olymp der Modebranche kletterte (und nebenbei die weibliche Schönheit neu definierte), davon erzählt der Film natürlich auch. Aber er ist keine Hommage im klassischen Sinne, weil er seine Protagonistin auch in ihrer Widersprüchlichkeit zeigt und ihr eigenes Stricken an ihrer Legende thematisiert. Das Porträt zeigt die Modeschöpferin als Person mit eisernem Willen, die beim Aufbau ihres Imperiums auch auf nicht ganz so faire Mittel zurückgreift. Der Film zeichnet Coco Chanel als Getriebene, die ihre soziale Benachteiligung zu kompensieren versucht. Nebenbei ist er auch ein Porträt der gnadenlosen - und männerdominierten - Pariser Modewelt. 

"Coco Chanel, die Revolution der Eleganz", Arte Mediathek, bis 29. Februar

Coco Chanel - Revolution der Eleganz
Foto: Arte

Coco Chanel - Revolution der Eleganz


"Mackie Messer" - Lars Eidinger ist Bertolt Brecht 

"Und der Haifisch, der hat Zähne. Und die trägt er im Gesicht" – das Lied, der darin besungene Mackie Messer und die ganze "Dreigroschenoper" von Bertolt Brecht sind weltberühmt. In "Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm" verschränkt Regisseur Joachim Lang kunstvoll zwei Ebenen miteinander. Lars Eidinger brilliert als Brecht, der kurz nach der umjubelten Uraufführung 1928 die "Dreigroschenoper" gemeinsam mit dem Komponisten Kurt Weill (Robert Stadlober) auch auf die Leinwand bringen will. Während sich Brecht mit einem interessierten Produzenten darüber streitet, wer bei der Filmproduktion das Sagen haben wird, laufen immer wieder zentrale Szenen des Stücks ab, zu dessen Verfilmung es dann doch nicht – oder eben erst 2018 – kam. Tobias Moretti, Hannah Herzsprung, Joachim Król oder Claudia Michelsen sind in Doppelrollen als Brechtschauspieler und "Dreigroschen"-Charaktere zu sehen. Die Film-im-Film-Szenen sind mitunter etwas Musical-haft bunt geraten. Dennoch bietet Langs "Mackie Messer" eine eindrucksvolle Einführung in das Theaterstück, seine Entstehungszeit und ein - "Doch die Verhältnisse, sie sind nicht so" (Brecht) - gescheitertes Projekt.

"Mackie Messer - Brechts Dreigroschenfilm", Arte Mediathek, bis 1. Februar 


Ein Wiedersehen mit den Alten Meistern

Alle reden über den Kanon - und dass er ein ziemlich beschränktes Bild der Kunstgeschichte liefert. Wie aber kommt es, dass einige Maler (und wenige Malerinnen) sich ins kollektive Gedächtnis gebrannt haben - und so viele andere eben nicht? Die Dokumentations-Reihe "Das Geheimnis der Meister" versucht mit verschiedenen Experten zu klären, warum einige Künstler über Jahrhunderte nichts von ihrer Faszination verlieren - und welche Geheimnisse ihre Werke preisgeben können. Unter die Lupe genommen werden hier die niederländischen Maler Jan Vermeer (warum fesselt der Blick des Mädchens mit dem Perlenohrring so andauernd?), Hieronymus Bosch, Karel Appel und Vincent Van Gogh. Selbst Kunstkenner können hier noch Neues lernen.

"Das Geheimnis der Meister", ZDF Mediathek, bis 21. Januar

"Das Geheimnis der Meister", ZDF
Foto: ZDF

"Das Geheimnis der Meister", ZDF


Der Kunst-Krimi 2019: Coup im Grünen Gewölbe

Der Juwelendiebstahl im Grünen Gewölbe vom 25. November 2019 ist noch immer nicht aufgeklärt - einige Experten bezweifeln, dass die Diebesbeute jemals wieder auftauchen wird. Aber wie konnten die Täter in die Dresdner Schatzkammer gelangen und welche Möglichkeiten gibt es, sie zu finden? Diese MDR-Dokumentation rekonstruiert die Tat und fragt Experten, wie das Verbrechen vielleicht doch noch aufgeklärt werden könnte.

