"Rückführungen ermöglichen"

Berliner Museen lassen Schädel aus Westafrika untersuchen

Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Foto: dpa

Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Die Staatlichen Museen in Berlin wollen Hunderte Schädel aus Westafrika untersuchen lassen. Die 477 menschlichen Schädel wurden während der Kolonialzeit nach Deutschland gebracht

Mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus den Herkunftsländern soll nun deren Geschichte und genauer Ursprungsort geklärt werden, wie die Stiftung Preußischer Kulturbesitz am Dienstag mitteilte. "Ziel ist es insbesondere, Rückführungen zu ermöglichen."

Zuvor hatte die Stiftung bereits die Herkunft von mehr als 1000 menschlichen Schädeln erforscht, die aus der ehemaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika stammten. "Unter moralischen Gesichtspunkten hätten diese Schädel nie hierhergebracht werden dürfen", sagte der Präsident der Stiftung, Hermann Parzinger, Anfang 2020.

Nach dem Pilotprojekt sollen in den nächsten drei Jahren nun Schädel aus dem Westen des afrikanischen Kontinents untersucht werden. "Die Gebiete, aus denen diese wahrscheinlich überwiegend stammen, gehören heute zu den Ländern Kamerun und Togo", teilte die Stiftung mit.

Deutsche Museen arbeiten seit Längerem daran, ihre Bestände mit Blick auf die Kolonialzeit aufzuarbeiten. So wurden bereits etliche Gebeine in Herkunftsländer zurückgebracht. Die Schädel, die in Berlin untersucht werden, stammen aus früheren anthropologischen Sammlungen der Charité. Rund 7700 menschliche Überreste seien im 19. und frühen 20. Jahrhundert zusammengetragen worden, teilte die Stiftung mit. "Etwa ein Drittel hat einen kolonialen Erwerbungshintergrund aus den ehemaligen deutschen Überseegebieten in Afrika und dem Pazifikraum."