Kassel

Bisher 23.000 Tickets für die Documenta 15 verkauft

Blick auf das Logo der documenta fifteen am ruruHaus in der Kassler Innenstadt
Foto: Swen Pförtner/dpa

Blick auf das Logo der documenta fifteen am ruruHaus in der Kassler Innenstadt

In gut zwei Monaten beginnt die 15. Documenta in Kassel - und schon jetzt ist die Nachfrage nach Karten groß. Auf die veränderte Weltlage durch den Ukrainekrieg will die Großausstellung künstlerisch eingehen

Die kommende Documenta in Kassel steht im Zeichen von Kollektivität und Austausch. Was bedeutet das für die Kunst, die ab Mitte Juni in der nordhessischen Stadt zu sehen sein wird? "Diese Documenta wird anders werden als die anderen", sagt Jörg Sperling vom Documenta-Forum mit Blick auf die asiatischen Einflüsse. "Während im Westen noch mehr auf das einzelne Kunstwerk abgestellt wird, steht dort das Prozesshafte stärker im Fokus." Er erwarte diese Documenta mit ganz besonderer Spannung, sagte der Vorsitzende des Vereins, der die Ausstellungen kritisch begleitet. 

Das Kunstkollektiv Ruangrupa, das die künstlerische Leitung innehat, will eine bestimmte Tradition in den Fokus stellen: die indonesische Lumbung-Architektur. "Lumbung" ist in dem Inselstaat das Wort für eine gemeinschaftlich genutzte Reisscheune, in der die überschüssige Ernte zum Wohle der Gemeinschaft gelagert wird. Diese Tradition des Teilens will das aus Indonesien stammende Kollektiv auf die Weltkunstausstellung in Kassel übertragen.

Die Generaldirektorin der Documenta, Sabine Schormann, kündigt an: Sehr viel "Lumbung" werde zu sehen sein. Die Besucherinnen und Besucher erwarte eine vielfältige, experimentelle, auf kollektiven Prozessen aufbauende Schau. "Man wird die Documenta Fifteen als einen sinnlichen Ausstellungsbesuch mit – unter anderem – Malerei, Installationen, Filmen oder auch Musik und Performance erleben können."

Ein Fluss als Spielort

Noch sind nicht alle Künstlerinnen und Künstler sowie Spielorte der Schau bekannt. Schormann kündigt die Veröffentlichung weiterer Namen und Orte für die kommenden Wochen an. Bereits bekannte Stätten sind neben "Klassikern" wie dem Fridericianum und der Documenta-Halle unter anderem die Grimmwelt und das Ruruhaus, das als eine Art "Wohnzimmer" fungieren soll. Es setzt in der Kasseler Innenstadt bereits farbige und auch erste künstlerische Akzente.

Doch die 15. Ausgabe der Documenta, die als weltweit bedeutendste Schau für zeitgenössischen Kunst gilt, soll sich auch über die Kasseler City hinaus erstrecken. Ruangrupa wolle Zentrum und Peripherie miteinander verbinden und mehr als ein Zentrum schaffen, erläutert Schormann. So sind etwa ein ehemaliges Firmengelände und ein Hallenbad im Osten der Stadt erstmals Spielorte. "Eine besondere Rolle spielt dieses Mal auch der Fluss Fulda, der das Zentrum mit dem Kassler Osten verbindet", erklärt Schormann.

Das Konzept scheint die Neugier der Kunstfans zu wecken. Mehr als 23.000 Tickets seien bereits verkauft worden, "und die Zahlen steigen stetig", berichtet Schormann. Ein schönes Zeichen der Solidarität sei, dass aktuell über 2400 Solitickets verkauft worden seien. Mit ihnen bieten die Käufer einer anderen Person die Möglichkeit zum Besuch der Documenta.

Krieg findet Eingang in die Kunst

Das wohl eindrucksvollste bereits sichtbare Zeichen der Ausstellung sind drei Banner der "Anti War Drawings" des rumänischen Künstlers Dan Perjovschi. Sie wurden kürzlich als Protest gegen den Krieg in der Ukraine am Fridericianum installiert. Documenta-Experte Sperling hofft, dass auch andere Künstlerinnen und Künstler der Schau auf den Krieg Bezug nehmen. Schormann zufolge gibt es einige unter ihnen, die aktuelles Geschehen in ihre Arbeiten einfließen lassen. "Einige der Beteiligten teilen Erfahrungen mit Krieg und bewaffneten Konflikten auch aus anderen Regionen weltweit." Im Zuge der Prozesshaftigkeit der Documenta Fifteen werde der Ukraine-Krieg wahrscheinlich direkt oder indirekt auch Eingang in Beiträge anderer Künstlerinnen und Künstler finden.

Es bleibt also spannend, was die Besucherinnen und Besucher in Kassel am Ende tatsächlich erwarten wird. Die Vorbereitungen hätten an den meisten Ausstellungsorten bereits begonnen, sagt Schormann. Der Aufbau erster Arbeiten auch im Außenbereich werde bald anfangen. Die ganze Kunst wird dann vom 18. Juni bis zum 25. September erlebbar sein.