Gerüchte um Uffizien-Direktor Schmidt

Was kommt nach den Gentileschis und Caravaggios?

Seit Monaten wird spekuliert, der scheidende deutsche Uffizien-Direktor Eike Schmidt wolle Bürgermeister von Florenz werden. Oder hat er Pläne mit einem anderen Museum? Unser Autor hat sich umgehört

Sicher ist nur eines: dass die Amtszeit von Eike Schmidt endet. Der 55-jährige Direktor der Florentiner Uffizien, des bestbesuchten italienischen Museums, muss seinen Posten nach acht Jahren räumen. Aber nicht, wie in Deutschland kolportiert wurde, weil die rechtsgerichtete Regierung Meloni ihn aus dem Amt kegelt, sondern schlicht, weil seine zweite, wiederum vierjährige Vertragsdauer endet und eine nochmalige Verlängerung gesetzlich ausgeschlossen ist. Diese Regelung hatte der der Linken zugerechnete Kulturminister Dario Franceschini 2015 eingeführt, zugleich mit der Öffnung der Spitzenpositionen im Museumsbetrieb für Ausländer.

Ausländer ist der mit einer Italienerin verheiratete Schmidt in Kürze nicht mehr, er soll am 28. November die italienische Staatsbürgerschaft erhalten. Unabhängig davon ist er seit Monaten gerüchteweise im Gespräch als Kandidat für den Oberbürgermeisterposten in Florenz. Schmidt hat diese, in den Medien ausgewalzten Gerüchte weder bestätigt noch dementiert, so dass er für seine Person weiterhin maximales Aufmerksamkeit erhält.

Immerhin zeigt das Gerücht, wie stark Schmidt von der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Die Veränderungen, die er in seiner Amtszeit in den Uffizien eingeführt hat, sind von größter Bedeutung für die überwiegend vom Tourismus lebende Stadt am Arno. So hat Schmidt die Dauerpräsentation neu geordnet und den wichtigsten Künstlern der Renaissance jeweils eigene Säle zugewiesen, in denen die von den Besuchern millionenfach fotografierten Hauptwerke ausreichend Platz erhalten haben. 

Kritik am noch amtierenden linken Bürgermeister

Zugleich wurde die Beleuchtung so auf die Gemälde ausgerichtet, dass Smartphone-Selfies aufgrund der Helligkeitsdifferenz von Kunstwerken und Saal nicht mehr gut möglich sind. Er habe, so Schmidt, dem Blick der Besucher ganz auf die Kunstwerke konzentrieren wollen.

Anderes ist noch in der Mache. So ist der berühmte "Korridor" von den Uffizien über den Arno hinweg zum Palazzo Pitti, dieser einst den Medici vorbehaltene Gang abseits vom Rummel der Straße, immer noch nicht renoviert und für das Publikum geöffnet. Sicherheitsfragen, etwa hinsichtlich der erforderlichen Fluchtwege, sind wohl der Grund dafür. Als Bürgermeister von Florenz wäre Schmidt weiterhin ganz nah dran an den Uffizien und deren Adaptierung für den mittlerweile nicht einmal mehr in der dunklen Jahreszeit abreißenden Millionenstrom an Touristen.

Neue Nahrung erhielt das Bürgermeister-Gerücht durch die jüngste Kritik Schmidts am noch amtierenden (linken) Bürgermeister Dario Nardella. Der will zusätzliche Sicherheitskräfte in den Einkaufszentren und -zonen der Stadt einsetzen. Schmidt wirft ihm vor, das zuvor von ihm für die Uffizien angeforderte Sicherheitspersonal verweigert zu haben. Im August hatten zwei junge Deutsche Teile der Fassade am Arno-Ufer beschmiert, was erhebliche Proteste der Öffentlichkeit auslöste. Seit Jahren ist die kritische Sicherheitslage in der Stadt ein Thema der Florentiner Politik.

Geht es nach Neapel?

Statt der Bürgermeisterkandidatur ist allerdings durchaus möglich, dass die von Kennern der Uffizien gestreute Nachricht zutrifft, Schmidt habe sich für das Direktorat des kaum minder renommierten Museo di Capodimonte in Neapel beworben. Dort steht gleichfalls ein Führungswechsel an. 

Eine solche Bewerbung steht ihm den Regularien nach frei, und auch, dass er, sollte er anderswo anheuern, anschließend wiederum für die Leitung der Uffizien kandidieren könnte. Eine vierjährige Abwesenheit von Florenz könnte Schmidt verkraften. 

Er hat nicht nur als Museumsmanager Maßstäbe gesetzt, sondern nimmt ebenso an der inhaltlichen Arbeit teil, wie die derzeitige, gemeinsam mit Gerhard Wolf und Cristiana Caraffa vom Deutschen Kunsthistorischen Institut in Florenz kuratierte Ausstellung zu Aby Warburg und seinem Bilderatlas "Mnemosyne" zeigt. Sie ist mitten unter die von Warburg herangezogenen Kunstwerke der Uffizien gemischt und unterstreicht den intellektuellen Anspruch des Museums. Zunächst aber steht die Personalpolitik im Fokus: Bleibt Schmidt in Florenz, oder geht er ins "Exil"?