Ausstellung in Mini-Kunsthalle

Der Himmel als Readymade

Der Künstler Rudolf Herz begibt sich auf die Spuren von Marcel Duchamp und stellt im schweizerischen Cully aus - im kleinsten Museum der Welt

Marcel Duchamp steckt in der Krise. Gerade hat der Salon des Indépendants sein neuestes Bild abgelehnt: „Akt, eine Treppe herabsteigend“. Im Sommer 1912 wird dem Künstler klar, er muss etwas anderes schaffen als solche spätkubistischen Studien – aber was? Dann ist da noch ein uneheliches Kind, und er hat sich in die Frau seines Vertrauten Francis Picabia verliebt. Als seelischer Fluchthelfer erweist sich der Freund Max Bergmann, der ihn nach München einlädt. Hier beginnt eine andere Geschichte.

Recherchiert hat sie der Münchner Rudolf Herz. Seit vielen Jahren ist er Duchamp auf der Spur und widmet dem Erfinder der Konzeptkunst Projekte. Von einem Kunstflieger ließ er den Himmel mit „Duchamp“ signieren. Auch fand Herz heraus, wo genau der Franzose in jenem Sommer in München lebte, und rekonstruierte  die Wohnung, die dem Ingenieur August Gress gehörte.

Heraus kam ein Modell, das ab 17. Dezember im kleinsten Museum der Welt ausstellt wird: in der Kunsthalle Marcel Duchamp im schweizerischen Cully, die vom tragbaren Ausstellungsraum des Meisters, der "Box in a valise" (1935-41), inspiriert ist.

Herz jedenfalls ist überzeugt, dass es Gress war, der seinen Mieter auf neue Gedanken brachte; dass er Duchamps Interesse für technische Phänomene und damit auch die Wandlung vom Maler zum Konzeptkünstler vorantrieb. Drei Monate blieb Duchamp in München. Gegen die Krise halfen Besuche in der Alten Pinakothek und Zigarren der Marke Virginia.

Kunsthalle Marcel Duchamp, Cully, Schweiz, ab 17. Dezember, immer geöffnet