Fake-Biografie

Franzose feiert als chinesischer Künstler Erfolge

Weil sich seine Kunst in Shanghai schlecht verkaufte, erfand der Franzose Alexandre Ouairy ein chinesisches Alter Ego, dessen Werk weitaus größere Summen erzielte. Der perfekte Businessplan?

Der in Nantes geborene Künstler Alexandre Ouairy hat zugegeben, dass er seit mehr als zehn Jahren Werke unter dem chinesischen Pseudonym Tao Hongjing verkauft.  In Pressetexten wurde Hongjing laut der französischen Pressegentur Agence France Presse als stereotypischer Chinese beschrieben: "Die große Veränderung kam, als sein Vater einen Fernseher kaufte, den ersten in der Nachbarschaft. Von diesem Moment an konnte Tao die Welt sehen und sein Land verstehen."

Nur dass Tao eigentlich Alexandre heißt und sein Vaterland Frankreich ist und nicht China. Jetzt hat der Künstler sein Pseudonym abgelegt und will sich mit seiner aktuellen Ausstellung "Death is Going Home" in der Red Gate Gallery in Peking endgültig von seiner doppelten Identität verabschieden.

Die Idee des Alter Ego basierte auf einem Vorschlag seines Galeristen in Shanghai. Vor mehr als zehn Jahren stieg die Nachfrage nach zeitgenössischer Kunst in China rasant an. Doch Ouairys Arbeiten verkauften sich nicht, denn die Sammler waren größtenteils Ausländer und auf der Suche nach chinesischen Künstlern. "China war für seine gefälschten Prada- und Gucci-Taschen bekannt. Also warum sollte ich nicht auch einen Fake-Künstler kreieren?"

Das Pseudonym wählte Ouairy in Anlehnung an einen Philosophen aus dem 5. Jahrhundert. Es dauerte nicht lang bis er sich als Tao Hongjing einen Namen in der lokalen Kunstszene machte. Während eine Arbeit von Ouairy vor seinem Identitätswechsel rund umgerechnet etwas über 200 Euro kostete, liegen die Preise in seiner aktuellen Ausstellung in Peking bei fast 30.000 Euro pro Werk.

Ouairy spielt mit einer allgemein bekannten und leicht zugänglichen chinesischen Symbolik. Seine Arbeiten umfassen chinesische Zeichen aus Neonlicht, goldene Buddha-Statuen sowie Tintezeichnungen von Industrielandschaften auf Reispapier.

Mittlerweile sei es nicht mehr nötig, das Pseudonym aufrechtzuerhalten, so der Künstler, denn die kulturellen Unterschiede zwischen Chinesen und Ausländern seien jetzt geringer. Außerdem sei er jetzt bekannt genug. Und die Reaktion der Sammler? Verständnisvoll.