"The Manifesto? It's me" – so lautet der Arbeitstitel des 8. Parcours in Basel, sagt Samuel Leuenberger. Es ist der zweite, den der Betreiber des Kunstraums Salts verantwortet. Im Trump-Jahr suchten alle nach Wahrheit, erzählt der Kurator, die Künstler fänden "das Echte" vor allem bei sich selbst – und auf der Straße. Die Ortsbegehungen mit einzelnen Künstlern zwecks Recherche seien für ihn Höhepunkte der Vorbereitung. So kam Amanda Ross-Ho erst beim gemeinsamen Spaziergang durch die Altstadt auf die zündende Idee: Die US-Amerikanerin verteilt überdimensionale Haustürschlüssel am Rheinuferweg, die Skulpturen werden nach echten Schlüsselbunden der Bewohner gefertigt. Aus Peking stammt dagegen das Altmetall, das Ai Weiwei zu einem "Iron Tree" auf dem Münsterplatz zusammenfügt. Trotz des Titels ist der Parcours keine reine Freilichtveranstaltung, 40 Prozent der Projekte, so Leuenberger, fänden in Innenräumen statt.
Nathalie Djurberg und Hans Berg – sie waren bereits zur Parcours-Premiere 2010 dabei – ziehen in einen Klassenraum eines Gymnasiums am Münster ein. Mit Skulpturen und einer Videoarbeit erinnert sich das Duo an die eigene, teils recht finstere Teenagerzeit. Während im Vorfeld der Art Basel noch unklar war, ob die US-Künstlerin Wu Tsang ein Projekt für den Club de Bâle realisiert, frischt Marvin Gaye Chetwynd für ein Café im Elftausendjungfern-Gässlein eine ältere Performance auf. Inspiriert wurde die Britin dabei von der Geschichte um Dr. Jekyll und Mr. Hyde und von Mischwesen wie Catwoman. Es geht also um gespaltene Identitäten, um das in uns schlummernde Fremde. Wen meint man also eigentlich, wenn man "It's me" sagt?