London

British Museum: Direktor Hartwig Fischer gibt Posten 2024 ab

Der Direktor des British Museums in London, Hartwig Fischer
Foto: Benedict Johnson/British Museum/dpa

Der Direktor des British Museums in London, Hartwig Fischer

Seit mehr als sieben Jahren steht er an der Spitze der wichtigsten britischen Kulturinstitution. Nun zieht Hartwig Fischer im kommenden Jahr weiter. Der deutsche Museumsexperte macht Andeutungen, wohin sein Weg führen könnte

Parthenon-Skulpturen, Stein von Rosetta, ägyptische Mumien - das British Museum in London beherbergt einige der bedeutendsten Kulturschätze der Menschheit. Dass mit Hartwig Fischer vor sieben Jahren erstmals ein Deutscher zum Chef des 1753 gegründeten Hauses wurde, machte damals große Schlagzeilen in seiner Heimat. Nun gibt der Kunsthistoriker seinen Posten ab.

"Nach acht erfolgreichen Jahren an der Spitze von Großbritanniens wichtigster Kultureinrichtung wird Hartwig Fischer sein Amt 2024 aufgeben", kündigte das Museum am Freitag an. Im Herbst werde die Suche für seine Nachfolge beginnen, Fischer werde den Übergang in den kommenden Monaten begleiten.

Fischer leitete zuvor bedeutende deutsche Museen. Er war von 2006 an Direktor des Museums Folkwang in Essen. Im Jahr 2012 wurde er Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Dann wurde er nach London berufen. Als Direktor sollte er dort auch einen "Masterplan" für die Renovierung des historischen Gebäudes erarbeiten. Dieser sei nun weitgehend fertig und werde im Herbst veröffentlicht, hieß es in der Mitteilung. Dann solle es eine Architektur-Ausschreibung geben.

"Ich bin sehr stolz auf das, was wir erreicht haben", wurde Fischer in der Mitteilung des Museums zitiert. Nun sei es an der Zeit, die Führung weiterzureichen. Er freue sich auf die nächste Phase seiner Karriere, sagte Fischer laut Mitteilung. Dabei werde er über den institutionellen Rahmen eines einzelnen Museums hinausgehen und sich für die Rettung und den Erhalt von kulturellem Erbe in Zeiten von Klimakrise, Konflikt, Krieg und Gewalt einsetzen. Welche Aufgabe er genau übernehmen will, ließ Fischer noch offen.

Kurz nachdem er seinen Posten 2016 angetreten hatte, kündigte er im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur an, die Präsentation der Dauerausstellung neu zu überdenken, "um dem Besucher Geschichten zu erzählen, die von der tiefen Vernetzung weltweiter Kulturen zeugen". Für dieses langfristige Projekt peilte er damals mindestens zehn Jahre an. Dass es nun nur acht Jahre wurden, dürfte ihm aber nicht als Scheitern ausgelegt werden.

Fischer steuerte das Museum durch die politisch turbulente Zeit des Brexits und die schwierige Phase der Corona-Pandemie. Während der Lockdowns wurde das digitale Angebot des Museums massiv ausgebaut, mehrere Abteilungen wurden umgestaltet, darunter die zu China und Südasien, Japan und der Islamischen Welt.

Eine goldene Ära deutsch-britischer Kulturbeziehungen

Interviews gab Fischer nur selten. Anders als der frühere Direktor des Victoria and Albert Museums (V&A), Martin Roth, der ebenfalls aus Deutschland kam und Fischers Vorgänger als Leiter der Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden war, mischte er sich nicht in gesellschaftliche Debatten in Großbritannien ein. Roth, der 2017 starb, hatte sich schwer enttäuscht über die Entscheidung der Briten zum EU-Austritt gezeigt und seinen Posten aufgegeben.

Die kurze Zeit, in der zwei Deutsche an der Spitze großer britischer Museen standen, wirkt im Rückblick beinahe wie eine goldene Ära deutsch-britischer Kulturbeziehungen. Zeitgleich war auch Fischers Vorgänger als Direktor des British Museum, der Brite Neil MacGregor, Gründungsintendant des Humboldt Forums in Berlin.

Große Zurückhaltung übte Fischer auch in der Frage der Rückgabe von Kulturgütern aus der Kolonialzeit. Das British Museum ist mit einer ganzen Reihe von Rückgabeforderungen konfrontiert, nicht zuletzt bei den Parthenon-Skulpturen und den Benin-Bronzen. Anders als mehrere Institutionen in Deutschland und anderen Ländern entschied sich das British Museum aber nicht zu einer Rückgabe. Fischer betonte dazu stets den universellen Charakter des Hauses. Es sei "ein Museum der Welt für die Welt", sagte er dem "Guardian" einmal.