Ausstellung als Märchenbuch

Magische Grüße aus Bregenz

Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl im Kunsthaus Bregenz, 2020
Foto: Rudolf Sagmeister, © Jakob Lena Knebl, Ashley Hans Scheirl, Kunsthaus Bregenz

Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl im Kunsthaus Bregenz, 2020

In Österreich darf man wieder Kunst im Museum anschauen. Im Kunsthaus Bregenz haben Ashley Hans Scheirl und Jakob Lena Knebl eine opulente Märchenwelt mit Hexen und Geistern der Malereigeschichte geschaffen

Anders als in Deutschland sind die Museen in Österreich unter Auflagen wieder geöffnet. Wer also Sehnsucht nach sinnlichem Kunstüberfluss hat, kann sich beispielweise im Kunsthaus Bregenz mit den opulenten Installationen des Künstlerinnenduos Ashley Hans Scheirl und Jakob Lena Knebl umgeben. Die Ausstellung ist in drei Teile gegliedert und beschäftigt sich mit Kunst-Mythen und Märchen. So ist im Erdgeschoss eine begehbare Landschaft in frostigen Blautönen aufgebaut, die an Caspar David Friedrichs Gemälde "Das Eismeer" von 1823/24 erinnern. Plakate aus der Zeit des Vormärz in Deutschland verorten das Bild in seinem politischen Zusammenhang, Manchmal schneit es über der Installation.

Im Ersten Obergeschoss sind die bunten Design-Installationen von Jakob Lena Knebl zu sehen, in denen die fast schon erotische Beziehung zwischen Körpern und Dingen thematisiert wird. In den "Seasonal Greetings" im Zweiten Obergeschoss kann das Publikum schließlich ein begehbares Märchenbuch entdecken und sich der ambivalenten Figur der Hexe nähern. Die magisch talentierten Frauen galten lange als Vertreterinnen des Bösen und wurden verfolgt, gefoltert und getötet. Zunehmend werden sie jedoch auch als queere Ermächtigungswesen rezipiert, die pariarchialen Zauber brechen können. Im schattenreichen Märchenwald in Bregenz kann man einigen Exemplaren begegnen.

Ashley Hans Scheirl und Jakob Lena Knebl arbeiteten seit mehreren Jahren zusammen und inszenierten 2017 auch ihre Hochzeit als Performance im Wiener Mumok. Ashley Hans Scheirl war im selben Jahr mit Werken auf der Documenta in Kassel und Athen vertreten. Jakob Lena Knebl hatte unter anderem Einzelausstellungen im Lentos Museum Linz und im Kunstverein Salzburg. 2019 realisierten sie als Duo eine große Arbeit im öffentlichen Raum in Wien. An den eingerüsteten Turm des Rathauses brachten sie ein 70 Meter hohes Bild von zwei roten Silhouetten an, das als größtes Kunstwerk Österreichs vorgestellt wurde. 2022 werden die beiden Künstlerinnen den österreichischen Pavillon auf der Biennale in Venedig bespielen.