"Der Juwelen-Coup: Einbruch in die Dresdner Schatzkammer", MDR Mediathek

 In einem von der Polizei Sachsen veröffentlichtem Überwachungsvideo sind zwei Personen beim Einbruch ins Grüne Gewölbe zu sehen
Foto: Polizei Sachsen/dpa

Spektakuläres Kunstverbrechen: In einem von der Polizei Sachsen veröffentlichtem Überwachungsvideo sind im November 2019 zwei Personen beim Einbruch ins Grüne Gewölbe in Dresden zu sehen. Sie erbeuteten mehrere wertvolle Schmuckstücke aus dem Juwelenschatz


"Babylon Berlin" - Die 1. und 2. Staffel

Am 24. Januar läuft die 3. Staffel der deutschen Hochglanz-Serie "Babylon Berlin" auf Sky an. Wer sich noch einmal in Erinnerung rufen muss, was sich im Berlin der sündigen 1920-er Jahre alles um den opiumsüchtigen Kommissar Gereon Rath und seine Assistentin Charlotte Ritter ereignet hat (oder die letzten Jahre auf einem anderen Planeten verbracht hat), kann die ersten beiden Staffeln in der ARD-Mediathek nachschauen. Der Ohrwurm vom Titelsong "Zu Asche, zu Staub" hält dann auch zuverlässig einige Wochen. 

"Babylon Berlin, die 1. und 2. Staffel", ARD-Mediathek, bis 16. Juni

Kommissar Gereon Rath (Volker Bruch) und seine Kollegin Charlotte Ritter (Liv Lisa Fries) in der ersten Staffel von "Babylon Berlin"
Foto: dpa

Kommissar Gereon Rath (Volker Bruch) und seine Kollegin Charlotte Ritter (Liv Lisa Fries) in der ersten Staffel von "Babylon Berlin"



Können Bauten böse sein?

Die NS-Zeit prägt Deutschland bis heute in vielerlei Hinsicht. Ein ziemlich widerstandsfähiges Erbe sind die Nazi-Bauten, die noch immer an zahlreichen deutschen Orten zu finden sind - und von deren Geschichte bei weitem nicht jeder weiß. Die Dokumentationsreihe "Böse Bauten" beschäftigt sich mit diesen unbequemen steinernen Zeitzeugen in deutschen Städten und dem Umgang mit ihnen. Zwar ist die Aufmachung der Filme oft ein wenig pompös und orchesterlastig, das Thema jedoch gründlich recherchiert und unbedingt diskutierenswert. Auch die Faszination, die unweigerlich bei Hitlers Größenwahn-Architektur mitschwingt, wird analysiert.

"Böse Bauten", ZDF Mediathek, bis 4. Oktober 2020

"Böse Bauten" ZDF
Foto: ZDF

"Böse Bauten" ZDF



Durch Venedig mit Tintoretto

Über Venedig spricht man derzeit eher mit Sorgenfalten auf der Stirn. Nach dem Rekordhochwasser vom Herbst 2019 wurde die Gefährdung der Lagunenstadt durch den Klimawandel sehr konkret greifbar. In die Blütezeit der Kulturmetropole im Wasser reist die Dokumentation "Tintoretto und das neue Venedig". Vor 500 Jahren feierte der temperamentvolle Maler einen kometenhaften Aufstieg und prägte die Stadt mit seinen Wandbildern, die man bis heute bestaunen kann und die immer noch überraschend modern aussehen. Die Bilder sind neben Kunstschätzen allerdings auch politische Zeugnisse, denn Tintorettos Schaffen war nur durch die liberale Politik der florierenden Handelsstadt Venedig möglich.

"Tintoretto und das neue Venedig", Arte Mediathek, bis 6. Januar

"Tintoretto und das neue Venedig"
Foto: Arte

"Tintoretto und das neue Venedig"