Markante Halle

Die Pyramide von Mainz

Unweit der Autobahn 60 sticht in Mainz eine Pyramide ins Auge. Bauherr ist ein Zahnarzt aus der Landeshauptstadt. Eine exzentrische Verrücktheit? Die Erklärung für die Existenz dieses 30 Meter hohen Bauwerks ist dann doch weniger surreal als sein Anblick

Immer wieder in der Geschichte haben Sonderlinge und unverstandene Visionäre skurrille, nutzlose Architekturen geschaffen: Am bekanntesten sind wohl Sabato "Simon" Rodia mit seinen "Watts Towers" in Los Angeles, der Postbote Ferdinand Cheval mit seinen "Palais idéal" oder der unbekannte Schöpfer der "Shell Grotto" in Margate. Hinter der "Mainzer Pyramide", ein rund 30 Meter hohes, mit Kunstschiefer verkleidetes Bauwerk auf freiem Feld, steckt ein Zahnarzt. Ist die Welt um einen verrückten Zierbau reicher?

Doch es ist dann leider etwas ernüchternd: Das Bauwerk ist einfach nur eine Multifunktionshalle in Pyramidenform: Hier wird regelmäßig gefeiert oder getagt. Nein, ein Jugendtraum sei das nicht gewesen, vielmehr eine "reine Business-Entscheidung", sagt Harald Geiling, der als Zahnarzt nur noch zwei Nachmittage in seiner Praxis arbeitet. Der erste Gedanke an ein Eventcenter kam ihm 1996, 2000 kaufte er das Grundstück, 2005 wurde der Bauantrag genehmigt.

Gebaut wurde die Pyramide Geiling zufolge ohne Generalunternehmer, sondern selbst von ihm und einem Team drumherum - ohne große Schulden aufzunehmen, Schritt für Schritt über mehrere Jahre. 2015 gingen die ersten Veranstaltungen über die Bühne. Bis zu 1800 Menschen passen hinein, die Pyramidenspitze hat eine Deckenhöhe von 18 Metern, von einer überglasten Terrasse lässt sich bis zur Frankfurter Skyline blicken.

In der Pandemie aber ruht der Betrieb. Für eine Weile wird dieser ungewöhnliche Bau nun tatsächlich Staffage-Architektur: eine Irritation in einer Welt, in der alles schon immer klar ist.

(Mit dpa-Quellmaterial)