Private Kunsthalle

Berlin will Tempelhof-Hangars wieder an Kulturmanager Smerling vermieten

Vorfeld mit Radarturm Tower THF
Foto: Tempelhof Projekt GmbH

Vorfeld des Flughafens Tempelhof mit Radarturm in Berlin

Eigentlich schien das Kapitel "Kunsthalle Berlin" im Flughafen Tempelhof erledigt. Doch nun will das Land offenbar erneut Hangars an die private Stiftung für Kunst und Kultur Bonn e.V. vergeben

Nach der Schließung der ersten Ausstellung in der umstrittenen privaten Kunsthalle Berlin plant der rot-rot-grüne Berliner Senat offenbar eine weitere Zusammenarbeit mit dem Verein Stiftung Kunst und Kultur aus Bonn. Nach Informationen von Monopol hat der Aufsichtsrat der landeseigenen Tempelhof Projekt GmbH dem Vorhaben bereits zugestimmt. Auch das Transformationsbündnis THF, das sich für die Einbindung der Zivilgesellschaft bei der weiteren Nutzung des Flughafens einsetzt, bezieht sich in einer Stellungnahme vom Dienstag auf diese Entscheidung. Demnach sollen die Hangars 2 und 3 ab Anfang 2023 erneut an den Kunstmanager Walter Smerling und seinen Verein vermietet werden. Am Freitag, 24. Juni, soll darüber offenbar auf Senatorenebene beraten werden.

Ende Mai hatte die Ausstellung des französischen Bildhauers Bernar Venet in der Kunsthalle Berlin geschlossen. Auf Nachfrage hatte die Stiftung Kunst und Kultur angegeben, aktuell keine weiteren Projekte in den Räumen des Flughafens zu planen. Zuvor war von einer Mietdauer von bis zu zwei Jahren die Rede gewesen. Doch auch von der Tempelhof Projekt GmbH hieß es vor knapp einem Monat, dass keine Anschlussveranstaltungen geplant seien. Für die Venet-Ausstellung sei ein Veranstaltungsvertrag geschlossen worden, der nun erfüllt sei. Demnach gibt es keine weiteren Verpflichtungen gegenüber des Vereins.

Die private Kunsthalle Berlin war in der Hauptstadt hochumstritten. In mehreren offenen Briefen und Boykottaufrufen protestierten Künstlerinnen, Künstler und Kulturschaffende gegen die Institution - aus ihrer Sicht ein "zynisches, neoliberales Vehikel", das sich durch seinen Namen als öffentliches Haus getarnt habe, um mit den Tempelhof-Hallen einen der größten und repräsentativsten landeseigenen Räume mit privaten Interessen zu besetzen.

Unmut gegen Senat

Smerling, dessen Verein unter anderem das Museum Küppersmühle in Duisburg betreibt, ist für seine hervorragenden Kontakte in Wirtschaft und Politik bekannt. Am Vorabend der Venet-Eröffnung Ende Januar sprach Altkanzler Gerhard Schröder in der Kunsthalle Berlin auf einem Firmenempfang des Immobilienunternehmers Christoph Gröner - einem der Hauptsponsoren der Ausstellung in Tempelhof. Bereits im Sommer 2021 organiserte Smerling im Flughafen Tempelhof die Ausstellung "Diversity United", die unter der Schirmherrschaft des deutschen Bundespräsidenten Steinmeier und des russischen Präsidenten Putin stand.

Während sich der öffentliche Unmut zu Beginn der Debatte um die Kunsthalle Berlin vor allem gegen die privaten Träger des Projektes richtete, geriet im Verlauf der Debatte auch der Berliner Senat unter Beschuss, der dem Verein die Räume nicht nur mietfrei zur Verfügung gestellt, sondern zunächst auch die Hälfte der Betriebskosten beigesteuert hatte. Später übernahm Smerling den Betrag nach der öffentlichen Kritik ganz. 

Trotz des Aufschreis aus der Kulturszene scheint nach Michael Müller auch die neue Regierende Berliner Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) die Hauptstadtpläne der Stiftung Kunst und Kultur e.V. zu unterstützen. Um die Nachnutzung des sanierungsbedürftigen Flughafengebäudes wird seit Jahren gestritten.