Haus der Geschichte Bonn

Drosten-Räuchermann kommt ins Museum

In der Werkstatt des Spielzeugmachers Tino Günther in Seiffen raucht der neuesten Figur des Sortiments der Kopf: Der Virologen-Räuchermann mit seinem Mund-Nasen-Schutz erinnert stark an den Charité-Virologen Drosten
Foto: dpa

In der Werkstatt des Spielzeugmachers Tino Günther in Seiffen raucht der neuesten Figur des Sortiments der Kopf: Der Virologen-Räuchermann mit seinem Mund-Nasen-Schutz erinnert stark an den Charité-Virologen Drosten

Die Räuchermann-Figur des Virologen Christian Drosten ist erst wenige Monate alt, aber schon ein Artefakt des Corona-Jahrs 2020 - und soll nun einen Platz im Museum erhalten

Der Virologe Christian Drosten soll schon bald einen Platz im Haus der Geschichte in Bonn erhalten: als erzgebirgischer Räuchermann. Dabei ist die Figur des Kunsthandwerkers Tino Günther aus Seiffen erst wenige Monate alt. Das Museum für Zeitgeschichte in Bonn habe ein Exemplar für seine Sammlung geordert, sagte Sprecher Peter Hoffmann am Mittwoch auf Anfrage. Darüber hatte zuvor "Bild.de" berichtet.

Die Bestellung habe ihn überrascht, gestand Günther. "Das macht mich extrem stolz." Das Interesse an der Figur sei so groß, dass sein Betrieb wöchentlich etwa 500 Exemplare verschicke - auch ins Ausland. Der Drosten-Räuchermann verkörpere ein Stück Zeitgeschichte und illustriere, wie der Wissenschaftler der Berliner Charité während der Corona-Pandemie Eingang in die Populärkultur gefunden habe, erklärte Museumssprecher Hoffmann. Dies belege beispielsweise auch das Lied "Ich habe Besseres zu tun" der Punkband ZSK. Das Haus der Geschichte sammle derzeit Hunderte Objekte zu verschiedenen Themen rund um Corona. Dazu gehörten etwa ein Trikot des ersten Fußballspiels ohne Publikum oder coronakonforme Weihwassertücher. Einen Termin für eine Ausstellung dieser Exponate gebe es noch nicht.

Seit Günther im Herbst seinen Drosten-Räuchermann vorgestellt hatte, kann er sich vor Bestellungen kaum retten. Seit Jahresbeginn laufe die Produktion auf Hochtouren, berichtete er. Daran arbeiteten rund 30 Personen inklusive Zulieferer mit. Etwa 10.000 Bestellungen seien bisher eingegangen, und ein Ende sei nicht in Sicht. "Ungewöhnlich ist, dass sich viele Empfänger per E-Mail oder Telefon bedanken, wenn sie den Räuchermann bekommen haben. Das ist mir noch nicht untergekommen." Mitunter erzählten sie dabei auch eigene Geschichten zu Corona. "Wir könnten ein Buch darüber schreiben", sagte Günther.

Nussknacker als "Covid Fighter"

Der Spielzeugmacher ist nicht mehr der einzige im Erzgebirge, der auf das Virologen-Motiv setzt. So hat Steinbach Volkskunst in Marienberg vor wenigen Tagen in den USA einen Nussknacker als Virologen vorgestellt. Der "Covid-19 Fighter" mit Mundschutz, weißem Kittel und Spritze erinnert eher an den Leiter des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, als an dessen Charité-Kollegen Christian Drosten.

Traditionell sollen Nussknacker böse Geister vertreiben, erläuterte Steinbach-Geschäftsführer Rico Paul. Daran knüpfe die neue Figur in Corona-Zeiten an. "Die Resonanz ist überwältigend." Innerhalb kurzer Zeit sei der komplette Lagerbestand an amerikanische Kunden ausverkauft gewesen. Nun will das Unternehmen rasch nachproduzieren.

Günther hat keine Einwände gegen den Virologen-Nussknacker, da ein eigenes Design erkennbar sei. Dagegen sei er im Internet auch schon auf ein Plagiat seiner Figur gestoßen. "Das ist Diebstahl geistigen Eigentums, und mein Anwalt hat ein Abmahnschreiben verschickt."

Nach dem Erfolg der Räuchermann-Figur hoffen die Seiffener, dass auch der echte Drosten ihnen einen Besuch abstattet - wenn touristische Reisen wieder erlaubt sind. Dazu wollen sie ihm demnächst eine Einladung schicken. In dem idyllischen Spielzeugdorf will Günther dem Virologen nicht nur seine Werkstatt zeigen, sondern auch mehr über dessen Beruf erfahren.