Artmonte-Carlo

Mit allen Meereswassern gewaschen

Im Zwergstaat Monaco wird gerade unter enormem Aufwand ein neuer Luxus-Stadtteil aufgeschüttet. Auch die dortige Kunstmesse Artmonte-Carlo träumt von Großem - und wird langsam zu einem kleinen, aber feinen "Place to be"

Auf den Charme einer Dauerbaustelle ist Verlass. Im zweitkleinsten Staat der Welt scheint die Gier nach einkommenssteuerflüchtigen Ausländern monegassische Berge zu versetzen, oder genauer immense Wassermassen. Um den eine Bleibe suchenden Superreichen eine Alternative zur Beengtheit der Hochhäuser, Tunnel, Fahrstühle und Parkhäuser zu bieten, schüttet man noch bis 2025 vor der Küste Monte Carlos 430.000 Tonnen Sand zum neuen Stadtteil Mareterra auf.

Drei Prozent mehr Fläche gewinnt das Fürstentum auf diese bei Umweltschützern umstrittene Brachialtour und damit neben einem Yachthafen, Shopping-Center und einem Park jede Menge Platz für Luxusapartments. Das von Renzo Piano verantwortete Gebäude dürfte demnächst neben einem Swimmingpool im Meer mit den teuersten Behausungen auftrumpfen. Wer sich im Renzo einen Quadratmeterpreis von 100 000 Euro leisten kann, braucht natürlich auch für seine Wände entsprechend repräsentative Trophäen.

Fündig konnten die Distinktion suchenden Gutbetuchten gerade gleich nebenan im Grimaldi Forum werden, wo die kleine, aber mit jedem Jahrgang feinere Kunstmesse Artmonte-carlo ihre Position als überschaubarer Kaufplatz mit Urlaubsflair behaupten konnte. Der Ableger der Artgenève hat mit 34 Galerien für Moderne und zeitgenössische Kunst und zwei Juwelieren nicht nur wieder Stammgäste wie Auktionsveteran Simon de Pury oder experimentierfreudige Sammler wie Antoine de Galbert angezogen. Auch das "Nebenprogramm" dürfte diesmal für Synergien gesorgt haben. Eine sehr empfehlenswerte Monet-Schau wurde zeitgleich eröffnet, während sich die Villa Paloma mit den deformierten "Humanoids" eines George Condo vielleicht sogar einen spitzen Kommentar auf die schönheitsmanipulierte Messekundschaft gönnte. Dazu gesellte sich das Auktionshaus Artcurial mit einer Skulpturen-Schau im öffentlichen Raum und einer Versteigerung vom 14. bis 19. Juli, gefolgt von der obligatorischen Monaco Art Week.   

Ein Hirst kollidiert mit keinem Sofa

Unter den Neuankömmlingen fanden sich die Galerie LGDR (Paris, London, New York, Hong Kong), Magnin-A (Paris), Vedovi (Brüssel), Hoffmann + Maler + Wallenberg, hinter der sich der einst wegen Vorwürfen sexueller Belästigung vom Jüdischen Museum in New York geschasste Kurator Jens Hoffmann verbirgt, oder die New Yorker Galerie Van de Weghe, die ihren elegant inszenierten Stand mit Spitzenstücken von Magritte, Léger, Picasso, Calder, Dubuffet, Mitchell, Warhol, Penck und Richter bestückte. Hauser & Wirth, die in Monaco eine gigantische Galerie in der Nähe des Casinos betreiben, haben gleich in den ersten drei Stunden der Preview sämtliche "Monaco Pictures" von George Condo an europäische Sammlungen verkauft.

Entstanden sind sie im Vorfeld der Ausstellung in der Villa Paloma. Die Preise lagen zwischen 40.000 und 200.000 US-Dollar. Die in Florenz 1999 gegründete und in London und Monaco ansässige Moretti Fine Art, sonst Teilnehmer der Tefaf in Maastricht, sorgte für einen Kontrapunkt mit einer "Madonna mit Kind" des Manieristen Pier Francesco di Jacopo Foschi, die sie allerdings schon bei der letzten Messeausgabe nicht verkaufen konnte.

Bei Robilant +Voena aus London war man zuversichtlich, sämtliche Werke auf einer der Superyachten platzieren zu können, ob einen Julian Schnabel im Gewand collagierter Landschaftskarten oder eine artig gepunktete Leinwand von Damien Hirst für zwei Millionen Euro, die mit keinem noch so extravaganten Designersofa kollidieren dürfte. Auf weniger gefällige Werke von Martin Kippenberger stieß man bei der Pariser Galerie Eva Meyer, die neben Fotografien auch eine unerwartet farbenfrohe Serie Radierungen von Man Ray im Gepäck hatte. Das 42.000 Euro teure Unikat "Cactus" von 1969 kam aus der Andy Warhol Collection.                   

Lederwaren für modebewusste Sammler                

Bemerkenswert auch das Gespür der Lederwaren-Firma J. Hopenstand für die Bedürfnisse der modewussten Sammlerschaft, darunter auffällig viele Italiener, Deutsche, "kriegsmüde" Russen und sogar vereinzelt Chinesen. Sie hat das "Project A" ins Leben gerufen, bei dem sie hochkarätigen Künstlerinnen und Künstlern carte blanche geben, um eine Schnalle mit ihrer speziellen Handschrift zu entwerfen.

Für die signierten Editionen von 20 Stück konnten sich Größen wie Dan Graham, Sylvie Fleury, Jaume Plensa oder Hans Op de Beeck gewinnen lassen, der seine Manie für die Farbe Grau auch auf kleinstem Raum triumphieren ließ. Klein wird die Messe selbst übrigens nicht mehr lange bleiben. Bisher konnte sie ihren Ausstellern lediglich eine Fläche von 40 Quadratmetern anbieten. Bis 2025 soll das Grimaldi Forum aber erheblich vergrößert werden. Dann kann sie sich verdoppeln. Geplant ist bereits die verstärkte Zulassung junger Galerien. Wenn darunter nicht die hart erarbeitete Qualität leidet, sind dem Wachstum des Salon d´art contemporain keine Grenzen gesetzt, die schwimmende Nachbarschaft macht es schließlich vor.