Hochhaus-Kletterer in Frankfurt

Der An-Den-Wolken-Kratzer

Der Extremsportler Alain Robert sorgt immer wieder mit spektakulären Kletteraktionen für Aufsehen. Jetzt hat er ohne Sicherung das Skyper-Hochhaus in Frankfurt bezwungen

Hochhäuser lösen seit ihrem Durchbruch Ende des 19. Jahrhunderts gemischte Gefühle bei Menschen aus. Einerseits sind die Wolkenkratzer faszinierende Zeugnisse technischen Fortschritts und des Willens, neue urbane Weltwunder zu erschaffen, die die Silhouette der Metropolen prägen. Gleichzeitig sind sie Manifeste der Unersättlichkeit und eines räuberischen Kapitalismus, der die Büroturm-Innenstädte überall auf der Welt für den Großteil der Bevölkerung unerschwinglich und unbewohnbar macht. 

Bei manchen scheinen die architektonischen Riesen jedoch auch eine Sehnsucht nach der Höhe zu entfachen. Alain Roberts aus Frankreich zum Beispiel misst seinen Körper regelmäßig mit der Superlative-Architektur weltweit. Meist ohne Sicherung hat der Extremkletterer bereits um die 70 Wolkenkratzer bestiegen, darunter das Empire State Building und das höchste Haus der Welt, den Burj Kalifa in Dubai. Am gestrigen Samstag nahm er sich das 153 Meter hohe Skyper-Hochhaus in der deutschen Vertikal-Hauptstadt Frankfurt am Main vor. Der auf einer Seite halbrund gekrümmte Turm mit 39 Etagen und gläserner Vorhangfassade rangiert auf dem 15. Platz der höchsten Gebäude in Deutschland.

Polizei-Eskorte am Boden

Für die unangemeldete Klettertour brauchte Robert gut 20 Minuten, zurück auf dem Boden wurde der 57-Jährige von Polizisten abgeführt. Es handele sich um eine Ordnungswidrigkeit, wie die Polizei mitteilte. Außerdem werde geprüft, ob sich Alain Robert wegen Hausfriedensbruch verantworten muss.

Die Aktion war nicht sein erster Aufstieg auf das Skyper-Hochhaus, in dem unter anderem mehrere Banken residieren. 2008 entrollte er beim Klettern ein Transparent, das auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam machen sollte. Schon seit Jahren nutzt Alain Robert seine Medienpräsenz, um sich für Umweltschutz und Nachhaltigkeit einzusetzen.

Die Rolle der Wolkenkratzer ist übrigens auch in den gegenwärtigen Zukunftsdebatten eine zwiespältige. Einerseits heizen die Glastürme Großstädte wie Frankfurt noch weiter auf, andererseits soll das Bauen in die Höhe den Platzmangel in den Metropolen bekämpfen und Experimentalorte für nachhaltigeres Wohnen schaffen. Nicht alle Fassaden von Hochhäusern müssen dabei so abweisend gläsern glatt sein wie der Skyper-Turm. Aber vielleicht ist es genau diese völlige Entfremdung vom menschlichen Maß  - die unter anderem der Künstler Daniel Pflumm für eine Filmarbeit eindrucksvoll in Szene gesetzt hat - die Alain Robert immer wieder reizt, dem Glas und dem Stahl die Stirn zu bieten.