Art Basel/Miami Beach

Aufbrüche, Ausbrüche

Bei der Art Basel/Miami Beach trifft der Hightech von heute auf die Avantgarden der Vergangenheit

Draußen am Strand erwartet die Messebesucher ein Hightech-Megaprojekt: Der chinesische Künstler Sun Xun erbaut auf der Länge eines ganzen Straßenblocks eine Halle aus Bambus, die sein neuestes Gesamtkunstwerk enthalten soll. Die von Audemars Piguet gesponserte "immersive installation" enthält einen mithilfe von Hunderten von Assistenten animierten 3-D-Film, Zeichnungen, klassisch asiatische Rollbilder und Designelemente.

Man liebt es eben nicht allzu zurückhaltend bei der Art Basel/Miami Beach, die jedes Jahr im Dezember die nord- und südamerikanischen Marktteilnehmer bei einem guten Sundowner und noch besseren Geschäften unter Palmen vereinen will. Glaubt man den Vorankündigungen, wird die diesjährige Ausgabe der Messe gewohnt stark in der ganz zeitgenössischen Kunst werden: "Nova" heißt die Sektion, bei der gut 30 Galerien Werke zeigen können, die in den letzten drei Jahren entstanden sind. Dort präsentiert Raffaela Cortese beispielsweise eine neue Installation der US-amerikanischen Performance-Legende Joan Jonas, und die Galerie 47 Canal bringt Arbeiten der frisch gekürten Hugo-Boss-Preisträgerin Anicka Yi mit. Noch experimenteller ist die "Positions"-Sektion, in der Einzelpräsentationen von jungen Künstlern zu sehen sind: Die Galerie High Art stellt zum Beispiel die futuristischen, leuchtenden Mikro­kosmen des US-Amerikaners Max Hooper Schneider aus, die er in Aquarien und Glasvitrinen baut.

Doch auch die etablierteren Künstler können besondere kuratorische Aufmerksamkeit bekommen: Unter dem Label "Kabinett" haben auch die Galerien im Hauptsektor die Möglichkeit, einen Bereich ihrer Koje für eine spezielle Künstlerpräsentation abzutrennen. Hier zeigt die Galerie Lehmann Maupin das britische Duo Gilbert & George, und die Galerie Nagel Draxler plant eine Schau mit Werken von Mike Kelley.

Kunsthistorisch und fast museal wird es schließlich im Sektor "Survey". Hier ist Platz für etablierte Modernisten wie den abstrakten Maler David Reed (Peter Blum Gallery), der parallel eine große Einzelausstellung im Pérez Art Museum Miami bekommt, aber auch für weniger bekannte Persönlichkeiten wie die Argentinierin Graciela Carnevale, die in den späten 60er-Jahren mit ihrer Performancekunst auf die Diktatur in ihrem Heimatland reagierte. In der Arbeit "El encierro" (1968, Bild) verschloss sie einen Galerieraum, sodass die Vernissagegäste keinen anderen Ausweg hatten, als die Fenster zu zerschlagen und auszubrechen. Fotos dieser und anderer Aktionen sind bei der Galerie Espaivisor zu entdecken.